Sweet Spot:Wo der Kaffee nicht wie Kaffee schmeckt

Sweet Spot: Anders als die meisten Cafés arbeitet das Sweet Spot mit unterschiedlichen Röstern.

Anders als die meisten Cafés arbeitet das Sweet Spot mit unterschiedlichen Röstern.

(Foto: Moses Omeogo)

Im Sweet Spot am Viktualienmarkt gibt es Röstungen mit Zitrus- oder Steinfrucht-Aroma. Mit dem Blick auf den Alten Peter und einem Franzbrötchen ist das ein guter Start in den Tag.

Von Jacqueline Lang

Cafés gibt es in München, wie eigentlich in allen Großstädten, praktisch an jeder Ecke. Wer aber wirklich guten Kaffee möchte, muss ein bisschen länger suchen. Die Läden, die Kaffee servieren, der mehr ist, als eine braune, koffeinhaltige Brühe, kann man bislang nahezu an einer Hand abzählen: Da gibt es etwa das Café Bla in der Au, das Standl 20 in Schwabing, das Man versus Machine im Glockenbachviertel, das Bean Batter im Westend - und jetzt eben ganz neu das Sweet Spot in der Altstadt.

Wie die anderen vier Cafés gehört auch dieser winzige Laden unweit des Viktualienmarkts zur sogenannten Third-Wave-Bewegung. Angehörige dieser Strömung verstehen Kaffee als ein Genussmittel, das in seiner Komplexität vergleichbar ist mit Wein, Schokolade oder auch Craft Beer. Für Markus Pyttel, den Betreiber des Sweet Spot, hat Kaffee, so wie er in den meisten Cafés ausgeschenkt wird, nichts mit dem zu tun, was er selbst seit nunmehr zehn Jahren unter Kaffee versteht.

Sweet Spot: "Das schmeckt ja gar nicht wie Kaffee": Das ist das größte Lob für Markus Pyttel, den Betreiber des Sweet Spot.

"Das schmeckt ja gar nicht wie Kaffee": Das ist das größte Lob für Markus Pyttel, den Betreiber des Sweet Spot.

(Foto: Moses Omeogo)

Das größte Kompliment ist für ihn deshalb, wenn ein Kunde, der bei ihm eine Tasse trinkt, sagt: "Das schmeckt ja gar nicht wie Kaffee." Die schwerste Bestellung ist für ihn dagegen, wenn jemand einen "ganz normalen Kaffee" möchte. Was die meisten nämlich damit meinen würden, sei ein "verbranntes, minderwertiges Produkt", sagt Pyttel - und das kommt ihm nicht in die Tasse.

Was gibt es da und was kostet es?

Anders als die meisten Cafés arbeitet Pyttel mit unterschiedlichen Röstern. Alle zwei Wochen tauscht er sein Sortiment komplett aus. Nur seine Hausröstung, die er von Johannes Bayer, dem das Standl 20 gehört, bezieht, bleibt immer die gleiche.

Von Kaffeebetreibern, die meinen, alles besser zu wissen, hält Pyttel nichts. Wer bei ihm einfach einen Cappuccino (3,30 Euro) bestellt, bekommt auch einen - auch ohne einen Vortrag über Kaffeebohnen. Wenn Pyttel allerdings das Gefühl hat, dass jemand etwas ausprobieren möchte, empfiehlt er gerne eine der etwas komplexeren Röstungen aus seinem Repertoire und erzählt über faire Kaffeepreise, helle Röstungen und vielfältige Geschmacksrichtungen.

Filterkaffee, Espresso ( je 2 Euro), Cortado ( 2,90 Euro), Café Latte oder Flat White (je 3,90 Euro) bereitet Pyttel gerne mit einer Röstung zu, die ein wenig "anspruchsvoller in der Zubereitung ist", ja gar "zickig", wie er sagt. Der Kaffee, den er serviert, schmeckt gar nicht bitter, sondern angenehm fruchtig, nach Zitrus- oder Steinfrüchten. "Ich will nicht einfach nur Kaffee machen, sondern den Leuten zeigen, welches Potenzial in dieser Pflanze steckt", sagt Pyttel über sein Konzept.

Sweet Spot: Der Fokus liegt im Sweet Spot ganz klar auf der Kaffeezubereitung.

Der Fokus liegt im Sweet Spot ganz klar auf der Kaffeezubereitung.

(Foto: Moses Omeogo)

Weil der Fokus im Sweet Spot ganz klar auf der Kaffeezubereitung liegt, gibt es kein Frühstück im klassischen Sinne. Wer morgens aber sowieso nur eine Tasse Kafffee und eine Kleinigkeit braucht, wird trotzdem glücklich: Florentiner mit weißer oder dunkler Schokolade, Croissants und Pains au Chocolat gibt es für je 1,90 Euro, ein Franzbrötchen für 2,30 Euro und Muffins mit Karotte-Nuss oder Mohn-Zitrone für 3,50 Euro.

Genießen kann man all das am besten auf einem der drei Barhocker am Tresen an der großen Fensterfront. Mit einer Tasse Kaffee, dem Blick auf den "Alten Peter" und einem Franzbrötchen ist das garantiert ein guter Start in den Tag.

Wer geht da hin?

Am Wochenende, wenn die Altstadt nahezu überquillt, sind auch im Sweet Spot größtenteils Touristen, die eine kurze Verschnaufpause zwischen Stadtrundgang und Shoppingtour brauchen. Unter der Woche gehe es allerdings ruhiger zu, sagt Pyttel. Dann kämen auch viele Münchner und Kollegen. Die Third-Wave-Bewegung sei in München klein, aber gerade deshalb halte man zusammen, sagt Pyttel. Mit den Betreibern vom Café Bla, dem Man versus Machine, dem Standl 20 und dem Bean Batter sei im Moment ein eigenes Kaffeebecherpfandsystem, vergleichbar mit Recup, in Arbeit. Die Szene will so sichtbarer werden. "Unsere Art Kaffee zuzubereiten, gehört in den Mainstream", sagt Pyttel.

Gut zu wissen: Alle paar Wochen will Pyttel demnächst, wenn neue Röstungen eintreffen, ein sogenanntes Cupping, sprich eine Kaffeeverkostung, anbieten.

Heiliggeiststr. 1, 80331 München, Öffnungszeiten: Mo. bis Sa. 10 bis 19 Uhr

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