Café Altschwabing:Wo einst Thomas Mann gefrühstückt hat

Ein gedeckter Tisch mit türkischem Frühstück im Café Altschwabing.

Im Café Altschwabing kommen neben klassischem Frühstück auch türkische Speisen auf den Tisch.

(Foto: Corinna Guthknecht)

Im Café Altschwabing verweilten im 19. Jahrhundert Künstler für einen Kaffee, heute gibt es dort türkische Spezialitäten. Ansonsten ist fast alles beim Alten geblieben.

Von Annemarie Rencken

Wer unter den Kronleuchtern im Café Altschwabing sitzt, denkt vermutlich an Mozart und Sachertorte - und nicht an türkische Fleischspezialitäten. Die gab es hier auch ursprünglich nicht. Aslan Celik leitet den Familienbetrieb seit 2006 und erzählt, dass er und sein Team am Anfang darüber nachdachten, das Café umzubenennen. So, dass die Gäste sofort wüssten, dass es neben Rührei mit Schinken auch welches mit Sucuk gibt, also mit türkischer Hartwurst. Denn der Name "Café Altschwabing" deutet nun wirklich nicht auf orientalisches Essen hin, das weiß auch Celik.

Als das Café 1887 in der heutigen Maxvorstadt seine Türen öffnete, war es ein klassisches Kaffeehaus - prominente Kundschaft inklusive. Hier traf sich damals wohl die Crème de la crème der Kunstszene um Thomas Mann, Franz Marc und Wassily Kandinsky. Zumindest wirbt das Café damit noch heute auf seiner Webseite und verewigte die Künstler auch auf seiner Speisekarte, als Namensgeber für einige der Frühstücks-Kreationen.

Übrig geblieben ist vor allem die historische Inneneinrichtung samt renovierter Stuckdecke. "Wir finden es schade, wenn Sachen verschwinden", sagt Celik. Viele Gäste seien oft überrascht, wenn sie die Speisekarte aufschlagen und darauf bei der Kategorie "Heimisches" nicht etwa eine Brezn und Obazda, sondern türkische Klassiker mit Oliven und Schafskäse finden.

Tische und Bar im historischen Café Altschwabing.

Im Café Altschwabing kann man immer noch die historische Stuckdecke bewundern.

(Foto: Corinna Guthknecht)

Was gibt es da?

Auch die Namen türkischer Künstler finden sich auf der Speisekarte - selbst wenn sie wohl nicht zu den früheren Stammgästen des Cafés gezählt haben dürften. Nâzım Hikmet ist Dichter und der Namensgeber für ein Frühstück (11,50 Euro) bestehend aus Rührei mit Sucuk (Hartwurst), Schafskäse, Oliven, Tomaten, Gurken, Honig, Butter und Muska Böregi (gefüllte Teigecken). Zusammen mit der türkischen Eierspeise "Menemen" (Ei, Tomaten, Zwiebeln und Paprika) für 6,50 Euro wahlweise mit Sucuk (plus 1,50 Euro), Schafskäse (plus 1 Euro) oder Sucuk und Schafskäse (plus 2 Euro) ist "Nâzım Hikmet" der Frühstücks-Favorit der Gäste, verrät Celik.

Aber auch die Liebhaber von klassischem Frühstück kommen auf ihre Kosten. Ein Croissant mit Marmelade, Honig, Nutella, Butter und Ei heißt hier "Franz Marc" (6 Euro), eine Käseplatte mit Butter, Ei und Müsli mit frischen Früchten "Paul Klee" (10,50 Euro). Mit dem "Café Altschwabing" gibt es eine nicht so übliche Kombination: Für 13,50 Euro bekommt man eine Avocadohälfte mit Lachs, Frischkäse, zwei Spiegeleiern und Butter. Mit einem Semmelkorb ergibt das eine Portion, die nicht nur schmeckt, sondern auch gut satt macht.

Das Frühstück "Café Altschwabing" im Café Altschwabing.

Avocado, Lachs und zwei Spiegeleier: das Frühstück "Café Altschwabing".

(Foto: Corinna Guthknecht)

Für all diejenigen, die sich ihr Essen lieber selbst zusammenstellen, gibt es das "Frühstück à la carte": So kann man beispielsweise zwei Scheiben Toast (1,10 Euro) mit zwei Spiegeleiern und Pastirma (Gewürztes Rinder-Dörrfleisch) kombinieren (6 Euro). Das alles jeden Tag bis um 15 Uhr, wenn man lieb nachfragt auch noch bis 17 Uhr, sagt Celik.

Wer geht da hin?

Der frühere Künstlertreff zieht heute bunt gemischte Gäste an. So trifft man hier neben Studenten Geschäftsleute in der Mittagspause und junge Mütter mit ihren Kinderwagen beim Brunchen. Wen es morgens unter der Woche hierher verschlägt, der braucht sich um eine Reservierung keine Sorgen zu machen. Dann ist noch nicht viel los. Am Wochenende hingegen empfiehlt es sich, vorher anzurufen.

Viele Gäste zieht die Stuckdecke "wie ein Magnet" in das Café, sagt der Betreiber. Darunter können sie es sich bequem machen, an ihrem türkischen Schwarztee Çay nippen und sich in die Zeitungslektüre vertiefen. Denn die wird gleich zu Beginn vom Kellner angeboten - typisch Kaffeehaus eben.

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