Einen Brief an die Stadt schreiben und nach nur sechs Tagen eine schriftliche Antwort von der Verwaltung bekommen? Klingt eher unwahrscheinlich. Und eine Antwort nach sechs Tagen, obwohl der Brief an eine Stelle der Verwaltung adressiert war, die eigentlich gar nicht zuständig ist? Klingt nach einem Traum: kurzer Dienstweg, schnelle Entscheidung, glücklicher Bürger.
Als einen solchen darf man sich Gert Goergens dieser Tage vorstellen. Denn er hat genau das erlebt. Auf den 20. Juni 2024 datiert sein Schreiben an den Bezirksausschuss Bogenhausen, in Kopie an die Untere Naturschutzbehörde, die bei der Lokalbaukommission (LBK) angesiedelt ist, Betreff: Böhmerwaldplatz. Es folgen drei kurze Absätze, samt einer angehängten „Planskizze“.
„Als ansässiger Bogenhausener Bürger“, schreibt Goergens, Jahrgang 1940 und Mitgründer des renommierten Architekturbüros Goergens Miklautz Partner, „bin ich oft am Böhmerwaldplatz und bedaure sehr, daß die vorhandenen zahlreichen Parkbänke im Sommer nicht genutzt werden, weil eine Verschattung fehlt.“ Die Bäume, die es auf dem prachtvollen Platz gibt, seien zu weit entfernt.

Deshalb regte er an, zusätzliche Bäume zu setzen: „Es können auch kleinere Bäume sein (...), die unmittelbar vor den Bänken gepflanzt, die Aufenthaltsqualität an diesem schönen Platz deutlich verbessern könnten“. Die Skizze zeigt ein Luftbild, am Rand der Wiesenfläche ist per Hand 30-mal ein Punkt mit einem Kreis drumherum eingezeichnet, als Symbol für die gewünschten Bäume.

Goergens war von 2000 bis 2017 Stadtheimatpfleger und beriet in dieser Zeit die Stadt zu Fragen der Baukultur. Und er bringt sich bis heute immer noch mit eigenen Ideen zur Stadtplanung ein. So machte er einen Vorschlag zur Umgestaltung des Max-Joseph-Platzes, den die Stadt aber als unpraktikabel verwarf. Nun eben der Böhmerwaldplatz.
Auf den 26. Juni 2024 datiert das Antwortschreiben, unterschrieben von Florian Hochstätter, Leiter der Hauptabteilung Gartenbau im Baureferat. Zunächst erläutert er, dass Goergens’ Schreiben über die LBK aus dem Planungsreferat zu ihm gelangt sei. Er bedankt sich für den „Gestaltungsvorschlag“. Man habe diesen geprüft und teile mit, „dass wir ihren Vorschlag umsetzen können“.
Man werde, „wie in Ihrer Skizze dargestellt“, auf beiden Seiten des Platzes jeweils eine Baumreihe pflanzen, auch um die „ökologische Qualität des Platzes zu verbessern. Mit den nötigen Abständen könnten auf jeder Seite zehn, also „insgesamt 20 zusätzliche Bäume“ eingesetzt werden. „Als Baumarten sind Cercis siliquastrum, Magnolia kobus, und Prunus serrulata vorgesehen.“ Für alle, bei denen der Biologie-Unterricht schon etwas her ist: Die deutschen Namen lauten Gewöhnlicher Judasbaum, Kobushi-Magnolie und Japanische Blütenkirsche.

Auf Nachfrage erläutert das Baureferat übrigens, die Pflanzungen seien nicht allein von Gert Goergens angestoßen worden. Man habe schon im Oktober 2020 alle 25 Bezirksausschüsse um Vorschläge für Baumpflanzungen gebeten. Der aus Bogenhausen habe bereits 2022 den Böhmerwaldplatz ins Spiel gebracht, eine Machbarkeitsstudie habe den Vorschlag als „realisierbar“ eingestuft. Demnach käme Goergens also vielleicht eher die Rolle eines Baumbeschleunigers zu.
Und die Stadt belässt es nicht bei der schnellen Antwort. Das Baureferat kündigt auch an, die Bäume zügig aufzustellen, „in der kommenden Pflanzperiode in 2025“.