Birkenau:Ungeschütztes Kleinod

Lokalpolitiker fordern, die Birkenau als Erhaltungssatzungsgebiet auszuweisen

Von Julian Raff, Untergiesing

Mit ihren geduckten Herbergshäuschen und Handwerkerhöfen gehört die Birkenau, also das Dreieck zwischen der gleichnamigen Straße, der Unteren Weiden- sowie der Claude-Lorrain-Straße zu den städtebaulich reizvollsten Gegenden im Viertel. Das pittoreske Bild nützt den hiesigen Mietern aber wenig, wenn es um den Schutz vor Vertreibung geht. Das Gebiet fiel 2001 aus der örtlichen Erhaltungssatzung, zehn Jahre, nachdem diese in Kraft getreten war.

Begründet hatte der Stadtrat die Entscheidung seinerzeit mit dem "Instandhaltungsrückstau im heterogenen Gebäudebestand", sprich dem maroden Zustand der Häuschen und dem vorherrschenden Mix aus Kleinwohnungen, Werkstätten und Gewerbe. Die durchschnittliche Haushaltsgröße von 1,5 Personen weise nicht auf ein per Erhaltungssatzung zu schützendes Familienwohngebiet hin, zudem erreichte der Anteil von Kindern, Jugendlichen und Senioren nicht die nötige Quote.

Mit der Entscheidung haderten unter anderem die Bewohner eines von Luxussanierung bedrohten Hauses an der Ecke Sommerstraße/Claude-Lorrain-Straße, aber auch der Bezirksausschuss (BA). Der fordert nun, das Gebiet bei der Fortschreibung der Erhaltungssatzung Untere Au/Untergiesing, deren alte Fassung am 20. Mai ausläuft, wieder aufzunehmen, erweitert um die östlich angrenzenden Straßenzüge bis zur Pilgersheimer Straße. Das Gremium nahm auch die Anregung der Aktionsgruppe Untergiesing auf, die Satzung künftig nach Süden über den Mittleren Ring hinaus zu erweitern. In den Wohngebieten westlich der Schönstraße, zwischen Alemannen- und Ludmillastraße, sowie östlich davon, zwischen Birkenleiten und Candidplatz, wurden bereits viele Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt. Außerdem erhöhe das "Living Isar"-Quartier auf dem früheren Osram-Gelände den "Gentrifizierungsdruck", schreibt Antragstellerin Renate Cullmann.

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