München:Biedersteiner Park wird zum Pausenhof

Die Kinder der Grundschule an der Haimhauserstraße haben wegen Bauarbeiten keinen Sport -und Tobeplatz mehr. Oberbürgermeister Dieter Reiter verspricht ihnen nun vorübergehend ein Stück von der nahegelegenen Wiese

Von Jerzy Sobotta

Für die Horde Dritt- und Viertklässler von der Grundschule an der Haimhauserstraße in Schwabing kommt der Besuch des Oberbürgermeisters gerade recht. Neun Uhr, da müssen sie normalerweise die Schulbank drücken. Am Donnerstagmorgen aber spazieren sie mit der Schulleiterin und einigen Eltern im Schlepptau ein paar Meter über die Gohrenstraße bis zur großen Wiese im Biedersteiner Park. Vom Klassenraum bis hierher dauert es keine drei Minuten. Die Eltern blockieren kurz die Straße für Autos, die hier ab und an vorbeifahren. Und auch der Besuch ist schon an Ort und Stelle, gestikuliert und weicht den Hundehaufen aus.

Den kurzen Weg sollen die Schüler im kommenden Schuljahr jeden Tag zurücklegen. Das hat ihnen OB Dieter Reiter (SPD) versprochen, der einem Hilferuf von Eltern und Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann gefolgt ist und sich persönlich die Wiese anschaut. "Wir kriegen das hin", sagt er zu den knapp vierzig Sieben- und Achtjährigen, die ihn kurz darauf mit Fragen löchern.

Seit etwa zwei Jahren wird die Grundschule in der Nähe der Münchner Freiheit saniert und erweitert. Der Platz zum Spielen wird dadurch immer enger. "Jetzt sind auch noch die beiden Turnhallen geschlossen und wir müssen auf andere Schulen in der Nachbarschaft ausweichen", erzählt Schulleiterin Andrea Fischer. Zusammen mit den Eltern und der Leiterin der angrenzenden Kindertagesstätte setzt sie sich schon seit Baubeginn dafür ein, dass ein Teil des nahegelegenen Parks zum Schulhof und Sportplatz umfunktioniert wird.

München: Lokaltermin auf der Gohrenwiese: In diesem Park soll für die Haimhauserschule ein Pausenhof entstehen. Was für die Kinder Tobemöglichkeiten bietet, wird nicht jedem Wiesenfreund gleich einleuchten.

Lokaltermin auf der Gohrenwiese: In diesem Park soll für die Haimhauserschule ein Pausenhof entstehen. Was für die Kinder Tobemöglichkeiten bietet, wird nicht jedem Wiesenfreund gleich einleuchten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Etwa ein Drittel der südlichen Wiesenfläche an der Liebergesellstraße möchten sie dafür nutzen. Damit die Kinder nicht weglaufen und die Hunde der Nachbarn ihre Geschenke nicht auf der Spiel- und Sportfläche hinterlassen, soll ein niedriger Maschendrahtzaun das Gelände schützen. Bisher habe sich dagegen das Baureferat gesträubt, erzählt der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD). Das Gremium hatte bereits vor zwei Jahren einen entsprechenden Antrag an die Stadt gerichtet, der allerdings abgelehnt wurde. "Vor Kurzem habe ich dann einen Hilferuf an den Oberbürgermeister geschickt, damit sich endlich etwas tut", berichtet er.

Reiter nimmt seine Kollegen von der Verwaltung in Schutz: "Eigentlich umzäunen wir keine öffentlichen Wiesen. Das Baureferat sollte keine Präzedenzfälle schaffen", erklärt er. Wegen der Dringlichkeit könne diesmal aber eine Ausnahme gemacht werden. "Die Kosten sind gering und es ist leicht zu machen", sagt Reiter. Zudem handle es sich um eine zeitlich begrenzte Lösung. Bis zum Beginn des nächsten Schuljahres soll der Zaun schon stehen, bestätigt Maria Dobner von der Gartenbauabteilung des Baureferats, die ebenfalls zu der Besichtigung in Schwabing erschienen ist. Zusätzliche Ampeln oder Straßenschilder würden nicht gebraucht. Und wenn die Sanierungsarbeiten an der Schule im Herbst 2019 beendet sind, soll auch der Zaun im Park wieder umgehend abgebaut werden.

München: Oberbürgermeister Dieter Reiter im Gespräch mit den Schülern: "Wir machen das!" Hunde habe er keine, aber dafür drei Kinder, sagt er.

Oberbürgermeister Dieter Reiter im Gespräch mit den Schülern: "Wir machen das!" Hunde habe er keine, aber dafür drei Kinder, sagt er.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bis da hin werden die Kinder sowohl vormittags wie nachmittags in dem Park spielen. "Er wird in den Pausen und für den Sportunterricht genutzt", erklärt die Schulleiterin. Dass es dabei zu Konflikten mit den Nachbarn kommen könnte, nimmt Reiter in Kauf. Die Kinder seien ihm in diesem Fall wichtiger als die Hundebesitzer. "Aber eine friedliche Koexistenz ist möglich", findet er.

Luisa und Anna freuen sich, dass sie nach den Sommerferien im saftigen Grün herumtollen können. Auf ihrem tristen Schulhof sind die beiden Neunjährigen nicht gerne. Im Moment erinnert das Provisorium aus Containern und dem dürftig zusammengezimmerten Zaun aus Pressholzplatten ohnehin eher an einen Gefängnis- als an einen Pausenhof.

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