Mietwagen:Der Carsharing-Markt in München wächst weiter

Mietwagen: Miles (hier ein Bild aus Berlin) verlangt 89 Cent pro Kilometer.

Miles (hier ein Bild aus Berlin) verlangt 89 Cent pro Kilometer.

(Foto: Mauritius Images)

Der Anbieter Miles startet mit 400 Autos. Drive Now hat inzwischen rund 1000 Fahrzeuge auf den Straßen und auch Sixt ist vertreten - die Tarife unterscheiden sich je nach Firma.

Von Andreas Schubert

Der Carsharing-Markt wächst weiter. Am Montag ist der Anbieter Miles in München an den Start gegangen. Während der nächsten Wochen will das Unternehmen eine Flotte von 400 Autos auf die Straßen bringen. Miles unternimmt damit einen zweiten Anlauf in der Stadt. Nach einer kurzen Testphase vor zwei Jahren mit 200 Autos und Transportern beschloss Miles, die Autos wieder vom Markt zu nehmen und nur die großen Lieferwagen in der Stadt zu belassen. Damals sei es zu früh für eine solche Expansion gewesen, teilt Miles-Chef Oliver Mackprang mit. Nun soll die Zeit offenbar reif sein. Die Münchner Flotte wird aus VW Polos und Audis vom Typ A4 Avant bestehen und weiterhin aus Transportern. Damit wolle man den verschiedenen Anforderungen gerecht werden.

Das Ausleihen funktioniert wie bei den anderen Anbietern per Smartphone-App. Kunden können ein Auto 15 Minuten lang reservieren, mit der App öffnen und das Auto nach der Fahrt innerhalb des Geschäftsgebiets auf öffentlichen Parkplätzen wieder abstellen. Anders als die Konkurrenz, die nach Zeittarifen abrechnet, zahlen die Kunden bei Miles 89 Cent pro gefahrenen Kilometer. Das kann sich lohnen, wenn der Mieter zum Beispiel im Stau steht.

Je nach Strecke und Verkehrslage kann aber ein nach Minuten abgerechneter Tarif günstiger sein. Das ist Miles bewusst. Allerdings, so wirbt eine Sprecherin, seien die Kosten so für jeden planbar, egal ob nun Rushhour sei oder nicht. Zusätzlich zum "Free Floating", was im Branchenjargon für spontanes Ausleihen steht, lassen sich die Fahrzeuge auch für längere Zeit mieten. Das Geschäftsgebiet erstreckt sich von Pasing im Westen bis Bogenhausen im Osten, Schwabing-Freimann im Norden bis zum Tierpark Hellabrunn im Süden. Außerdem gehört der Münchner Flughafen zum Gebiet, der mit einer Flughafen Flatrate von maximal 35 Euro und maximal 65 Kilometer angefahren werden kann. Münchner Miles-Kunden können die Autos auch über die App des Mobilitätsanbieters Free Now buchen. Auch mit der Münchner Verkehrsgesellschaft soll es bald eine Kooperation geben.

Das Carsharing-Angebot kann sich in München sehen lassen. Der Free-Floating-Anbieter Drive Now hat rund 1000 Fahrzeuge auf den Straßen, Sixt ist 2019 mit 700 Autos angetreten, macht aber inzwischen keine Angaben mehr über die Größe der Flotte. Dazu kommen noch die an Stationen und Quartiere gebundenen Carsharing-Anbieter, die Mitgliedsgebühren erheben, sich aber für längerfristige Mieten - etwa für Urlaubs- oder Wochenendtrips - lohnen. Stattauto, das nun schon 29 Jahre in München aktiv ist, bietet 450 Fahrzeuge an 125 Standorten - auch im Umland - zur Ausleihe an.

Noch recht neu auf dem Münchner Markt ist auch der Marburger Anbieter Scouter, der vor einem Jahr mit wenigen Fahrzeugen gestartet ist, aber inzwischen eine Flotte von 70 Autos an 56 Standorten bereitstellt. Die meisten sind an Parklizenzgebiete gebunden, einige an feste Stationen. Geschäftsführer Thomas Großnann erklärt, man plane eine größere Station am Hauptbahnhof für zehn Fahrzeuge sowie eine weitere Station in der Messestadt Riem. Wie auch Stattauto, dessen Kunden zum Beispiel eine geringere Kaution zahlen müssen, wenn sie ein Abonnement für den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) haben, strebt auch Scouter eine Kooperation mit dem MVV an.

Die Stadt München sieht im Carsharing und anderen Sharing-Modellen, etwa für Räder oder E-Bikes, einen wichtigen Baustein im Mobilitätsplan der Stadt. Vor allem nachhaltige Verkehrsmittel wie Räder und Elektrofahrzeuge sollen, so das Ziel, im gesamten Stadtgebiet zur Leihe zur Verfügung stehen. Carsharing soll Anreize schaffen, auf das eigene Auto zu verzichten. Tatsächlich machen mehr Menschen denn je davon Gebrauch. Während im Frühjahr vergangenen Jahres der Carsharing-Markt wegen der Pandemie bundesweit eingebrochen war und sich dann wieder erholte, nutzen deutschlandweit inzwischen knapp 2,9 Millionen Menschen nach Angaben des Bundesverbands Carsharing die Angebote. Das sind rund 400 000 mehr als 2019 und etwa 600 000 mehr als im Corona-Jahr 2020.

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