Der Fischverkäufer Bendaoud Z. aus Marokko bekennt, dass er noch nie etwas von München gehört habe, ehe er im Januar 2023 hier ankam. Ein Nachbar aus seiner Heimatstadt Casablanca, der sich bereits in München aufgehalten habe, hatte ihm vorgeschlagen, er solle hierherkommen. Er habe sich verpflichtet gefühlt, die Reise auf sich zu nehmen, sagt Bendaoud Z. Immerhin hatte dieser ihm ein Darlehen gewährt. Außerdem hatte er noch Spielschulden bei ihm. Alles in allem 12 000 bis 14 000 Euro.
Nach seiner Ankunft in München, so der Fischverkäufer, habe sein Nachbar ihm vorgeschlagen, mit ihm Einbrüche zu begehen – um so die Schulden, die er bei ihm habe, tilgen zu können. Bendaoud Z. ließ sich darauf ein – und wurde gefasst. Seit diesem Montag muss sich der 34-Jährige wegen 15-fachen gemeinschaftlichen Wohnungseinbruchsdiebstahls vor der 7. Strafkammer am Landgericht München I verantworten. Der Wert der Beute, die Z. und sein mutmaßlicher Komplize in knapp zwei Wochen machten, beläuft sich auf rund 310 000 Euro.
Bendaoud Z. ist geständig. Für diesen Fall hatte das Gericht ihm im Rahmen einer sogenannten verfahrensverkürzenden Absprache eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren und zehn Monaten und höchstens sechs Jahren und sechs Monaten in Aussicht gestellt. Außerdem sicherte Z. der Vorsitzenden Richterin Ute Schmitthenner zu, dass er auch Angaben zu seinem Nachbarn machen wolle, der bislang nicht gefasst wurde.
Die Einbruchsserie, die Z. und seinem mutmaßlichen Komplizen zur Last gelegt wird, begann kurz nach dem Jahreswechsel 2023. In einer Erklärung, die er über seine Verteidigerin abgab, behauptet der Fischverkäufer, dass es zu den jeweiligen Einbrüchen „keine größeren Vorplanungen“ gegeben habe. Er und sein Nachbar seien durch Wohnviertel gelaufen und hätten sich umgeschaut, wo Licht brennt. Mitunter hätten sie auch an Türen geklopft, um festzustellen, ob jemand zu Hause ist. Eingestiegen in die Anwesen sei stets er, bekennt Bendaoud Z. in seiner Erklärung, während sein Nachbar auf der Straße gewartet habe.
Was er alles im Einzelnen gestohlen habe, wisse er nicht mehr, so Z. Er könne sich nur noch an Goldbarren erinnern. Sie stammen aus einem Einbruch, den er und sein mutmaßlicher Komplize laut Anklage der Staatsanwaltschaft zwischen dem 12. und 15. Januar in Bogenhausen begingen. Bei der Tat stahl der 34-Jährige außer den Goldbarren noch diverse Schmuckstücke sowie knapp 10 000 Euro Bargeld. Eine noch weitaus größere Beute machten der Fischverkäufer und sein Nachbar am 14. Januar beim Einbruch in ein Einfamilienhaus in Nymphenburg. Außer einem Bargeldbetrag von knapp 2000 Euro erbeutete Bendaoud Z. in dem Haus noch eine Vielzahl von Schmuckstücken, darunter Brillantringe im Wert von insgesamt 82 000 Euro.
Lohnende Ziele waren für Z. und seinen mutmaßlichen Komplizen auch Einfamilienhäuser in Solln, Laim, Sendling-Westpark sowie in Harlaching, wo die beiden Schmuck und Bargeld in Höhe von jeweils mehreren Zehntausend Euro stahlen. In anderen Fällen waren es indes nur wenige Tausend Euro. Diese Taten wird das Gericht vorläufig einstellen, da sie sich auf die Höhe der zu erwartenden Haftstrafe für den 34-Jährigen nicht auswirken würden. Somit geht in dem Prozess nur mehr um acht Fälle des Wohnungseinbruchsdiebstahls.
Bendaoud Z. ließ zum Auftakt des Prozesses erkennen, dass sich die ganze Sache für ihn nicht so sehr gelohnt habe. Er habe von der gesamten Beute, die sein mutmaßlicher Komplize angeblich an einen Syrer in München verkaufte, nur ein paar Tausend Euro erhalten, sagte der 34-Jährige.