Weihnachten in München:Spinnenbabys am Christbaum

Weihnachten in München: Hier hätte er schon früher hingehört, stattdessen wurde der Christbaum zur heimischen Brutstätte.

Hier hätte er schon früher hingehört, stattdessen wurde der Christbaum zur heimischen Brutstätte.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Woran man merkt, dass die Tanne wieder mal zu lange im Wohnzimmer gestanden hat.

Kolumne von Isabel Bernstein

An Heiligdreikönig war man schon fast so weit: Der Christbaum stand immer noch schön geschmückt, aber schon nicht mehr ganz so majestätisch wie zwei Wochen zuvor im Wohnzimmer, und die Frage, ob man die Kerzen noch einmal gefahrlos würde anzünden können, beantwortete man mit Nein. Aber ihn abschmücken und entsorgen? Sicher, wäre eine gute Idee, ganz in der Nähe an der Grundschule könnte man ihn auch ohne großen Aufwand abgeben. Andererseits: Weihnachten ist ein Fest der Traditionen, und zu denen gehört es auch, den Zeitpunkt zu verpassen, den Baum ohne großes Nadeln aus der Wohnung zu werfen. Also, Füße hoch und die Dörr-Tanne bestaunen!

Bis die Tage - die Christbaum-Annahmestelle an der Grundschule hatte schon wieder geschlossen - der Blick auf einen der Kerzenhalter fiel. Was war das Weiße an der roten Kerze? Spinnweben? Ah, steht der Baum wohl doch schon etwas lange. Und was ist das? Winzig kleine Kügelchen an den Spinnweben? Hm, die Kügelchen bewegen sich. Sind das... das sind doch wohl nicht... Babyspinnen?

Spätestens jetzt schwant einem, dass man doch an Heiligdreikönig hätte tätig werden sollen. Schnell die Spinnen-Kerze entfernt und auf die Terrasse geworfen. Das war es jetzt mit Weihnachten für dieses Jahr, aber wirklich! Alles muss weg und gesäubert werden. Als erstes an der Reihe: natürlich die Kerzenhalter. Kurzer Blick ins Internet, das erstbeste Forum empfiehlt, heißes Wasser darüber zu gießen, um Wachsreste zu entfernen. Es funktioniert: Im Nu ist sind die Reste aus dem Förmchen verschwunden, eine super Idee.

Oder doch nicht? Das Waschbecken ist nun mit einer Wachsschicht überzogen, und auch die Kerzenhalter, sobald sie aus dem Wasser genommen werden. Bei der Rückkehr ins Wohnzimmer stellt man fest, dass die Kugeln bereits unter einer zentimeterdicken Staubschicht verschwunden sind und die Spinnen die Abwesenheit ausgenutzt haben. Sie haben inzwischen drei Viertel des Christbaums eingesponnen und dort eine Geburtenstation eingerichtet. Und die Nadeln? Rieseln leise wie Schnee zu Boden.

Raus, raus damit. Nächstes Weihnachten kommt eine Plastiktanne ins Haus, und die wird spätestens an Heiligdreikönig im Keller verstaut. Wer sagt eigentlich, dass der Christbaum erst an Lichtmess am 2. Februar abgebaut gehört? Das können doch nur Arachnologen sein.

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