Süddeutsche Zeitung

Bogenhausen:Wie Michael Käfer seinen Laden ausbauen möchte

Das Feinkost-Geschäft an der Prinzregentenstraße soll mehr Platz für den Versandhandel bekommen, auch drei Wohnungen sollen entstehen. Das ruft die Stadtgestaltungskommission auf den Plan.

Von Sebastian Krass

Es ist eng hier drin. In den Regalen an der Wand stehen noch zusammengeklappte Kartons. In der Mitte des kleinen Raums verpacken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Essen und Souvenirs, sie gehören zur Abteilung "E-Commerce" von Feinkost Käfer. Ihr Arbeitsplatz liegt ganz hinten durch Laden an der Prinzregentenstraße und dann im ersten Stock. Das Geschäft laufe gut, erzählt Michael Käfer, "es würde uns helfen, wenn wir das hier um 30 Quadratmeter vergrößern könnten".

Um zu verstehen, was Käfer und sein Immobilienbeauftragter planen, muss man das Gebäude von außen anschauen, im Hof des Häuserblocks, der sich wie ein Kuchenstück von der Prinzregentenstraße an der Schumannstraße und der Trogerstraße nach hinten zieht. Zu sehen ist dort neben Wohnungsfenstern sowie Lüftungsanlagen von Käfers Laden und Restaurant ein Anbau auf Erdgeschoss-Ebene.

Michael Käfer erzählt, dass es hier im Hof ganz früher ein Kino gegeben habe. Als er in den Siebzigerjahren in das Unternehmen eingestiegen sei, "war hier im Erdgeschoss die Küche für den Partyservice". Aber das sei natürlich sehr bald viel zu beengt gewesen.

Inzwischen haben Käfers Beschäftigte auf dem Dach jenes Anbaus einen verwunschenen Kräutergarten angelegt, zudem hat der Anbau noch einen kleinen Aufbau - in dem die 200 bis 300 Pakete pro Tag gepackt werden. Darüber erstreckt sich eine große Brandmauer, an der der Neubau anschließen soll. Über der vergrößerten E-Commerce-Abteilung sollen drei kleine Wohnungen mit je etwa 60 Quadratmetern entstehen.

Alles in allem also ein für Münchner Verhältnisse eher kleines Bauvorhaben, das zudem vom öffentlichen Raum aus nicht sichtbar wäre. Dennoch war es kürzlich Thema in der Stadtgestaltungskommission, die die Stadt zu Bauvorhaben von besonderer Bedeutung berät. Gründe dafür waren, dass das Baugrundstück im Denkmalensemble Bogenhausen und zudem in unmittelbarer Nachbarschaft zu einzelnen denkmalgeschützten Häusern liegt. Zudem fragte die Lokalbaukommission (LBK), die für die Baugenehmigung zuständig ist, die Kommission wegen der engen Situation im Hinterhof und wegen der unkonventionellen Gebäudeform um Rat.

Es ist tatsächlich ein spezieller Baukörper mit Absätzen, schrägen Seiten und außen liegenden Treppen, den der Architekt Muck Petzet mit seinem Büro entworfen hat. In seiner Präsentation sprach er selbst von "einer kleinen Stilblüte" und einer "Etüde im Abstandsflächenrecht". Denn die Baugesetzgebung macht genaue Vorschriften zu Abständen, die ein neues Haus zu Nachbargebäuden haben muss, was in einem engen Hinterhof die Sache besonders kompliziert macht. Deshalb habe man das Gebäude "als eine Art Kegel" konzipiert, erklärte Petzet.

Man könne sich gut vorstellen, das Gebäude als Holz-Massivbau zu errichten, erläuterte der Architekt weiter, die Fassade könne etwa aus Holzschindeln bestehen, eine denkbare Farbe wäre grün. Er betonte zudem, dass die drei Wohnungen mit insgesamt 180 Quadratmetern "keine Luxuslofts" würden, die obere könnte eine Galerie haben. Michael Käfer, der mit seiner Scarabeus Besitzgesellschaft mbH und Co.KG als Bauherr firmiert, sagt, die Wohnungen seien für den Mietmarkt gedacht.

Die Kommission zeigte sich mit dem Vorhaben grundsätzlich einverstanden. Die Landschaftsarchitektin Doris Grabner (Freising) sprach von einem "gelungenen Nachverdichtungsprojekt. Es ist nicht mehr erkennbar, dass es sich um gebautes Abstandsflächenrecht handelt". Peter Brückner, Architekt aus Tirschenreuth, betonte die "Verantwortung", die mit einem Projekt in einer so engen Situation verbunden sei, "es ist entscheidend, dass am Ende eine echte skulpturale Qualität entsteht".

Allerdings störte er sich an den zwei Treppen und er forderte, dass die schon bestehende Bebauung mit eingebunden wird, "dass sich das Obere nicht nur wie ein Parasit draufsetzt". In ihrem Fazit gab die Kommission grundsätzlich ihr Einverständnis für das "spannende Projekt", mahnte aber an, dass ihre Anregungen eingearbeitet werden.

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