Parkstadt Bogenhausen:Der Wunderschrank

Parkstadt Bogenhausen: Bei der Eröffnung im Februar gab's noch keine Abstandsregel. Der Andrang war groß.

Bei der Eröffnung im Februar gab's noch keine Abstandsregel. Der Andrang war groß.

(Foto: Catherina Hess)

Bücher und Barhocker, Spiegel und Akkordeon: Drei Frauen haben an der Barbarossastraße ein Tauschprojekt organisiert, das bei den Nachbarn gut ankommt

Von Nicole Graner, Parkstadt Bogenhausen

Zwei Barhocker stehen im kleinen, blauen Umsonstschrank an der Barbarossastraße/Ecke Hörselbergstraße. An die Regale kommt man nicht gut, die beiden Stahlstühle nehmen in dem winzigen Häuschen wirklich viel Platz weg. Und so schreiben die Verantwortlichen gleich in den Nachbarschaftsblog nebenan.de., dass man sich freuen würde, wenn sie abgeholt werden könnten. Verbunden mit der Bitte, große Gegenstände nicht in den Umsonstschrank zu stellen, sondern einen Aushang am Schwarzen Brett im Schrank zu machen.

Die Barhocker wurden schon längst abgeholt. Aber, so erzählt eine der drei Initiatorinnen, Hannah Patalong, dafür waren plötzlich ein großer Spiegel und ein Lattenrost eingestellt. Jeder Morgen sei eine Überraschung, sagt die 33-Jährige und lacht. Man mache das kleine Türchen zum Schrank auf und staune oft nicht schlecht. Eines Tages sei zum Beispiel der ganze Schrank einschließlich des Bodens mit Büchern vollgestellt gewesen. "Tägliche Betreuung ist absolut notwendig", sagt Patalong. Manchmal würden nämlich volle Tüten abgestellt. Genau das wolle man ja gerade nicht, deswegen werde der Inhalt dann fein säuberlich einsortiert. Die schönsten Dinge, die bis jetzt zum Tausch eingestellt wurden? Ein Akkordeon und ein Physikbaukasten.

Der Wunderschrank - was Größe und Inhalt betrifft - ist ein Erfolgskonzept. Und das nach nur einem Monat. Schon bei der Einweihung am 14. Februar kamen viele Leute und zeigten sich glücklich, dass es endlich so etwas im Viertel gebe. Die Idee von Eveline Jurka-Schmid, Catherine Krebs und Hannah Patalong, in der Parkstadt Bogenhausen einen Ort zum Tauschen anzubieten, hat die Bevölkerung mehr als nur gern und vor allem schnell angenommen. Und noch ein Wunsch der Initiatoren ist sehr schnell in Erfüllung gegangen: Ein Treffpunkt für die Nachbarschaft sollte das Mini-Häuschen werden - und wurde es, zumindest ehe die Corona-Pandemie soziale Kontakte unterband.

So ist es wohl eine Frage der Zeit, dass bald am Häuschen auch ein Bänkchen stehen könnte. Der Bezirksausschuss habe schon mal, wie die Initiatorin sagt, Zustimmung signalisiert, die Bank zu finanzieren. Natürlich müsse man aber erst noch mit Pfarrer Markus Rhinow sprechen. Der Schrank sei ja Teil des Nazareth-Projekts und stehe auf Kirchengrund.

Ein Fest hätte es nun nach einem Monat geben sollen. Mit Sängerin und Straßenmusikerin Laura Ernst. Und in die Zukunft wollte die Initiativgruppe auch blicken. Wie könnte der Umsonstschrank noch mehr Freude machen, wie das kleine Eckchen weiter belebt werden? Ideen hätten mit den Nachbarn entwickelt werden sollen. Alles abgesagt wegen Corona. Egal: Das Fest wird nachgeholt. Und die Absage ändert nichts daran, dass der Treffpunkt "Himmelblau" schon jetzt geliebt ist.

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