Prozess in München:Ex-BMW-Manager soll Schmiergeld kassiert haben

Prozess in München: Die BMW-Konzernzentrale in München.

Die BMW-Konzernzentrale in München.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Sechs Millionen Euro soll der 52-Jährige in die eigene Tasche gesteckt haben. Vor Gericht geht es um ein jahrelanges und lukratives Dreiecksgeschäft, das die Staatsanwaltschaft dem Mann vorwirft. 

Von Susi Wimmer

Teure Urlaube, exklusive Kleidung, ein Eigenheim: Viele Jahre lang lebte Ingo K. als Hauptabteilungsleiter bei BMW auf ziemlich großem Fuß. Jetzt arbeitet der 52-Jährige in der Wäscherei - und zwar in der Justizvollzugsanstalt. Denn der Manager soll mit fingierten Rechnungen Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe kassiert und Firmen bei der Auftragsvergabe bevorzugt haben. Vor der 7. Strafkammer am Landgericht München I wird wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung gegen K. verhandelt.

Es ist nicht der erste Prozess gegen den studierten Maschinenbau-Ingenieur: Bereits im Dezember 2022 war K. wegen Untreue in 15 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Ingo K. mit bestellten Zulieferer-Rechnungen gut drei Millionen Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Im aktuellen Prozess geht es um eine Münchner Firma, die unter anderem Dienstleistungen im Bereich der elektronischen Datenverarbeitung anbot und schon länger Geschäftsbeziehungen mit BMW pflegte. Zwei ehemalige Geschäftsführer dieser Firma sitzen ebenfalls auf der Anklagebank.

Staatsanwalt Maximilian Quadbeck wirft dem Trio vor, mit einem Modell aus Scheinrechnungen, Bestechungszahlungen und Bevorzugungen bei Auftragsvergaben von 2007 bis 2015 ein für alle gewinnbringendes Geschäftsmodell entwickelt zu haben. Ingo K. hingegen behauptet, er habe das "Dreiecksgeschäft" der EDV-Firma als Bitte vorgeschlagen, ohne zusätzliche Aufträge bei BMW zu versprechen.

Ingo K. gaukelte der EDV-Firma vor, BMW müsse Fahrzeuge aus der 7er-Reihe wegen elektronischer Mängel zurückkaufen. Dies sei nicht über den Händler möglich, weil man keinen "Mitreißeffekt" provozieren wolle. Wenn die Mängel in Autoforen publik würden, könnten Kunden ein neues Auto fordern. Das für die Rückkäufe benötigte Geld sollte die EDV-Firma an eine von Ingo K. gegründete Firma überweisen. Die EDV-Firma könne sich das Geld bei künftigen BMW-Aufträgen über Rechnungen zurückholen. Auf diese Weise soll Ingo K. an die sechs Millionen Euro ergaunert haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der EDV-Firma sehr wohl klar gewesen sei, dass es sich um Schmiergeldzahlungen für künftige Aufträge handelte.

Vor Gericht erklärt K., dass diese Autorückkäufe in der Branche durchaus üblich seien. Nur in seinem Fall hatten sie nie stattgefunden. Die ehemaligen Geschäftsführer der EDV-Firma sind angeklagt wegen Bestechung beziehungsweise Beihilfe, sowie Beihilfe zur Untreue und Steuerhinterziehung.

Das Haus von Ingo K. ist mittlerweile zwangsversteigert. Er beziffert seine Steuerschulden auf zwei Millionen Euro und eine halbe Million Euro an "weiteren Verbindlichkeiten". BMW habe bislang noch keine Schadenssumme tituliert. Ende Mai soll ein Urteil ergehen.

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