Camping ist nicht mehr das, was es früher einmal war. Ein einfaches Zelt oder ein Wohnwagen, wenig Komfort - das reicht vielen modernen Campern nicht mehr. Von Glamping ist mittlerweile oft die Rede, Camping mit Glamourfaktor. Dass sich Gentrifizierungsgeschichten auch auf einem Campingplatz abspielen können, hat sich gerade am Beispiel einer Einrichtung am Starnberger See gezeigt. Und so ging es bei der Debatte im Stadtrat um die Zukunft des Münchner Campingplatzes in Thalkirchen auch um die Frage, welche Art von Übernachten die Stadt dort künftig ermöglichen will. Eher Zelt mit Kocher oder eher Camper mit Luxusküche?
Die einhellige Meinung im Kommunalausschuss am Donnerstag: gerne beides. Doch die Meinungen, wie das am besten zu verwirklichen sei, gingen auseinander. Am Ende beschloss der Stadtrat mehrheitlich, dass die Stadt den Campingplatz behalten soll. Die zwölf Millionen Euro für die dringend nötige Sanierung soll ein kommunales Tochterunternehmen aufbringen, die Münchner Raumentwicklungsgesellschaft (MSG). Sie soll ein Konzept für Finanzierung und Betrieb erarbeiten, der Platz soll dann wieder an einen Pächter vergeben werden. Auf diese Lösung hatten sich Grüne und SPD im Vorfeld geeinigt.
Kommunalreferentin Kristina Frank hatte wegen der angespannten Haushaltslage den Campingplatz im Erbbaurecht an einen privaten Investor vergeben wollen. Dieser hätte dann die Sanierung bezahlen müssen. Das Haushaltsloch sei jetzt da, sagte Frank, die Sanierungsmittel brauche man aber auch jetzt, und der Platz werde wohl erst in 24 Jahren schwarze Zahlen schreiben. Für sie habe es deshalb eigentlich nur diesen einen Weg gegeben. Dem Investor hätte man wirtschaftliche und ökologische Vorgaben machen können, und die Stadt hätte über eine Umsatzpacht von den Gewinnen profitieren können.
Doch SPD und Grüne wollten den Platz nicht aus der Hand geben, auch wegen des "sensiblen Bereiches im Landschaftsschutzgebiet", wie Kathrin Abele (SPD) sagte. Der Campingplatz sei ein "Juwel", sagte Sibylle Stöhr (Grüne), "darum beneidet uns die eine oder andere Stadt". Der Kompromiss sei eine gute Lösung, die der finanziellen Situation der Stadt Rechnung trage.
Das sah die CSU ganz anders. "Der Campingplatz gehört nicht zu unseren Kernaufgaben", sagte Heike Kainz, die Stadt müsse in diesen Zeiten priorisieren. Er sei gespannt auf das Finanzierungskonzept der MSG, sagte ihr Fraktionskollege Alexander Reissl. Auch FDP/Bayernpartei hätten den Platz lieber an einen Investor vergeben.
Aus eigener Wohnwagen-Erfahrung berichtete Nikolaus Gradl (SPD): Private Campingplätze schmückten sich mittlerweile mit Sternen und kosteten oft 60 Euro pro Nacht. In der "sozialdemokratisch geprägten Stadt Wien" dagegen komme man etwa noch für 20 Euro unter. "Der Campingplatz ist auch eine Visitenkarte für die Stadt", sagte er. Ob Camping, Glamping oder ganz was anderes - was in der Debatte auch ein bisschen durchkam, war dies: dass auch die Stadträte gerne mal wieder Urlaub machen würden.