Die Szene wirkt irritierend: Vier Männer in langen schwarzen Mänteln, schwarzer Schirmmütze und weißem Mundschutz schieben im Gleichschritt einen Sargwagen über einen Weg im Westfriedhof. Sie stoppen vor einer offenen Grube, nehmen den Deckel des schlichten Holzsargs ab und greifen hinein. An den Schlaufen eines Tragetuchs heben sie einen in weißes Leinen gehüllten und teilweise mit schwarzen Gurten umspannten Körper heraus, betten ihn auf eine Art Leiter, die über dem Grab liegt. Sachte wird der Sprossensteg weggezogen und der Körper langsam 1,80 Meter tief abgesenkt. Unten ist die Grundsohle so abgeschrägt, dass der Umwickelte automatisch auf die rechte Schulter zu liegen kommt. Mit Blick gen Südosten, gen Mekka. In dem hellen Stoff befindet sich kein Leichnam, sondern ein Dummy der Münchner Friedhofsverwaltung.
Beisetzung nach muslimischem Ritus:Nur in ein Tuch gehüllt
Seit 1. April ist in Bayern die Sargpflicht aufgehoben. Damit das nach den Regeln des Ritus und der hygienischen Verordnungen klappt, schult das Team der Friedhofsverwaltung sein Personal dafür mit einer Puppe. Für manche Gläubige wird mit der sarglosen Bestattung ein Signal gesetzt.
Von Andrea Schlaier, München
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