Süddeutsche Zeitung

Arbeiten in Bildern:"Ich funktioniere erst in der Nacht kreativ"

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Chris Pham

Von Max Fluder, München

Chris Pham ist vieles. Er macht Musik, als Mitglied der Band Color Comic, aber auch alleine für sein Solo-Projekt santans. Er dreht, führt Regie und produziert Videos aller Art. Er fotografiert. Und der Ausgangspunkt vieler seiner Projekte ist ein Zimmer in seiner Wohnung. "Das ist der Raum, in dem ich kreativ werde. Es ist der Raum, in dem ich esse. Es ist der Raum, in dem ich Freunde treffe. Der Raum ist auch ein Lager für mich", sagt Chris.

Seinen Arbeitsplatz nennt Chris liebevoll "Lunar System", Mondsystem. Vieles an dem Raum erinnert an das Weltall. Kleine Lichter an den Regalen wirken wie Sterne am Himmel, die Lampe hat etwas Abgespactes, und natürlich dürfen auch Mondzeichnungen nicht fehlen. Chris sagt: "Ich funktioniere erst in der Nacht kreativ - und wenn ich den Mond sehe, dann macht das etwas mit mir."

An der einen Wand hängt eine Checkliste. Dort kreuzt Chris ab, wie weit er mit den jeweiligen Songs ist und um was sich noch gekümmert werden muss. Ziemlich bürokratisch für einen Kreativen? "Es geht so chaotisch zu, dass ich einen Plan brauche", sagt Chris. Und: "Auch wenn Musik ein kreatives Schaffen ist, ist es Arbeit." Die Blume, die auf dem kleinen Brettchen abgelegt ist, ist übriggeblieben, als Chris sich seine Bühnendeko bastelte. Blumen spielen für ihn eine besondere Rolle: Auch der Name seines Soloprojekts geht auf eine zurück.

Die Filmklappe und die Drohne benutzt Chris für Videodrehs. "Die Filmklappe, die war schon bei vielen Musikvideodrehs dabei. Auch beim ersten, wo ich mir eingebildet habe, ich brauche eine Filmklappe, auch wenn ich nicht wusste, wofür man sie hernimmt", sagt Chris. Heute strukturiert sie ihm die Postproduktion von Videos - und taucht auch in so manchem Video noch auf. Das Exemplar hier hat aber ausgedient und ist jetzt ein Erinnerungsstück.

"Ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen", sagt Chris. Für ihn hat Musik vor allem eine emotionale Bedeutung - er verknüpft bestimmte Momente mit konkreten Songs. Der Soundtrack seines Lebens, wenn man es denn so nennen will, wird immer länger. Wenn er selbst Musik produziert, passiert es ihm oft, dass er in der Arbeit versinkt. Er sagt: "Ich verliere dann die Zeit."

In einem Regal sammelt Chris die technische Ausrüstung zum Filmen und Fotografieren, direkt daneben hängen Gitarren und weitere Instrumente. Auf den Innenseiten der Regalbretter hängen Zeichnungen. "Die sind alle von Künstler und Künstlerinnen, die ich über die Jahre kennengelernt habe", sagt Chris. Auch ein Druck seiner Schwester ist dabei: Sie zeigt einen kopflosen Menschen, aus dem eine Blume wächst. Chris sagt: "Eine Blume ist vergänglich. Und auch mit Video hält man nur einen Moment fest. Genauso ist Musik nur eine Momentaufnahme."

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