Süddeutsche Zeitung

Buch über Cafés:"Kaffee ist der Duft meiner Kindheit"

Die Autorin Diana Hillebrand hat über ihre Ausflüge in Cafés rund um München ein Buch geschrieben. Es ist bereits ihr zweites "koffeinhaltiges" Werk.

Von Karin Kampwerth

Den Duft von frisch gebrühtem Kaffee in der Nase, dazu das Geräusch aufschäumender Milch zum leisen Geplauder der Gäste im Ohr - für Diana Hillebrand ist das der Soundtrack ihrer Kreativität. Immer dann, wenn sie eine Idee für eine Kurzgeschichte, eine Inspiration für ihren aktuellen Roman oder einen Einfall für die nächste Lehrstunde ihrer Schreibworkshops braucht, zieht es die Münchner Autorin ins Café. Inmitten der bunt gemischten Besucherschar findet die 48-Jährige genau die Ablenkung, die sie braucht, um Protagonisten zu erfinden oder den Plot ihrer nächsten Geschichte einzufädeln.

Immer mit dabei: ihre Kladde und ein Stift, denn Hillebrands Gedanken fließen im Café handschriftlich am besten aufs Papier. Und mit einer guten Tasse Kaffee holt sie sich letztlich den Kick für das konzentrierte Arbeiten später im heimischen Schreibbüro. Eigentlich war es naheliegend, dass Hillebrand aus ihrer Leidenschaft für Cafés ein Buch macht. "Zuhause im Café: Eine koffeinhaltige Reise durch München" hat sie es genannt. Nun, zwei Jahre später, gibt es die Fortsetzung, dieses Mal geht es um "Koffeinhaltige Ausflüge rund um München".

"Kaffee ist der Duft meiner Kindheit", sagt Hillebrand. Aufgewachsen ist sie im westfälischen Sauerland. Damals, in Plettenberg, sei den ganzen Tag lang die Kaffeemaschine gelaufen, "jeder konnte vorbeikommen und eine Tasse Kaffee trinken", erinnert sie sich. Und immer, wenn ihr in ihrer Wohnung die Decke auf den Kopf fällt, zieht es sie nun ins Kaffeehaus.

Die Idee, aus ihrer Leidenschaft ein Buch zu machen, hatte Hillebrand schon lange. Allein an der Zeit habe es gemangelt. Für die Recherche der 35 Cafés, die sie auf ihrer neuen koffeinhaltigen Reise vorstellt, war sie unter anderem in Pöcking, Pullach, Pastetten, aber auch in Bad Tölz, Freising oder in Forstinning unterwegs. "Ein Jahr ist da schnell vergangen", sagt sie. So habe sie zunächst etwas ausgefallenere Cafés finden müssen, dann Termine mit den Betreibern ausmachen und natürlich ausreichend Zeit mitbringen müssen, um die Atmosphäre mit allen Sinnen spüren zu können. "Am Anfang hatte ich Angst, dass ich nicht genug Geschichten zusammenbringe", erzählt Hillebrand.

Aber dann lernte sie zum Beispiel Claudia Augustin kennen, die in Dachau das Café Zaunkönig betreibt. Die gelernte Restaurantfachfrau war mal Betriebsleiterin im Löwenbräukeller und hat auf der Wiesn als Bedienung gearbeitet. Schon deshalb gibt es genug zu erzählen. Am besten im üppig begrünten Innenhof, der es Hillebrand besonders angetan hat, weil er nicht nur für die Gäste, sondern auch für Vögel ein Paradies ist.

Die Geschichte von Maria Jost hat Hillebrand ebenfalls begeistert. "Marias Café" befindet sich ganz untypisch in einem Mehrfamilienhaus in Markt Indersdorf und empfängt die Gäste an der Eingangstür mit dem Wunsch: "Ab hier bitte lächeln." Maria Jost ist mit ihrem Café quasi sesshaft geworden, denn sie stammt aus einer Schaustellerfamilie. Ehemann Erich, der einst ein Riesenrad betrieben hat, lernte sie auf dem Dachauer Volksfest kennen. Aus der Zeit des Umherziehens stammen viele kleine Erinnerungen: Steinkrüge vom Tegernsee, Wiesn-Herzerl oder Flechtkörbe von Hacker-Pschorr.

Doch nicht nur Cafés hat Hillebrand auf ihrer Reise rund um München kennen- und liebengelernt. Auch kleine, feine Röstereien im Umland, die ihren Kaffee ausschenken, haben ihr Herz erobert. So wie das Wildcafé in Garmisch-Partenkirchen. "Leonhard Wild trägt seinen Namen zu Recht. Denn die Geschichte von ihm und seiner Frau Stefanie, die gemeinsam die Wildkaffee Rösterei leiten, ist tatsächlich wild!", schreibt Hillebrand in ihrem Buch.

So war Stefanie Wild mal Skirennläuferin und holte WM-Gold bei den Junioren; ihr Mann Leonhard stand in der Eishockey-Bundesliga beim EHC München im Tor. Zum Kaffee sind die beiden gekommen, weil sie sich verletzungsbedingt nach einer neuen Aufgabe umsehen mussten. Seit elf Jahren nun rösten sie ihren Wildkaffee, seit 2014 gibt es das dazugehörige Café, "denn die Leute wollten zu uns kommen und den Kaffee vor Ort genießen", zitiert Hillebrand Leonhard Wild.

Das Kaffeeangebot und die Zubereitung war eines der Auswahlkriterien, nach denen die Autorin die Cafés für ihr Buch ausgesucht hat. "Vollautomat geht gar nicht", findet sie. "Aber eine gute Siebträgermaschine ist schon die halbe Miete." Wenn die Bohnen dann noch von einer regionalen Rösterei kommen, schmecke man das einfach, schwärmt Hillebrand. Der Kaffee sei zwar teurer als die bekannten Supermarktmarken, "aber vom Geschmack eben auch ein himmelweiter Unterschied".

Doch weil man vom Kaffee allein nicht leben kann, bieten die Gastgeber aus Hillebrands Buch Kuchen und meist auch kleine feine Mittagsgerichte an. Lieblingsrezepte vom Mohnkuchen nach Oma Lene über die Beeren-Smoothie-Bowl bis zur Piadina mit Ziegenkäse hat Hillebrand im Buch gleich mit festgehalten.

Diana Hillebrand liest am Sonntag, 6. Oktober, bei einer guten Tasse Kaffee um 16 Uhr im Hof des Verlags, Neumarkter Straße 23, aus ihrem neuen Buch. Anmeldungen unter kontakt@volkverlag.de

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4625366
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 04.10.2019/syn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.