Wie bringt man Klimaschutz mit einem Café-Betrieb zusammen? Genau dieser Frage geht Stephanie Gansel mit dem Café Good nach, das sie im Mai dieses Jahres eröffnet hat. Jeden Dienstag fährt sie zum Großmarkt und rettet Obst und Gemüse vor der Tonne. In ihrem Café werden die geretteten Lebensmittel zu leckeren veganen und vegetarischen Sandwiches, Wraps und Säften verarbeitet. Eine große Tafel an der Wand verkündet, wie viel Essen sie von den Großhändlern bekommen hat: 40 Kilogramm Heidelbeeren, neun Kilogramm Kartoffeln, vier Kilogramm Äpfel und noch viel mehr.
Das Café soll aber vor allem ein Wohlfühlort sein, der Beitrag für mehr Klimaschutz nebenher laufen. Dass Gansel vorher nie weiß, was genau sie retten wird, ist dabei eine kleine Herausforderung. Der frisch gepresste Saft kann am Morgen ein anderer sein als am Nachmittag. Und die Gäste müssen sich überraschen lassen, womit ihr Sandwich belegt ist. „Deswegen steht im Menü bewusst allgemein Obst und Gemüse. Wir definieren das nicht genau“, sagt sie.
Drinnen piepsen und rumoren die Küchengeräte, es läuft Popmusik, vor dem Café rauscht die Leopoldstraße. Immer wieder betreten Kundinnen und Kunden den Laden, die sich etwas zum Mitnehmen kaufen. Draußen sitzen Frühstücksgäste unter gestreiften Sonnenschirmen auf bunten Metallstühlen.
Zum Frühstück gibt es Sandwiches wie das „Italian Friend“ mit Tomaten, Mozzarella und grünem Pesto (7,20 Euro) oder das „Miss-Kimchi“ mit veganem Frischkäse, Kimchi und geschmolzenem veganem Käse (7,70 Euro). Außerdem gibt es diverse Kuchen und Croissants, gefüllt mit Himbeer-Holunder (3,60 Euro) oder Pistazie (4,30 Euro); vieles ist vegan oder glutenfrei. Wer bis nach dem Frühstück bleibt, der kann zwischen Mittwoch und Freitag ab halb zwölf auch ein Mittagsmenü aus den geretteten Lebensmitteln essen, das täglich wechselt.
Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich durch die kleinen Details im Café. Gerahmte Poster an den orangeroten Wänden informieren dazu, übrig gebliebenes Essen wird über die App „Too Good To Go“ weitergegeben. Zwischen Bistrotischen mit Terrazzo-Muster und Holzstühlen werden die Gäste eingeladen, darüber nachzudenken, wie weniger Lebensmittel verschwendet werden können und auch miteinander zu diskutieren. So wie eine Besucherin, die von dem Café-Konzept schwärmt und deswegen ihre Freundinnen mitgebracht hat.
Es soll aber kein Gast dazu gezwungen werden, über das Thema zu reden. „Ich möchte niemandem etwas aufdrücken“, sagt Stephanie Gansel. „Das Gespräch soll vom Gast ausgehen.“ Sie ist erstaunt über die Menge an Fragen, die von den Gästen kommen, manchmal entstehen daraus auch längere Gespräche. „Mein Wunsch ist, möglichst viele unterschiedliche Menschen zu erreichen.“ Neben Familien aus der Nachbarschaft, Berufstätigen aus umliegenden Betrieben und Klinikpatienten lockt das Café nun auch immer mehr Menschen aus anderen Stadtvierteln an, denen das Konzept gefällt.
Café Good, Leopoldstraße 157, 80804 München, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 8.30 bis 17 Uhr und am Wochenende von 9.30 bis 17 Uhr