München beim Fahrradklima-Test:Konkurrenz für die Radlhauptstadt

  • München landet beim bundesweiten "Fahrradklima-Test" des ADFC auf Platz zwölf und verschlechter sich damit ein wenig.
  • Auf Platz eins landet wieder Münster in Nordrhein-Westfalen. Auch Wuppertal sticht positiv hervor.
  • Ein Kritikpunkt der Münchner Radler ist auch, dass man Räder nur schlecht in Bus und Bahn mitnehmen kann.

Von Marco Völklein

Nein, wirklich verbessert hat sich die selbsternannte "Radlhauptstadt" nicht. Im Jahr 2012, als der Radfahrerverband ADFC seinen letzten, bundesweiten "Fahrradklima-Test" gemacht hatte, war München auf Platz elf von 38 bewerteten Städten gelandet. Diesmal rangiert die Landeshauptstadt auf Platz zwölf - von insgesamt 39 Kommunen, die in die Bewertung der Städte mit mehr als 200 000 Einwohnern aufgenommen wurden.

"Trotz vieler kleiner und guter Einzelmaßnahmen spüren Münchens Radler, dass ihre Bedürfnisse erst nach denen der Autofahrer bedient werden", sagt Münchens neuer ADFC-Chef Martin Glas.

Radverkehrspolitik in Wuppertal ist "beispielhaft"

Als fahrradfreundlichste Kommune unter den Städten mit mehr 200 000 Einwohnern wurde, wie vor zwei Jahren bereits, das westfälische Münster ausgezeichnet. Dahinter landeten Karlsruhe und Freiburg auf den Plätzen. Unter den Städten, die sich gegenüber 2012 deutlich verbessern konnten, stach Wuppertal hervor. Die Radverkehrspolitik dort sei "beispielhaft", sagt ADFC-Bundesvorsitzender Ulrich Syberg. So wurde unter anderem eine ehemalige Bahntrasse, die Nordbahn, zum Radweg ausgebaut. Der erlaubt es nun, "selbst in dieser extrem hügeligen Stadt komfortabel und sicher Rad zu fahren", lobt Syberg. In München versucht sich die Stadt seit Jahren an einem ähnlichen Projekt - der Verlängerung des Radwegs auf der einstigen Isartalbahn in Solln nach Süden. Bislang allerdings ohne wirklichen Erfolg.

Beim Fahrradklima-Test konnten Nutzer per Online-Befragung 27 Fragen zum Radverkehr beantworten - gefragt wurde unter anderem nach der Qualität der Radwege und der Beschilderung. Zudem konnten die Nutzer angeben, ob sie sich sicher auf dem Rad fühlen oder ob es häufig Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern gibt. Bundesweit beteiligten sich laut ADFC mehr als 100 000 Menschen an dem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Projekt. In München machten etwas mehr als 1200 Menschen mit.

Keine "Grüne Welle" für Radler

Im Vergleich zum Durchschnitt der anderen Großstädte bemängelten die Radler in München unter anderem die Ampelschaltungen für Radfahrer. Im vergangenen Jahr hatte ein Praxistest des Bund Naturschutz (BN) gezeigt, dass Radler auf vielen Haupteinfallstraßen keine "Grüne Welle" haben und an zahlreichen Kreuzungen immer wieder ausgebremst werden. Außerdem kritisierten die Münchner Radfahrer in der aktuellen ADFC-Erhebung die aus ihrer Sicht mangelhafte Fahrradmitnahme im öffentlichen Nahverkehr.

Fahrradfahren in Bayern

Radfahrer radeln über die Fraunhoferstraße

(Foto: dpa)

So dürfen Radler an der Isar in den Bussen und Trambahnen überhaupt keine Fahrräder mitnehmen, in den U- und S-Bahnen ist die Mitnahme zumindest während der Hauptverkehrszeiten nicht erlaubt. BN und ADFC kritisieren dies immer wieder und argumentieren, durch eine verbesserte Mitnahmeregelung oder auch ein attraktiveres MVV-Fahrradticket könnten noch mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf umweltfreundliche Verkehrsmittel bewegt werden. Die Verkehrsbetriebe entgegnen allerdings stets, dass dies aufgrund der hohen Auslastung insbesondere zu den Stoßzeiten nicht zu machen sei.

Überdurchschnittlich zufrieden sind die Münchner Radler mit der Werbung fürs Radfahren, der Reinigung der Radwege und der verhältnismäßig geringen Zahl an Raddiebstählen. In dem Punkt schneidet zum Beispiel die Siegerstadt Münster ganz schlecht ab. Ebenfalls ein überdurchschnittlich gutes Zeugnis stellten die Münchner dem städtischen Winterdienst aus. Das überrascht, denn die örtlichen Vertreter des ADFC kritisieren das Baureferat immer wieder für den Winterdienst.

"Spezieller bayerischer Radverkehrsplan" bis Ende 2015

Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) freute sich darüber, dass unter den Kommunen mit 100 000 bis 200 000 Einwohnern es immerhin zwei bayerische Städte unter die besten drei schafften: Zur radfreundlichsten Stadt in dieser Kategorie wurde Erlangen gekürt, Ingolstadt landete auf dem dritten Platz. Herrmann versprach, bis Ende 2015 einen "speziellen bayerischen Radverkehrsplan" zu erarbeiten und in den nächsten vier Jahren mehr als 200 Millionen Euro für den Bau neuer Radwege an Bundes- und Staatsstraßen zur Verfügung zu stellen. Zudem soll es Finanzmittel für Kommunen geben, die spezielle "Radschnellwege" einrichten wollen.

In München hatten der ADFC wie auch diverse Umweltgruppen wie der BN oder Green City solche immer wieder gefordert - beispielsweise einen von der Innenstadt durch die Isarauen gen Norden bis zum Campus der TU in Garching. Der ADFC rechnet mit einer weiteren Zunahme des Radverkehrs. Besonders Elektroräder würden einen weiteren Schub bringen. Die Infrastruktur der Städte müsse weiter angepasst werden, sagt Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork. Nötig seien auch zusätzliche sichere Abstellmöglichkeiten. "Wir haben in den Städten einen großen Nachholbedarf."

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