Benefizaktionen:Wie die Münchner Kultur die Ukraine unterstützt

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Am Sonntag, den 22. Mai wird im Deutschen Theater an Hugo Strasser erinnert, der am 7. April seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Die Einnahmen gehen an ein Spendenkonto für die Ukraine. (Foto: Susanne Bartel)

Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler sowie Kultureinrichtungen in der Stadt stellen Benefizveranstaltungen auf die Beine. Was in den kommenden Tagen geplant ist - ein Überblick.

Von Michelle Rigohrt

Gibt es sie noch? Die Geschlechterrollen? Die Frau steht schon lange nicht mehr nur am Herd. Wieso soll dann der Mann - jeder zwischen 18 und 60 Jahren um genau zu sein - eine Waffe in die Hand nehmen und das Vaterland verteidigen? Putin rekrutiert die Männer in seinem Land zu Soldaten, die im schlimmsten Fall für ihn und Russland ihr Leben lassen sollen. Am 20. April um 20 Uhr werden in der Pasinger Fabrik Psychologe Markus Theunert, Journalist Alex Belopolsky, Politikwissenschaftler Dr. des. Simon Primus und Kunsthistoriker Stefan-Maria Mittendorf über Männlichkeitsbilder in Russland, ihre Rolle für die Stabilität von Putins Regime und den offenbaren Rückfall in eine militarisierte Männlichkeit sprechen. Der Eintritt für die kleine Bühne der Fabrik ist kostenlos. Spenden sind jedoch Willkommen.

Musik für die Ukraine

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Zu Ehren des Münchner Musikers Hugo Strasser, der am 7. April seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, soll im Großen Saal des Deutschen Theaters am Sonntag, den 22. Mai ein Konzert seines gleichnamigen Orchesters stattfinden. Maßgeblich prägte Strasser die großen Ballsaisons in dem Theaterhaus auf der Schwanthalerstraße. Anlässlich der aktuellen Situation, sollen die Erlöse des Benefizkonzerts "We swing for Ukraine" zugunsten des entfernten Nachbarlandes gespendet werden. Tickets für die erste Livemusik, die nach zwei Jahren Stille im Deutschen Theater zu hören ist, stehen ab sofort zum Verkauf auf der Webseite des Theaters zur Verfügung. Die Einnahmen werden an das von der Stadt München eingerichtete Spendenkonto überwiesen.

Am 8. April wurde der Bahnhof in Kramatorsk bombardiert. Dutzende Menschen starben. Kurz vor der Katastrophe haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen 57 Patientinnen und Patienten von dem Bahnhof in ein Krankentransportzug evakuiert. "Wir sahen hunderte Menschen dicht gedrängt im Bahnhof, die versuchten, zu entkommen", sagt Nothilfekoordinator Christopher Stokes. Das Klavierduo Jost Costa und der Musikwissenschaftler Joachim Kremer wollen nun in dem Gesprächs-Konzertabend "Verflechtungen" Spenden sammeln, um die medizinische Hilfsorganisation zu unterstützen. Am Donnerstag, den 28. April um 19 Uhr sollen im Sudetendeutschen Haus Regensburg Werke von Brahms, Schubert und Dvořák, sowie berühmte Orchesterwerke wie der Moldau von Bedřich Smetana vorgespielt werden.

Der Gospelchor der Münchner St. Lukas Kirche singt am Samstag, den 23. April um 20 Uhr, zum ersten Mal in diesem Jahr und das hat zwei Gründe. Vor 30 Jahren wurde der Chor, der heute aus 40 Sängerinnen und Sängern besteht ins Leben gerufen. 2022 ist das Jubiläumsjahr, dass sie in ihrer evangelischen Heimatkirche an der Isar unter dem Motto "Right now!" nun feiern wollen. Grund Nummer zwei ist die aktuelle Situation in der Ukraine. Mit mindestens der Hälfte der Erlöse dieses Abends, will der Chor der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM)  spenden.

Lauf für den Frieden

Vom Kulturzentrum Bellevue di Monaco über den Viktualienmarkt, durch den Englischen Garten, am Stachus vorbei bis zum Sendlinger Tor. Eine Strecke von ca. 5,4 Kilometer und ein Lauf, der sich lohnt. Am 15. Mai 2022 sind alle Münchnerinnen und Münchner, die sportlichen und die weniger aktiven zu einem Lauf rund um den autofreien Altstadtring eingeladen. "München hat schon immer gezeigt, dass Hilfsbereitschaft und Weltoffenheit zentrale Werte für unsere Stadt sind", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter und hofft, dass möglichst viele Münchnerinnen und Münchner durch den Benefizlauf ein Signal für ein friedliches Europa setzen.

Das Spendenziel beträgt 125.000 Euro, wovon bereits 45.211 Euro gesammelt wurden. Für den Benefizlauf und das Liveprogramm um das Start- und Zielgelände kann man sich auf der Webseite des Kulturzentrums für anmelden. Ganz ohne Startnummer und Zeitnahme, sondern nur durch die Teilnahme können Spenden gesammelt werden, die den Geflüchteten zugute kommen und ihnen ein Ankommen in München und Sicherheit gewährleisten.

Mit Bildern helfen

"Wir wollen helfen. Doch was können wir tun? Wenig bis nichts. Wir haben nur unsere Bilder", so Zeichnerin und Autorin Barbara Yelin. Diese Bilder, will sie jetzt aber nutzen. Zusammen mit dem Künstler Dominik Wendland hat Yelin zehn Münchner und Augsburger Zeichnerinnen und Zeichner gefunden und sich mit dem Literaturhaus München zusammengeschlossen. Das Projekt: Eine Benefiz-Auktion zugunsten der Ukraine. Vom Mittwoch, den 6. bis Donnerstag, den 14. April stehen die Originalbilder der Kunstschaffenden zur Verfügung.

Per Mail an ukraine@literaturhaus-muenchen.de oder über die Telefonnummer 089/291936-27 können täglich von 11 Uhr bis 18 Uhr Gebote abgegeben werden, die dem Spendenkonto des Landeshauptstadt München, sowie dem Verein "Münchner Freiwillige" zugutekommt. Zudem kann man am 11. April um 19 Uhr mit Papier und Stift an einem Online-Workshop teilnehmen, in dem die Künstler einen Einblick in ihre Arbeit geben.

Treffen, Lesen, Lernen, Spielen - in der Bibliothek

Wenn für Schutz, Unterkunft und Verpflegung gesorgt wird, ist das schonmal ein Anfang und eine große Hilfe für ukrainische Geflüchtete. Für einen kleinen Anschluss an das gesellschaftliche Leben, will nun die Münchner Stadtbibliothek sorgen. Die Türen der Häuser stehen offen fürs Zusammentreffen, fürs gemeinsame Lesen, Lernen und Spielen.

Den Internetzugang, sowie das Ausleihen von Filmen, Büchern und Spielen stellt die öffentliche Bibliothek kostenfrei für Geflüchtete zur Verfügung. Für diejenigen, die nicht vor Ort sein können, gibt es eine digitale Auswahl von vielsprachigen Romanen, Kinder- und Hörbüchern und Sachbüchern, sowie ein Onlineportal mit Tageszeitungen aus 100 Ländern in 60 Sprachen.

Wenn Kinder Fragen zum Krieg haben

Ohne vielleicht ganz zu verstehen, was Krieg eigentlich ist, werden auch Kinder nicht vor den angsteinflößenden Bildern aus der Ukraine verschont. Die Wanderausstellung "Guten Tag, lieber Feind", die schon seit mehr als zwei Jahrzehnten durch die Welt zieht, zeigt Bilderbücher, die auf kindgerechte und kreative Art und Weise vielleicht ein paar der Fragen zum Krieg beantworten.

Auf Anfrage unter empfang@ijb.de stellt die Internationale Jugendbibliothek sechs Bilder dieser Ausstellung für Rathäuser, Kultur- und Gemeindezentren, Schulen und allen, die ihre Solidarität mit der Ukraine ausdrücken möchten, gegen eine Gebühr von 30 Euro zur Verfügung. Die polnische Stiftung Fundacja Powszechnego Czytania (Stiftung Lesen für alle) erhält die Einnahmen und kauft damit ukrainische Kinderbücher, die an geflüchtete Kinder in Polen verteilt werden.

Musik ist die universelle Sprache der Menschheit", so formulierte es 1835 der Dichter Henry Wadsworth Longfellow. Der Münchner Musikverlag Trikont ist überzeugt, "dass keine Kunst ausdrucksstärker und potenziell demokratischer ist als Populärmusik", so steht es auf der Webseite. Diese universelle, potenziell demokratische Sprache will der Musikverlag nutzen: Zusammen mit dem in der Ukraine geborenen Berliner Musiker Yuriy Gurzhy hat man beschlossen, ab jetzt alle Erlöse des von ihm zusammengestellten Samplers "Borsh Division - Future Sound of Ukraine" von 2016 an die Brücke der Hoffnung zu spenden. Das Hilfswerk vermittelt Partnerschaften mit ukrainischen Kindern, sammelt Strümpfe, Schals und Handschuhe für Geflüchtete und führt Hilfsgüter in die Ukraine ein.

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