André Kleinhenz empfand es bei Spaziergängen mit seinem Mann durch Haidhausen immer als schade, dass sich in der Preysingstraße 18 kein Café befand, sondern ein EMS-Sportstudio. Immerhin scheint der kleine Platz an der Rückseite der Kirche St. Johannes wirklich wie dafür gemacht zu sein, hier in Ruhe einen Kaffee zu trinken.
Als der Laden im Herbst vergangenen Jahres dann plötzlich leer stand, bewarb sich der Personaler Kleinhenz um die Räumlichkeiten. Mit Erfolg: Seit Anfang August sieht man beim Blick durch die große Fensterfront keine verkabelten Menschen beim Sport mehr, sondern solche, die genüsslich in ihr Croissant – oder wie sie es im Café Helma nennen: Butterhörnle – beißen.
Helma, so heißt Kleinhenz’ fränkische Großtante, die mittlerweile 90 Jahre alt ist und mit der der 44-Jährige den Duft von Käsekuchen verbindet. Noch steht der nach dem Originalrezept von Großtante Helma zwar nicht auf der Karte – laut Kleinhenz ist das aber nur eine Frage der Zeit. Sobald er einen Mittagstisch einführt, will er auch herzhafte Gerichte seiner Großtante nachkochen.
Beim Frühstück, das Kleinhenz schon jetzt anbietet, ist weniger mehr. Was da besonders auffällt: Neben Klassikern wie dem nach ihm benannten Omelette (7,90 Euro) und besagtem Butterhörnle (ohne alles 3 Euro, mit Butter und Marmelade 4,60 Euro) stehen vorwiegend vegane Gerichte auf der Karte.
Das Overnight-Bircher mit Früchten (8,60 Euro) zum Beispiel, über Nacht in Kokos- und Mandelmilch eingeweichte Chiasamen und Haferflocken. Oder das Baguette mit einer Bohnencreme, Salat, Tomaten, Liebstöckel und Schnittlauch (8, 90 Euro) sowie das Brot mit Edamole (6,90 Euro), ein Guacamole-ähnlicher Aufstrich aus Edamame. Kleinhenz vertritt das Credo: Wo tierische Produkte ihm geschmacklich nicht fehlen, werden sie ersetzt. Andersherum gilt aber das Gleiche, deshalb backt er meistens noch mit Eiern.
Vor allem bei den Getränken fällt zudem der japanische Einfluss auf, Kleinhenz und sein Mann haben dort ein Jahr gelebt. Neben dem Matcha Latte, den man neuerdings immer öfter in Münchner Cafés findet, gibt es im Helma deshalb auch einen Hojicha Latte (4,80 Euro). Die Besonderheit: Der grüne Tee wurde hierfür vorab geröstet. Außerdem steht Sakura auf der Karte, eine Mischung aus Kirschblüten und grünem Tee (Glas 3,90 Euro, Kanne 6,90 Euro).
Wer etwas zu feiern hat, der sollte unbedingt auch den Prosecco mit Yuzu (6,90 Euro) probieren. Yuzu ist eine nicht nur in Japan beliebte Zitrusfrucht. Für eine Runde Detox empfiehlt sich dagegen entweder der Frühstücksshot (1,90 Euro) aus Apfel, Orange, Acerola, Ingwer, Zitrone und Mango oder ein Glas frisch gepresster Gurke-Limette-Koriander-Saft (6,90 Euro).
Am Ende macht es für Kleinhenz die Mischung. Das Café Helma soll ein Ort sein, an dem sich nicht nur Großtante Helma wohlfühlt. Das Konzept scheint aufzugehen. Dazu gehört übrigens, das sollte man vor einem Besuch noch wissen: Bezahlen kann man nur bargeldlos.
Café Helma, Preysingstraße 18, 81667 München, Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag und Freitag 8 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 19 Uhr.