Süddeutsche Zeitung

Entscheidung des Krisenstabs:München sagt Christkindlmärkte wegen Corona ab

Wegen der steigenden Infektionszahlen fallen sämtliche Veranstaltungen aus - auch in den Stadtvierteln.

Von Anna Hoben

Der Christkindlmarkt auf dem Marienplatz findet in diesem Jahr nicht statt. Der Corona-Krisenstab der Stadt hat am Freitagnachmittag entschieden, ihn vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen abzusagen. Auch die Weihnachtsmärkte in den Stadtvierteln müssen in diesem Jahr ausfallen. "Es war ein zähes Ringen und keine einfache Entscheidung", sagte Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU). Man habe die Schicksale der Marktbeschicker abgewogen gegen das gesundheitliche Wohlergehen der Münchner. Man habe auch alternative Szenarien durchdiskutiert, "aber es hat keinen Sinn". Den Markt stattfinden zu lassen, während die Gastronomie schließen muss, das hätten die Menschen nicht verstanden, so Baumgärtner.

Erst vor wenigen Wochen hatte der Stadtrat beschlossen, den Christkindlmarkt coronakonform stattfinden zu lassen - mit deutlich mehr Platz für die Stände und einer zeitlichen Ausdehnung bis zum 10. Januar. Daraus wird nun nichts. "Ich hätte uns allen gewünscht, dass wir dieses so belastende Jahr wenigstens mit dem traditionellen Christkindlmarkt hätten ausklingen lassen können", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Nun müsse aber die Kontaktbeschränkung oberste Priorität haben. "Und für die Beschicker bringt die Absage wenigstens Klarheit statt einer noch tage- oder wochenlangen Hängepartie."

Die Zahlen der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in München steigen unterdessen weiterhin. Der Inzidenzwert liegt laut Robert-Koch-Institut aktuell bei 129,8. In den vergangenen sieben Tagen haben sich also fast 130 von 100 000 Einwohnern mit dem Virus angesteckt. Am Donnerstag wurden 348 neue Fälle gemeldet. Die Reproduktionszahl liegt bei 1,24 - statistisch gesehen stecken 100 Infizierte 124 Menschen an. Auch im Münchner Rathaus gibt es nun einen Corona-Fall. CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl bestätigte am Freitagabend, dass ein Mitglied seiner Fraktion positiv getestet worden sei.

Abgesagt sind auch der Faschingsauftakt am 11.11. mit der Narrhalla auf dem Viktualienmarkt und das Faschingstreiben am Faschingsdienstag mit dem Tanz der Marktweiber. Die Stadt rief angesichts der stark zunehmenden Dynamik dazu auf, am Samstag auf Halloween-Partys zu verzichten. "Die Ansteckungsgefahr erhöht sich, gerade wenn gesungen oder gerufen wird und Süßigkeiten ausgetauscht werden", sagte Rudolf Fuchs, kommissarischer Leiter des Gesundheitsreferats.

Der Ärztliche Kreis- und Bezirksverband München, die Vertretung von mehr als 20 000 Münchner Ärztinnen und Ärzten, hat unterdessen Zustimmung für den Teil-Lockdown geäußert, der am Montag beginnen soll. "Wir haben auch in München keine Alternativen, um den Zuwachs an Infektionen zu verlangsamen", sagte der Verbandsvorsitzende Christoph Emminger. Es seien nun drastische Maßnahmen gefordert.

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SZ vom 31.10.2020
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