Der Münchner Autobauer BMW scheint den weltweiten Krisen erfolgreich zu trotzen, im März wurde für das vergangene Geschäftsjahr ein Überschuss von 18,5 Milliarden Euro verkündet. Um auch für eine Zukunft ohne Verbrennermotoren gerüstet zu sein, baut der Konzern sein Stammwerk im Münchner Norden schrittweise um.
"Die BMW Group ist auf Kurs, ein leichtes Wachstum im Gesamtjahr 2023 zu erzielen", sagte Vertriebschef Pieter Nota bei der Vorstellung der Zahlen für das erste Quartal. Als Wachstumstreiber sieht er die vollelektrischen Fahrzeuge sowie hochpreisige Wagen wie den 7er, X7 und die Fahrzeuge der Tochterfirma Rolls-Royce. Zwar stagnieren die Gesamtverkaufszahlen des Konzerns, allerdings steigt der Absatz von E-Autos: Mit fast 56 000 Stromern hat BMW mehr als doppelt so viele wie im Vorjahresquartal verkauft. Besonders beliebt sei die Mittelklasse-Limousine i4, die seit Herbst 2021 auch im Stammwerk in München zusammengebaut wird.
Ende 2020 hatte der Konzern mitgeteilt, dass dort künftig keine Verbrennungsmotoren mehr eingebaut würden. Das Gewerbegelände soll sukzessive zu einem modernen Produktionscampus umgebaut werden. Hierzu befindet sich das Unternehmen in regelmäßigen Absprachen mit dem städtischen Referat für Stadtplanung und Bauordnung, um einen sogenannten Masterplan zu entwickeln. Dieser soll voraussichtlich Anfang 2024 in den Münchner Stadtrat eingebracht werden.
"Transformation" und "Wandel" nennen sie das in den oberen Etagen bei BMW. Unten, in den Hallen für Motoren- und Karosseriebau, heißt das konkret: Auszug und Abriss. Bis Ende des Jahres wird der Motorenbau komplett ins österreichische Steyr und das Werk Hams Hall in England verlagert. "Teilgebäude des Motorenbaus werden bereits ab Mitte des Jahres zurückgebaut", sagt BMW-Sprecher Jochen Diernberger. In den kommenden Jahren würde dort ein "hochmodernes und nachhaltiges Montage- und Logistikgebäude" entstehen.
Die Motorenbauer wurden umgeschult
Wo nicht mehr an Motoren geschraubt wird, braucht es auch weniger Motorenbauer. Derzeit würden zwar noch V8-Motoren in München produziert, ein Großteil der Mitarbeiter sei aber umgeschult worden und in anderen Bereichen des Unternehmens tätig. Immerhin um die 1700 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben in der Vergangenheit dort gearbeitet. Auf den Motorenbau am Stammwerk war BMW immer stolz, bezeichnete ihn als "Kernkompetenz der BMW Group". Mit dem Strukturwandel in der Autoindustrie hat sich der Schwerpunkt verlagert. "E-Mobilität hat für uns Priorität", sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse bei der BMW-Jahreskonferenz im März.
Für das Münchner Werk heißt das, dass dort die Produktionswege im laufenden Betrieb neu angeordnet werden müssen - "eine enorme planerische Leistung", wie Konzernsprecher Diernberger sagt. Gerade werde die alte Lackierer beseitigt. Auf den frei gewordenen Flächen wird ein neuer Karosseriebau entstehen. Von 2025 an will BMW die ersten Fahrzeuge der sogenannten "Neuen Klasse" - eine eigene Zukunftsvision der Individualmobilität - auf den Markt bringen. Sie sollen auch in München vom Band laufen.