Neue Betrugsmasche:Fälscher locken Unternehmen mit Insolvenzware in die Falle

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Mit angeblicher Insolvenzware werben die Betrüger auf gefälschten Internetseiten. (Symbolbild) (Foto: Martin Schutt/dpa)

Die Internetseite der Münchner Anwaltskanzlei wirkte täuschend echt, die Konkursware günstig: Mindestens zehn Unternehmen zahlten Zehntausende Euro für ihre Bestellung – und wurden Opfer einer neuen Betrugsmasche. Die Polizei tut sich mit den Ermittlungen schwer.

Von Poul Heintzenberg

Schockanrufe, Enkeltrick oder Dating-Betrug  immer wieder werden Privatpersonen von Betrügern um erhebliche Summen gebracht. Und die Täter ersinnen ständig neue Betrugsmaschen. Eine ganz neue Methode richtet sich jedoch nicht gegen Privatpersonen, sondern gegen Unternehmen. Mit der gefälschten Internetseite einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei gehen die Betrüger laut Polizei derzeit auf Beutefang.

Die auf Insolvenzrecht spezialisierte Kanzlei hatte bereits Ende November Anzeige erstattet, nachdem sich ein vermeintlicher Kunde über das Ausbleiben bestellter Konkursware beschwert hatte. Doch der Kunde war der Kanzlei gar nicht bekannt. Nach Angaben des zuständigen Kriminalkommissars Hoai Nam Tran hatten die bisher unbekannten Täter die Internetseite der Kanzlei täuschend echt gefälscht und Konkursware unter dem Vorwand einer Insolvenzverwaltung angeboten.

Bis zu 40 Firmen aus ganz Deutschland, vor allem Logistikunternehmen und Speditionen, seien die stark reduzierten Produkte per Mail zum Kauf angeboten worden. Bei der Ware handelte es sich um ein breites Sortiment, von Toilettenpapier bis zum Lkw sei alles dabei gewesen, so Tran. Um eventuelle Zweifel der Opfer aus dem Weg zu räumen, fälschten die Täter zudem gerichtliche Bestätigungen der Insolvenzverwaltung. Mindestens zehn Unternehmen gingen auf das Angebot ein und kauften die vermeintliche Ware, die die Kunden jedoch nie erreichte. Der entstandene Schaden belaufe sich bislang auf etwa 150 000 bis 200 000 Euro, die Dunkelziffer könnte jedoch noch deutlich höher liegen.

Bundesweit waren zuletzt mehrere Fälle mit ähnlichem Tathergang bekannt geworden. Dabei gingen die Täter offenbar stets professionell vor. Die E-Mails und Internetseiten seien oftmals täuschend echt, und die Täter zeigten Fachkenntnisse in der jeweiligen Branche. Laut Kriminalkommissar Tran ist eine Zurückverfolgung anhand der E-Mails schwierig. Oft seien die Spuren im Internet verschleiert oder verliefen sich im Ausland. Auch die Abschaltung der gefälschten Internetseiten sei nicht ganz einfach. „Sobald man eine Domain löscht, ploppt direkt die nächste auf“, so Tran.

Die Polizei ruft dazu auf, entsprechenden Angeboten mit Skepsis zu begegnen und die Echtheit der Kanzleien gründlich zu überprüfen. Hierzu könne das bundesweite amtliche Anwaltsverzeichnis genutzt werden. Zusätzlich sollten auch E-Mail-Adresse und Telefonnummer abgeglichen und durch einen direkten Anruf verifiziert werden.

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