München stößt in neue Dimensionen vor. Viertel für Zehntausende Menschen entstehen auf den letzten großen Äckern am Stadtrand oder sind dort geplant. Wolkenkratzer sollen im Münchner Westen in neue Rekordhöhen ragen, Investoren träumen längst von weiteren Hochhäusern. Zugleich gräbt sich die zweite S-Bahn-Stammstrecke in bislang unerreichte Tiefen. München soll höher, die Fortbewegung schneller und die bebaute Fläche breiter werden. 50 Jahre nach den Olympischen Spielen steht die Stadt womöglich vor ihrem nächsten Wachstumsschub.

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Doch wenn München im Jahr 1972 endgültig die Nachkriegszeit verlassen hatte und in der Moderne angekommen war - wo wird die Stadt dann stehen, wenn einmal Hochhäuser, Quartiere und unterirdische Röhren gebaut sein sollten? Wenn in der ewigen 1,3-Millionen-Stadt, deren Einwohnerzahl nach einem Corona-Durchhänger längst auf 1,6 Millionen zumarschiert, vielleicht 1,8 Millionen Menschen leben - oder sogar zwei? München gilt wegen seiner engen Grenzen schon jetzt als die am dichtesten besiedelte, am stärksten versiegelte und teuerste Großstadt Deutschlands. Kann das Wachstum das Leben erleichtern, die Mieten entlasten oder steigt der Druck im "Dampfkessel", von dem Alt-OB Georg Kronawitter schon vor Jahrzehnten sprach?

Werksviertel:Münchens coole Seite
Auf dem ehemaligen Industrieareal nahe dem Ostbahnhof entsteht auf 40 Hektar ein komplett neues Viertel. Es will Maßstäbe in Stadtplanung und Architektur setzen, die weit über die Stadt hinausreichen. Ein virtueller Rundgang.
Dem Wandel der Stadt widmet die Süddeutsche Zeitung eine Serie. Beleuchtet werden Mega-Projekte und Visionen, und wie sie sich auf Stadtbild, Wohnen, Arbeiten, Klima und Freizeit auswirken. Die Bauwerke könnten zwar erst in Jahrzehnten stehen und längst nicht alle Ideen dürften realisiert werden, doch die Diskussionen darüber laufen jetzt und sie laufen erstaunlicherweise oft getrennt voneinander. Entscheidungen stehen an.
Eine wichtige könnte sogar noch in diesem Jahr fallen: Die Politik will die Münchnerinnen und Münchner über Hochhäuser abstimmen lassen - es könnte zur Neuauflage des Bürgerentscheids von 2004 kommen, der mit einem Vorsprung von nur 3055 Stimmen die Obergrenze für Neubauten bei 100 Metern betonierte. Schon kramen Hochhausgegner die alten Sprüche Kronawitters hervor, wettern gegen "Vierkantbolzen" und ein "Frankfurt an der Isar". Protest formiert sich im Nordosten und Nordwesten gegen den Zuzug Zehntausender. Auch darum soll es in dieser Serie gehen - über die Wachstumsschmerzen auf dem Weg vom Millionendorf zur Weltmetropole.