Süddeutsche Zeitung

Blumen für Balkon und Garten:"Eine Pflanze ist etwas absolut Positives"

Gerade in schweren Zeiten belohnen sich Menschen mit Blumen und verschönern ihr Zuhause. Floristin Alexandra Berchtenbreiter gibt Tipps, wie man sich dieses positive Gefühl in den eigenen Garten oder auf den Balkon holen kann.

Von Stefanie Fischhaber

Es ist wieder die Zeit im Jahr gekommen: die Zeit der Übergangsjacken, der Pollen und vor allem - die Zeit des Gartelns. Das merken die Münchner Gärtnereien vor allem seit und nach Ostern. Doch die Begeisterung für Blumen sprießt offenbar nicht nur wegen der anstehenden Gartensaison. Floristin Alexandra Berchtenbreiter macht in der Gärtnerei ihrer Familie in Giesing die Erfahrung, dass Pflanzen seit einigen Jahren wieder mehr geschätzt werden.

Während der Corona-Pandemie sei die Nachfrage nach Blumen stark gestiegen. "Man konnte nicht in den Urlaub fahren, es waren keine Veranstaltungen, man konnte sich nichts Hübsches zum Anziehen kaufen. Die Blumen waren dann für die Seele", sagt Berchtenbreiter. Besonders in schweren Zeiten merke sie, dass sich die Leute mit Blumen belohnten und ihr Zuhause verschönerten. "Als ich vor 15 Jahren angefangen habe, gab es eine Zeit, da waren Pflanzen eher für die älteren Leute. Seit einiger Zeit merke ich aber, dass sich auch jüngere Menschen - auch junge Männer - dafür interessieren."

Kein Wunder, dass sich viele in die Gartenarbeit stürzen: Gärtnern ist eine gute Ablenkung und kann beruhigend wirken. Das strahlt auch die Floristmeisterin aus. Obwohl im Laden gerade viel zu tun ist, ist sie die Ruhe selbst. Das führt sie auf die Blumen zurück. "Eine Pflanze ist etwas absolut Positives" findet Berchtenbreiter.

Warum man Pflanzen auch hören kann

Doch wie kann man sich dieses Gefühl in den eigenen Garten oder auf den Balkon holen? Um den perfekten Rückzugsort zu schaffen, sollten verschiedene Eindrücke kombiniert werden, empfiehlt die Floristin. Mit einer Mischung aus Nutz- und Duftpflanzen wird der eigene Balkon zu einem Erlebnis für alle Sinne. Denn Pflanzen können mehr als nur schön aussehen. Nutzpflanzen wie Erdbeeren oder Tomaten schmecken auch noch gut. Wer die Samen selbst ansät, hat am Ende sogar noch ein Erfolgserlebnis.

Besonders Pflanzen, die gegessen werden können, sind auf Münchner Balkonen sehr beliebt, "weil man sich was Kleines hinstellen und die Freude reinholen kann", erklärt Berchtenbreiter. Duftpflanzen verströmen auf dem Balkon dazu noch eine angenehme Atmosphäre. Hier sind der Natur keine Grenzen gesetzt: "Es gibt zum Beispiel Geraniensorten, die nach Cola, Bubble Gum oder Zitrone riechen", sagt die Gärtnerin. Aber Pflanzen sind nicht nur zum Sehen, Riechen und Schmecken da, sondern auch zum Hören. Mit bienenfreundlichen Pflanzen holt man sich eine richtige Party auf den Balkon, sagt Berchtenbreiter. Und das schon mittags und mitten in der Stadt.

Die verschiedenen Farben und Gerüche nehmen Menschen vor allem unterbewusst wahr, meint die Floristin. Die beruhigendste Wirkung auf sie habe der Klang des Windes, der durch Blätter und Blüten weht, dazu komme das Summen der Insekten. "Ich glaube, es ist das komplette Spiel." Eine entspannende Wirkung hat auch Lavendel. Doch Kunden dürften sich nicht täuschen lassen: "Alleine riecht der nicht. Man muss immer ein bisschen an den Blättern reiben, dann kommt der Geruch erst richtig zum Vorschein." Damit ist auch der letzte Sinn bei der Reise durch die Blumenwelt eingesetzt: der Tastsinn.

Trotz der Vielfalt der Pflanzen sind Blumen, die schön anzusehen sind, noch immer am beliebtesten. Berchtenbreiters Favorit und ein "Must have" auf jedem Balkon: die Geranie. Die pflegeleichte Sommerpflanze kommt auch bei den Kunden immer gut an. Gefragt ist auch die jeweilige bayerische Pflanze des Jahres. Alljährlich wird dafür eine besondere Blume vom Gärtnereiverband bestimmt und gezüchtet. Diesjährige Gewinnerin: die "Sunny Sisters", eine spezielle Sorte der Garten-Gerbera. Mit ihrer bunten Farbauswahl in Lila, Gelb, Rosa oder Orange ist sie in jedem Garten ein Hingucker.

Ein Kunden-Liebling in der Gärtnerei ist auch die "Rockin' Rosi", eine Dahliensorte, die bereits im April mit ihrer pinken Blüte Farbe in den Garten bringt. Weniger bunt, dafür genauso beliebt, ist in jüngster Zeit die Eukalyptuspflanze. Der grüne Stängel sei in den vergangenen Jahren zum Modeaccessoire geworden, erzählt Berchtenbreiter.

Generell gilt aber: "Was einem gefällt, kann gepflanzt und probiert werden", meint sie. Schön an der gewählten Pflanzenumgebung sei ja gerade, dass es keine Regeln gebe. Das Wichtigste ist, Freude an den Blumen und der Natur zu haben. Das übertrage sich auch auf die Pflanzen: "Pflanzen sind unglaublich anpassungsfähig und wenn man selber Freude dran hat, dann geht es auch oft gut", sagt die Floristin.

Damit die Pflanzenpracht auf dem Balkon auch hält, sollten Pflanzenfreunde aber ein paar Dinge beachten. Vor allem in den noch kalten Münchner Nächten sollten Sommerpflanzen wie Geranien lieber noch im Warmen gelagert werden. Berchtenbreiters Tipp: "Den Wetterbericht wirklich verfolgen. Für mich ist schon bei vier oder fünf Grad die Grenze. Lieber noch eine Nacht länger warten und sich dann wirklich darüber freuen." Denn das ist eigentlich das Wichtigste und Schönste beim Garteln: "einfach genießen und auf sich zukommen lassen."

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