Beim Frühstück scheiden sich die Geister: süß oder deftig, Brot oder Müsli, kalt oder warm – oder am besten gleich ganz darauf verzichten? Wer sich zumindest gegen die letzte Option, also grundsätzlich für ein Frühstück entscheidet, sonst aber unschlüssig ist, dürfte im Untergiesinger Miss Lilly’s glücklich werden. Für alle, die sich nicht auf eine einzige Landesküche festlegen möchten, gibt es in dem Café eine Auswahl internationaler Gerichte.
Etwa ein englisches Frühstück. Zwar hat die britische Küche bekanntlich keinen sonderlich guten Ruf vorzuweisen, aber das sogenannte Full English Breakfast scheint davon ausgenommen zu sein. Im Miss Lilly’s findet sich selbiges in weitgehend klassischer Form (Baked Beans, Spiegeleier, Bacon, Kartoffelrösti für 17,80 Euro) und kommt optisch ansprechend und üppig bemessen in einer gusseisernen Pfanne an den Tisch. Lauchzwiebeln erfrischen die weißen Bohnen, es ist jedoch eine andere Zutat, die besonders heraussticht: die Bratwurst.

Die ist im Miss Lilly’s nämlich keine englische oder gar deutsche, sondern eine grobe italienische mit Grappa und Fenchel – europäische Fusionsküche im Kleinen also. „Wir wollten was anderes und fanden die einfach geil“, sagt Stefanie Gültas, die das Miss Lilly’s gemeinsam mit ihrem Mann Luca seit 13 Jahren betreibt. Und was soll man sagen? Sie hat recht. Einziger Nachteil: Bei Frühstückstellern britischer Machart wird man diese Salsiccia andernorts in Zukunft wohl schmerzlich vermissen.
Die Karte im Miss Lilly’s ist derart vielseitig, dass es nicht gelingen wird, sie bei einem einzigen Besuch gänzlich durchzuprobieren. Wiederkehrenden Besuchern sei als Strategie eine kleine Frühstücksweltreise nach dem Motto „von nah nach fern“ empfohlen: Ganz lokal mit Weißwurst beginnen, rustikal-deutsch mit dem „extra strammen Max“ (geröstetes Bauernbrot, Rosmarinschinken, Bergkäse, Spiegelei und Salat für 13,70 Euro), dann weiter schmausen mit einem französischen oder italienischen Intermezzo (Croissant mit Marmelade oder Brotkorb mit italienischer Käse- und Wurstauswahl, Tomaten und Büffelmozzarella), hin zum levantinischen Shakshuka oder zum mexikanischen Burrito.



Und zum krönenden Abschluss dann das opulente Lilly’s Breakfast für zwei: Da ist quasi alles dabei – Brot, Lachs, Rührei, deftige wie süße Beläge, Joghurt mit Honig und Prosecco oder Orangensaft für insgesamt 35 Euro – und serviert wird es auf einer schmucken Etagere.
Bis 15 Uhr gibt es das reichhaltige Frühstück, und in der Zwischenzeit vollzieht sich in dem Café mit Kamin unbemerkt eine Wandlung: Aus dem morgendlichen Miss Lilly’s (benannt nach dem ehemaligen Hund der Betreiber) wird die Tagesbar Moritz (benannt nach dem Zweitnamen von Luca Gültas).
Von zwölf Uhr an gibt es also parallel zur Frühstückskarte eine für den mittäglichen Hunger, Alpen-Cordon-bleu und Linguine mit Spinat-Limetten-Pesto zum Beispiel. So wird das Miss Lilly’s / Moritz zum Kompromiss-Ort für alle, die über Form und Sinn der ersten Mahlzeit des Tages disputieren: spätes Frühstück für die einen und früher Lunch für die anderen.
Café Miss Lilly’s, Oefelestraße 12, 81543 München, Telefon: 089/55062195, Öffnungszeiten: Dienstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis Samstag 10 bis 24 Uhr.