So einigen Cafés in München kann man ja durchaus den Vorwurf machen, dass sie sich zu sehr auf das Interieur und zu wenig auf Kaffee und Kuchen konzentrieren. Die Gäste sitzen dann vor Instagram-tauglichen Wänden, ein Avocadobrot und einen Latte mit Hafermilch auf dem viel zu kleinen Tisch. Nicht so im Caffè Ristretto im Westend.
Schon seit 2002 betreiben Salvatore Amato und Vicenzo Mattera das kleine Lokal in der Kazmairstraße – und es sieht noch immer genauso aus wie bei der Eröffnung: schlicht. Die Wände sind in einem unauffälligen Gelbton gestrichen, der Boden ist mit roten Kacheln gefliest, die einfachen Tische und Stühle sind aus dunklem Holz. Vor der Theke stapeln sich Prosecco-Kisten, in einem Regal stehen zwei Putzmittelflaschen, an der Theke rotiert ein in die Jahre gekommener Ventilator. Nur der Schanigarten mit den kleinen Olivenbäumen ist neu dazugekommen.


Was gibt es und was kostet es?
Trotz der kargen Einrichtung ist das Caffè Ristretto sehr beliebt. So authentisch italienisch geht es nur in wenigen Lokalen der Stadt zu. Hier werde alles „con passione“, mit Leidenschaft, gemacht, sagt Salvatore Amato.
Der Espresso (2,10 Euro) wird so dickflüssig serviert wie im südlichen Italien, das fluffige Cornetto ist üppig mit Pistaziencreme befüllt (3,10 Euro) und die Tramezzini mit Thunfisch schmecken nach Mayonnaise, aber leicht zugleich (5,50 Euro). Nur das Panino Vegetale (6,50 Euro), in dem außer Käse nur Zucchini liegt, kommt etwas karg daher.


Wen trifft man dort?
Viele Bewohnerinnen und Bewohner des Westends lieben es, bei Salvatore und Vicenzo in den Tag zu starten. Ein Mann liest an diesem Morgen zu einer Tasse Kaffee Zeitung, ein anderer hat schon den Laptop aufgeklappt und steckt mitten im ersten Videocall, eine Frau tauscht mit Salvatore Neuigkeiten aus. Die Betreiber behandeln jeden Gast, als wäre er ein enger Freund, plaudern an jedem Tisch. Die meisten Besucherinnen und Besucher kennen sie ohnehin mit Namen. Einmal springt Salvatore Amato raus auf den Gehsteig und teilt mit den Gästen seine Empörung über einen Transporter, der die Einbahnstraße in falscher Richtung befährt.
Gegen 10 Uhr kehrt ein wenig Ruhe ein. Mittags verwandelt sich das Café dann in ein kleines Restaurant, es gibt eine Tageskarte mit Pastagerichten, und am Nachmittag wird Aperol Spritz oder Wein serviert. Und natürlich mit den Gästen geplaudert. Authentisch italienisch geht es hier zu jeder Uhrzeit zu, übertrieben dagegen nie.
Caffè Ristretto, Kazmairstraße 30, 80339 München, Telefon: 089/74389403, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr.