Repräsentantin für bayerisches Bier:Ein Casting für die Königinnen

Repräsentantin für bayerisches Bier: Die amtierende Bierkönigin Sarah Jäger mit ihren Nachfolgerinnen in spe.

Die amtierende Bierkönigin Sarah Jäger mit ihren Nachfolgerinnen in spe.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

20 Frauen nehmen in München an der Vorauswahl zum "staatstragenden Amt" der bayerischen Bierkönigin teil. Auf die Siegerin wartet vor allem eines: viele Termine.

Von Thomas Becker

Sabine Liebl hat sich schon was überlegt für diesen besonderen Tag. Mit zwei Dutzend anderen jungen Frauen bewirbt sie sich für die Endausscheidung zur Wahl der Bayerischen Bierkönigin. Seit 2009 lässt der Bayerische Brauerbund eine Herrscherin über sein wohl höchstes Kulturgut wählen. Ihre vordringlichste Aufgabe: Sie soll Lust auf wohldosierten Biergenuss machen und die Menschen über die Einzigartigkeit des bayerischen Bieres und die Besonderheiten der bayerischen Brauwirtschaft informieren.

Keine ganz geringe Aufgabe, Lothar Ebbertz, der Hauptgeschäftsführer des Brauerbunds, spricht gar von einem "staatstragenden Amt". 70 Bewerberinnen habe es heuer gegeben - ein weiterer Beweis für die Zugkraft dieser repräsentativen Aufgabe. Aus 70 wurden 23 zum Casting im München GOP Varieté-Theater ausgewählt, drei Damen sagten kurz vorher krankheitsbedingt wieder ab, so dass sich nun also 20 Königinnen in spe für die sechs Finalplätze bewerben, aus denen dann am 25. Mai im Löwenbräukeller die Herrscherin über das bayerische Bier gewählt wird.

Vorbereitend werden die Finalistinnen im Rahmen einer Studienfahrt nach Kulmbach ins Bayerische Brauereimuseum vom Brauerbund geschult. Zudem erhalten sie zwischen Casting und Finale ein Medientraining. Reichlich Ansporn also, so dass sich Sabine Liebl für den großen Casting-Tag mal lieber ihren Glücksbringer mitgebracht hat - in Gestalt von Xaverl, ihrem stylischen Rucksack-Bären. Die 33-jährige aus Tittmoning ist wie ihre Mitbewerberinnen natürlich im Dirndl erschienen.

Auf Facebook hatte sie von der Wahl erfahren und sich gedacht: "Raus aus der Komfortzone, bewirb dich!" Als junges Ding habe sie sich mal als Herbstfest-Madl beim Erdinger Volksfest bewerben wollen, sich dann aber doch nicht getraut, erzählt sie. Im richtigen Leben macht sie gerade eine Weiterbildung zur Heilpraktikerin, sei aber beim Feiern diejenige, die "als Erste auf dem Tisch tanzt".

Nach dem absolvierten Casting sitzt sie nun mit den Konkurrentinnen im Foyer und wartet auf das Votum der Jury, eine aufgeregte Schar, von blond bis brünett, von Engelslocken bis zum geflochtenen Zopf, Dirndl in allen Farben und Formen - und beinahe jede hat das passende Getränk vor sich: Bier. Nicht dass einen die Jury noch mit einem stillen Wasser erwischt.

Nach einer gefühlten Ewigkeit: die Entscheidung. Die sechs Glücklichen kommen aus Passau, Peißenberg, Bad Tölz, Würzburg, Traunstein und Kempten. Nicht aus Tittmoning. Sabine Liebl wird sich auf ihre Weiterbildung konzentrieren können, wird nicht wie die bisherige Amtsträgerin Sarah Jäger von April bis Jahresende 143 Termine im Dienst des bayerischen Bieres absolvieren. Wobei sie sagt: "Man muss aber nicht jeden Termin wahrnehmen, man hat schon die Wahl." Sie habe allerdings "alles mitgenommen". Einen schönen Satz gibt Sarah Jäger ihren möglichen Nachfolgerinnen noch mit: "Egal auf welcher Veranstaltung ihr seid: Ihr werdet immer wie eine Königin behandelt." Wenn das keine Motivation ist!

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