München 2018:Breite Mehrheit für Olympia

Laut einer Umfrage sind 75 Prozent der Deutschen für Olympia. Das ist wichtig für die Bewerbergesellschaft: Denn für das IOC ist die öffentliche Meinung ein wichtiger Faktor.

Silke Lode

Die Münchner Olympiabewerbung hat einen kräftigen Schub bekommen: Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass eine breite Mehrheit der Deutschen Olympische Winterspiele 2018 in München will. Das Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen kommt zu dem Ergebnis, dass 75Prozent der Bürger bundesweit hinter der Bewerbung stehen. Lediglich 16 Prozent wünschen sich, dass die Spiele nicht in München stattfinden. Für das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist breite öffentliche Unterstützung der Spiele ein gewichtiger Faktor, wenn es im Sommer um die Auswahl der Gastgeberstadt geht.

DFL unterstuetzt Muenchen bei Bewerbung fuer die Olympischen Winterspiele 2018

Unterstützung für Olympia: Nicht nur Katarina Witt und Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fussball Liga (DFL), sind dafür.

(Foto: dapd)

Wie das IOC genau seine Entscheidung trifft, ist Gegenstand vieler Spekulationen, doch anhand eines Zwischenberichts zu den Konzepten der Bewerberstädte Pyeongchang (Südkorea), Annecy (Frankreich) und München vom Juni 2010 wird deutlich, dass die öffentliche Meinung mindestens so wichtig ist wie die Unterstützung der jeweiligen Regierungen. Südkorea, das die Bewerbung zu einer Staatsaufgabe höchster Priorität erhoben hat, ist in dieser Disziplin führend: Zustimmungswerte von mehr als 90 Prozent sind für die Konkurrenten in Europa unerreichbar. Allerdings zeigt das Beispiel der Biathlon-WM, dass die tatsächliche Begeisterung für Wintersport sich in Korea in Grenzen hält.

Die Bewerbungsgesellschaft reagierte erleichtert auf die jüngste Umfrageergebnisse, die sich ungefähr mit den Zahlen im "Bid Book" vom März 2010 decken. Die Planer wissen nach anfänglichen Pannen, dass eine sorgfältige Kommunikation zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört. Im "Bid Book" wird der Kampf um die öffentliche Meinung gar als "größte Herausforderung" bezeichnet. Umso herber war zunächst die Enttäuschung über

sinkende Zustimmungsquoten: Infratest hatte schon im Dezember lediglich 60Prozent bundesweite Unterstützung vermeldet, zu Beginn der Woche kam eine bayernweite Untersuchung des gleichen Institutes zum gleichen Ergebnis.

Bemerkenswert sind die starken Schwankungen der Ergebnisse. Romy Fröhlich, Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität, führt diese auf die Art der Fragestellung zurück: "Man darf Werte nur für identische Fragen vergleichen." Tatsächlich gibt es Unterschiede: Während die Forschungsgruppe Wahlen fragte: "Die Stadt München bewirbt sich um die Winterspiele 2018. Fänden Sie es gut, wenn die Olympischen Winterspiele in München stattfinden würden oder fänden Sie das nicht gut?", schob Infratest eine zusätzliche Informationen vor die ähnliche Frage: "Befürworter sehen große wirtschaftliche Chancen für die Region, Gegner beklagen die hohen Kosten und die Eingriffe in die Natur."

Fröhlich meint, dass die Schwankungen in diesem Fall wahrscheinlich auf die Fragestellungen zurückgehen. Richard Hilmer von Infratest teil diese Einschätzung: "Da treffen zwei Schulen aufeinander. Wir finden es wichtig, Argumente anzuführen." Auch eine andere Frageweise sei in Ordnung, meint er. "Aber unsere Zahlen zeigen, dass es einen Konflikt gibt."

Diesen Konflikt bis zum Besuch des IOC im März zu entschärfen, ist nun Ziel der Bewerber. Als einziger der drei Konkurrenten hat München um der Transparenz willen sein "Bid Book" ins Internet gestellt. Und um die Herzen der Massen zu gewinnen, wirbt jetzt auch die Fußball-Bundesliga für München 2018.

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