Bellevue di Monaco:Fußball kicken auf dem Dach

Bellevue di Monaco: Dreiviertelblut spielte auf dem Dach des Hauses an der Müllerstraße zum Richtfest für den Bolzplatz.

Dreiviertelblut spielte auf dem Dach des Hauses an der Müllerstraße zum Richtfest für den Bolzplatz.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Von September an können Menschen aus der ganzen Stadt auf einem Bolzplatz im sechsten Stock spielen.

Von Thomas Anlauf

Die Aussicht ist einfach atemberaubend: Links die Türme der Frauenkirche, das Rathaus spitzt hinter dem Häusermeer der Altstadt hervor, der Alte Peter, dann kommt schon die Heiliggeistkirche. Schöne Aussicht also, so heißt auch das Münchner Sozialprojekt Bellevue di Monaco, das gerade wieder Zeichen setzt in München. Im September eröffnet Münchens erster Bolzplatz auf dem Dach einer Sozialeinrichtung mitten in der Stadt.

Sebastian Horn, Sänger der Münchner Kultband Dreiviertelblut, schwärmt beim Richtfest, das sei "der coolste Fußballplatz weit und breit: Was Ihr macht's, sollte ein Vorzeigeprojekt für alle Menschen sein, was man alles schaffen kann." Viele Freunde und Förderer der Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco sind an diesem heißen Sommerabend gekommen, um diesen neuen Coup von Kulturmanager Till Hofmann, Grisi Ganzer und den vielen Helfern und dem Vereinsvorstand zu feiern. "Es war ein langer Weg bisher, aber jetzt wird es ganz schnell gehen", sagt Hofmann. "Wir haben jetzt auch Integration durch Sport", sagt der Chef der Lach- und Schießgesellschaft, des Lustspielhauses und des Vereinsheims in Schwabing. Der Dachbolzplatz ist der vorerst letzte Mosaikstein in einer rasanten Erfolgsgeschichte, die zeigt, wie Integration einfach mit Begeisterung vieler Menschen und viel Engagement funktionieren kann.

Es ist gerade mal fünf Jahre her, als sich ein Aktionsbündnis gründete und ein Jahr später die drei vermeintlich abbruchreifen Häuser an der Müllerstraße von der Stadt München für 40 Jahre pachten konnte. Seither arbeiteten Hunderte Freiwillige an dem Projekt, um die alten Häuser zu renovieren. Vor zwei Jahren konnten schließlich 40 Menschen, vor allem junge Geflüchtete und Familien, dort die Wohnungen beziehen. Es gibt ein großes Kulturprogramm und viele Angebote für Menschen, die neu in München sind - von Rechtsberatung über Workshops und Sprachwerkstätten. Und in wenigen Wochen können Menschen aus ganz München, ob Geflüchtete oder nicht, oben in luftiger Höhe Sport treiben, spielen und Spaß haben.

Die bundesweit ausgezeichnete Münchner Initiative "Bunt kickt gut" unter der Leitung des Gründers Rüdiger Heid übernimmt die Koordination, wann oben im sechsten Stock der Müllerstraße gekickt oder gechillt werden kann. Über ein Online-Tool kann der Bolzplatz, der nach dem einstigen Bayern-Präsidenten Kurt Landauer benannt werden soll, stundenweise kostenlos gebucht werden. Helfer von Bunt kickt gut werden darauf achten, dass die Nutzer keinen Radau machen, schließlich müssen sie über das Treppenhaus der Bewohner aufs Dach.

"Wir wollen die ganze Nachbarschaft und natürlich die Leute aus unserem Milieu voll in Bewegung bringen", sagt Heid. Es passt deshalb wunderbar, dass Dreiviertelblut an diesem Sommerabend den Song "Mir san ned nur mia" spielen. Sebastian Horn und Gerd Baumann stehen mit ihrer Band über den Dächern der Altstadt und singen: "Mir san die Wolken und der Sand und mir san alle mitanand unterwegs."

Zur SZ-Startseite

SZ-Serie: Auf dem Sockel
:Leit schauts, wia i schau!

Das Errichten eines Denkmals ist ein komplizierter und langwieriger Prozess - außer es geht um Helmut Fischer.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: