Bauprojekte:Münchner Brückenjahre

Bauprojekte: Der Arnulfsteg soll, wenn er 2021 fertig ist, mit einer Länge von 240 Metern die Bahngleise überspannen. Fußgänger und Radfahrer haben dann eine direkte Verbindung zwischen dem Arnulfpark und der Schwanthalerhöhe.

Der Arnulfsteg soll, wenn er 2021 fertig ist, mit einer Länge von 240 Metern die Bahngleise überspannen. Fußgänger und Radfahrer haben dann eine direkte Verbindung zwischen dem Arnulfpark und der Schwanthalerhöhe.

(Foto: Robert Haas)

Seit Jahren sinniert die Stadtverwaltung darüber, wie sie am besten 123 Querungen für Fußgänger und Radfahrer neu baut oder saniert. Nun wurde eine Liste mit 46 Vorhaben beschlossen.

Von Heiner Effern

Große Ambitionen und große Projekte lassen sich oft nicht in einfache Worte fassen. Edmund Stoiber philosophierte in seinen machttechnisch guten Tagen als bayerischer Ministerpräsident zum Beispiel darüber, wer denn in Europa über Kompetenzkompetenz verfüge. Das fragt man sich gerade heute wieder, doch weg von Europa erfordern auch deutlich banalere Vorhaben sprachliche Kreativität. Weil sie eben in ihrer Banalität doch komplex sind.

In München zum Beispiel sinniert die Verwaltung seit Jahren darüber, wie sie am besten 123 Querungen für Fußgänger und Radfahrer neu baut oder saniert. Gemeint sind damit vor allem Unterführungen und Brücken über Straßen, Gleise oder auch die Isar. Im Jahr 2016 beschloss der Stadtrat das dazu gehörende Brückenbauprogramm, in dem die 123 Projekte erstmals priorisiert wurden. Drei Jahre später erfolgte nun der zweite Schritt in diesem Vorhaben, wenn man so will also die Priorisierungspriorisierung.

Verantwortlich dafür zeichnete diesmal nicht das Planungsreferat, sondern das Baureferat. Das legte den Stadträten in der vergangenen Woche ein Liste mit Bauwerken vor, deren mögliche Fertigstellung zumindest realistisch diskutiert werden kann. Die Liste umfasst 47 Objekte aus der ersten Priorisierung des Planungsreferats und des Stadtrats.

Damals waren die 123 Querungen den Dringlichkeitskategorien eins plus, eins, zwei und drei zugeordnet worden. Dazu gab es noch die unterste Kategorie "barrierefrei", in die Bauwerke fielen, in deren Nähe einfache Querungen wie zum Beispiel eine Ampel oder ein Fußgängerüberweg liegen. Die 47 Brücken und Unterführungen aus den Sparten eins plus und eins hat nun das Baureferat in den vergangenen drei Jahren erneut priorisiert.

Der Bauausschuss stimmt dieser neuen Liste zu - mit drei Änderungen: Der Klenzesteg wurde komplett herausgenommen. Der Umbau der Braunauer Brücke zur Nutzung für Fußgänger und Radfahrer wurde hochgestuft. Und auch die Brücke von der Berduxstraße zur Südlichen Schlossmauer in Nymphenburg rückte eins nach oben.

Diese nun 46 relevanten Querungen hat das Baureferat in drei Pakete aufgeteilt, die nacheinander abgearbeitet werden. Zuvor jedoch wurden noch sechs Bauwerke aussortiert, die bereits im Programm "Erneuerung von Eisenbahnbrücken durch die DB" enthalten und deshalb nicht noch mal Thema sind. Dabei handelt es sich um die Eisenbahnüberführungen Lindwurmstraße, Dachauer Straße, Werinherstraße, Chiemgaustraße, Bodenseestraße und Sportlerweg.

Die Priorisierung des Baureferats erfolgte diesmal allerdings nicht nach politischer oder verkehrstechnischer Dringlichkeit, sondern grob gesagt nach den Chancen einer zeitnahen Umsetzung. Das wiederum hängt auch damit zusammen, dass das Baureferat die für das Brückenbauprogramm gewünschten vier zusätzlichen Stellen vom Stadtrat nicht erhalten hat. Die Abfolge in den einzelnen Paketen wiederum richtet sich nach dem Baufortschritt und dem Planungsstand, dem Bezug zu anderen Projekten, weiteren Stadtratsanträgen oder -aufträgen. Wer das alles zu langsam oder zu kompliziert findet, dem erklärte Baureferentin Rosemarie Hingerl in der Ausschusssitzung: "Das Leben ist kein Wunschkonzert."

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