Süddeutsche Zeitung

Freizeit & Camping:Lebensprojekt Campingplatz

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Das Münchner Wirtepaar Dürr hat den Campingplatz Hirth am Starnberger See übernommen - und setzt dort auf Bio und Tagestouristen. Um die anzulocken, soll auch noch ein neues Lokal folgen.

Von Benjamin Engel, Münsing

Der Campingplatz Hirth beim Ambacher Erholungsgelände war jahrzehntelang in Familienhand. Seit den Siebzigern hatte Gabriele Hirth das Areal am Ostufer des Starnberger Sees mit vielen Dauercampern geleitet, sich aber jüngst zurückgezogen. Das zugehörige Restaurant stand zuletzt leer. Von Hirth hat nun das Münchner Gastronomenpaar Sandra und Henning Dürr den Betrieb samt Restaurant und Kiosk übernommen. "So ein Angebot kriegst du nur einmal im Leben", sagt der 50-jährige Gastronom. In die Landschaft am Ostufer mit Blick über das Wasser auf die Alpen hätten sich er und seine 43-jährige Frau sofort verliebt. Jetzt wollen sie das Gelände neu beleben und den Betrieb behutsam verjüngen.

Für ein an die vier Hektar großes Campinggelände mit 330 Stellplätzen verantwortlich zu sein, ist selbst für erfahrene Gastronomen wie sie herausfordernd. "Wir sehen das als Lebensprojekt", sagt daher Sandra Dürr ganz bewusst. Bislang haben sie die Fassaden des Hauptgebäudes mit hellem Lärchenholz neu verkleidet. Seit Juni haben sie den Platz und den Kiosk offen. Bis sie das Lokal aufsperren können, wird es aber noch dauern. Aus den Gasträumen und der Küche hat das Paar die ganze Einrichtung entfernt. Offiziell eröffnen wird das Restaurant wohl erst im folgenden Jahr.

Erstmals hat sich das Gastronomenpaar damit aus dem Kosmos der Landeshauptstadt hinausgewagt. In München haben sich die beiden durch den Kiosk "Fräulein Grüneis" bei der Eisbach-Surfwelle im Englischen Garten bekannt gemacht. Dort haben sie ein ehemaliges Toilettenhäuschen umgebaut. Erst im Vorjahr kam das Lokal "Heinrich Matters" an der Luisenstraße im Münchner Stadtviertel Maxvorstadt hinzu.

Nach dessen Vorbild soll es jetzt auch in Ambach funktionieren. Möglichst viele Bio-Produkte sind den Wirten wichtig. Die Speisekarte soll überschaubar bleiben. Bowls, Burger oder auch einen modern interpretierten Schweinebraten kann sich das Paar als Gerichte vorstellen.

Im bislang allein geöffneten Kiosk gilt die Devise, sich vom üblichen Freibad-Angebot abzuheben. Daher gibt es den Kartoffelsalat mit Hummus, Rucola und Tomate oder die Burrata - die cremige Variante des Mozzarella - mit Brot. Hausgemachte Müsli-Mischungen und Kuchen können die Gäste kaufen. Auf den Leberkäse, allerdings in Bio-Qualität, soll trotzdem niemand verzichten.

Künftig sollen mehr Tagestouristen den Weg zum Campingplatz nach Ambach finden. Dort setzt das neue Betreiberpaar auf Nachhaltigkeit. Beispielsweise haben sie bei den Campern angeregt, befestigte Terrassen zurückzubauen, um wieder mehr unversiegelte Flächen zu schaffen. Thujengehölze sollen nach und nach durch heimische Pflanzen ersetzt werden. Die Bäume an der Anfahrtsallee haben Sandra und Henning Dürr bereits zurechtschneiden lassen. "Wir wollen einen Weg finden, dass alle glücklich sind", sagen sie - sowohl Camper als auch Tagesgäste im Restaurant und Kiosk. "Wir wollen das Leben und die Gemeinschaft fördern." So sind Workshops und weitere Angebote für Kinder vorstellbar.

Ein klarer, nordisch inspirierter Einrichtungsstil prägt bislang alle Lokale des neuen Betreiberpaars. Als gelernter Schreiner und Filmkulissenbauer hat Henning Dürr selbst zum Werkzeug gegriffen. In Ambach sollen der Eichenholzboden und Vintagemöbel mit Holz- und Metallelementen im Industriestil kontrastieren. Für April 2020 ist die offizielle Lokaleröffnung geplant. An Sonntagen könnte sich Sandra Dürr auch gut spezielle Frühstücksangebote vorstellen. "Ich denke, dass das hier in der Gegend fehlt", sagt sie.

An einem griffigen Namen für das neue Restaurant und den Kiosk in Ambach mangelt es noch ebenso. Mit den bisherigen Ideen war das Gastronomenpaar mit den zwei kleinen Kindern noch nicht gänzlich zufrieden. Begeistert sind die beiden aber jetzt schon von Ambach. "Es ist der Wahnsinn, wie schön das ist", sagen beide unisono.

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Quelle:
SZ vom 24.08.2019
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