München:Biergartenzeit ist Masskrugdiebstahlzeit

Beliebt wie nie zuvor: Bier aus Bayern.

Eine Alarmanlage soll gegen den Trend des Masskrug-Diebstahls helfen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Masskrugklau verspricht zwar Nervenkitzel - ein Konzept aus Belgien könnte die Übeltat aber unterbinden. Und München könnte die sicherste Großstadt des Universums werden.

Kolumne von Oliver Klasen

Man müsste mal wieder raus an die frische Luft, was erleben - jetzt, da die Tage länger werden und die Temperaturen steigen. Wenn Joggen im Englischen Garten oder Rumsitzen an der Isar nur nicht so langweilig wären! Zum Glück gibt es noch eine andere Schönwetter-Beschäftigung, die sowohl Nervenkitzel verspricht als auch Geschicklichkeit erfordert: das Masskrugstehlen.

Kleingeistige Menschen mögen einwenden, dass der Diebstahl von Maßkrügen a) moralisch verwerflich und b) vollkommen widersinnig ist. Denn mal ehrlich: Wer zur Hölle macht sich zu Hause jemals zwei Flaschen Helles auf, gießt sie in ein Glas und trinkt dieses dann leer? Eben. Trotzdem werden jedes Jahr Zehntausende Krüge von ihrem Bestimmungsort verschleppt. Zu Hause verstauben sie dann im Wohnzimmerschrank, im günstigsten Fall finden sie eine neue Bestimmung als improvisierte Blumenvase oder als Sammelbehälter für lästiges Rotgeld.

Auf der Wiesn achten Security-Leute darauf, dass niemand die Krüge aus dem Zelt mitnimmt, in Biergärten verlangen sie inzwischen oft ein Pfand. Doch beides verhindert nur einen Teil der Taten, es erhöht für manche Diebe sogar den Spaßfaktor.

Innovativer ist der Inhaber eines Bierlokals im belgischen Brügge: Er hat für seine 3000 Biergläser einen Diebstahlschutz entwickelt, so ähnlich wie bei Kleidungsstücken im Einzelhandel. Das kleine Plastikteil ist am Stil des Glases befestigt, kurz über dem Fuß. Verlässt der Gast mit dem Glas das Lokal, ertönt ein lauter Alarm. Außerdem ist das Etikett nur sehr schwer zu entfernen, ohne das Gefäß zu zerstören.

München ist bekanntlich auf dem besten Weg, sämtliche Missetaten, die das Jungvolk begehen kann, zurückzudrängen. Lautes Randalieren vor der Kneipe? Kaum noch möglich, seit es vor allen Türen Silencer gibt, die jeden Ruhestörer sofort in die Schranken weisen. Offenes Feuer an der Isar? Löscht die Grillpolizei unverzüglich. Exzessive Partys an stillen Tagen? Dagegen gibt es das Tanzverbot.

Gelänge es nun auch noch, den massenhaften Masskrugdiebstahl zu unterbinden, es würde sich positiv in der Kriminalstatistik niederschlagen. München wäre dann nicht nur die sicherste Großstadt Deutschlands, sondern die sicherste Großstadt der Welt, ach was, des Universums. Eine Delegation aus Vertretern des KVR, der Polizei, Emissären der Wiesnwirte und Repräsentanten des Hotel- und Gaststättenverbandes sollte wohl schleunigst eine Dienstreise nach Belgien antreten.

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