Sich abends mit Freundinnen und Freunden im Nußbaumpark zu verabreden, ist mindestens acht Monate im Jahr nun wirklich keine Option. Der Platz ist zentral, ja, in den Schlagzeilen aber vor allem mit Schlägereien oder Drogen-Geschichten vertreten. Seit einigen Jahren wird im Sommer mit Pop-Up-Lokalen gegen den schlechten Ruf des Parks gearbeitet. Dieses Jahr wird der Biergarten im Nußbaumpark erstmals vom „Fesch“ betrieben, dem queeren Wirtshaus aus dem Glockenbachviertel.
Auf den ersten Blick heißt das: Seit Mai steht im Park zwischen Matthäuskirche und Klinikum wieder klassisches Biergarten-Mobiliar. Bänke und Stühle, Tische, ein Essens- und ein Getränkewagen. So weit, so unspektakulär. Auf den zweiten Blick sieht man die bunten Lichterketten, die zwischen den namensgebenden Nussbäumen gespannt sind, auf den dritten die Regenbogenfahnen und Discokugeln in den Verkaufswägen. Der Biergarten ist laut Homepage und Augenschein ein „queerer, bayerischer“. In erster Linie heißt das, so die queere Idee, dass hier alle willkommen sind.
Geöffnet ist immer von 16 bis 23 Uhr, wobei immer natürlich heißt: bei Biergartenwetter. Bis 22.30 Uhr werden Getränke ausgeschenkt, die, das muss gesagt sein, wirklich faire Preise haben. Das halbe Helle (Augustiner) kostet 4,50 Euro, und tatsächlich gibt es hier auch die alkoholfreie Variante im Angebot, die quasi überall sonst Mangelware ist. Apfelschorle, Spezi und Co. gibt es im halben Liter für rund vier Euro.
Mit dem Essen scheint es ein kleines Glücksspiel zu sein, auch das „Fesch“ ist vom Personalmangel in der Gastronomie betroffen. Bei gutem Wetter und guter Personallage gibt es Pommes und (vegane) Currywust (8,90 Euro), aber auch Schupfnudeln oder Hopfenbratwurst auf Proseccokraut. Brezn und Obazda gibt es immer – und Biergarten-typisch natürlich die Möglichkeit, selbst mitgebrachte Speisen zu essen.
Dass es im Biergarten auch Veranstaltungen geben soll, dürfte nicht überraschen: Hinter dem „Fesch“ steckt ein Team rund um Peter Fleming, der weder in der queeren noch in der Subkultur-Szene ein Unbekannter ist. Er hat vor dem Lokal das „Harry Klein“ betrieben, in dem mittwochs die queere Partyreihe „Garry Klein“ stattfand. Außerdem ist er an der Organisation des Münchner CSD beteiligt.
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Auch im Biergarten sollen sich queere Vereine am Kulturprogramm beteiligen, zudem gibt es eine Kooperation mit dem Bergson Kunstkraftwerk. Konzerte sind geplant, irgendwas zwischen Volksmusik und Jazz, Eintritt: frei. Bei schlechtem Wetter werden die Veranstaltungen ins Wirtshaus verlegt. Wenn im Biergarten niemand auftritt, bestimmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die leise im Hintergrund laufende Playlist. An einem Montagnachmittag mischt sich also auch mal Country-Musik in das notorische Rauschen der Lindwurmstraße.
Diesen Sommer sollte man um den Nußbaumpark also nicht den gut eingeübten Bogen machen, sondern auch mal die fairen Getränkepreise und das kulturelle Angebot direkt am Sendlinger Tor in Anspruch nehmen.
„Fesch“-Biergarten, Nußbaumpark am Sendlinger Tor, 80336 München, 089 2300 2992, Öffnungszeiten: 16 bis 23 Uhr (bei gutem Wetter)