Ein Kleinkind lässt Sand durch seine Hände rieseln, immer und immer wieder. Menschen sitzen in Liegestühlen, mit Bier oder einer Limo. Andere machen Übungen, die nach Yoga aussehen. Und hinten wird ein Ball übers Netz geschmettert. Nein, dies ist kein Strand, an der Adria oder in Südfrankreich - auch wenn es sich ein bisschen so anfühlt.
Der Ort des Geschehens ist eine Traglufthalle in der Nähe des S-Bahnhofs Laim, am Rande des Schlossparks Nymphenburg. Hier wird an diesem Samstagabend Münchens zurzeit einziger Ort eröffnet, an dem man im Winter Beachvolleyball spielen kann, wenn man nicht zu den ganz Hartgesottenen gehört. Drinnen also, im Warmen.
Hinein geht es durch eine Schleusentür, denn der leichte Überdruck im Inneren muss immer erhalten bleiben. Beachdome heißt die Halle, und dass es sie nun gibt, hier auf dem Gelände des Sportvereins ESV, hat vor allem mit Florian Runtsch zu tun. ESV-Präsidentin Birgit Unterhuber hat die Mail hervorgekramt, die Runtsch im Juli 2018 geschrieben hatte: Da die Sommertage in München ja begrenzt seien - sei es denn je in Erwägung gezogen worden, in den nicht so warmen Monaten die vorhandenen Beachvolleyball-Plätze mit einer Traglufthalle zu überdachen?
"Das konnten wir uns schon vorstellen", sagt Unterhuber, allerdings hatte der Verein gerade erst eine neue, teure Dreifachturnhalle gebaut. Zugleich sei eine Beachhalle auch ein lange gehegter Wunsch des Vereins gewesen. Mit deren Realisierung biete man nun "eine neue Heimat für eine coole Sportcommunity". Seit einem Monat wird in der Halle bereits gespielt. Der ESV habe dadurch viele neue Mitglieder gewonnen, sagt Unterhuber, "das tut gut." Denn wegen der Pandemie habe man zuvor viele verloren.
Sie sind also glücklich, darüber, dass sie "ein Luftschloss auf Sand" gebaut haben, wie Unterhuber sagt. Seit 2019 das Beach 38 im Werksviertel am Ostbahnhof seine Türen geschlossen hatte, gab es in München im Winter keine Möglichkeit mehr, die Sportart zu betreiben, ohne sich Frostbeulen zu holen. Runtsch verfolgte seinen Plan energisch, stellte einen Bauantrag bei der Lokalbaukommission. Dann kam das Coronavirus, "und die Vision war erst mal kaputt".
Doch auch wenn sich wegen der Pandemie alles hinzog: Irgendwann stand die Finanzierung, die Baugenehmigung war da. Was noch fehlte: eine Sandheizung, damit die Füße warm bleiben. Um Geld dafür einzusammeln, startete der Ingenieur im April eine Crowdfunding-Kampagne. Gerade mal zehn Stunden dauerte es, da hatte er sein Ziel - 25 000 Euro - erreicht. Nach vier Wochen waren es 40 000 Euro; die hätten sie auch gebraucht, sagt Runtsch, denn bei Bauprojekten ist ja am Ende immer alles teurer als geplant.
Im Mai startete die Bauphase. Vieles machte Runtsch in Eigenregie, mit seinem Vater hob er Gräben aus und verlegte Kabel. Am ersten Oktober-Wochenende stand die elf Meter hohe und 1000 Quadratmeter große Halle. Sie soll die Felder künftig von Oktober bis April überwölben; im Frühjahr wird sie abgebaut. Die Halle werde schon jetzt sehr gut angenommen, sagt Runtsch, der dort auch eine Beachbar installiert hat. Den Leuten gefalle vor allem, wie großzügig alles gestaltet sei. Den Bedarf decke die Halle sicher nicht, sagt Birgit Unterhuber - doch vielleicht gebe es bald weitere ähnliche Projekte. Der Verein betreibt die Halle, Runtsch managt sie.
Am Samstag haben sie ein Turnier gespielt, Männer, Frauen, gemischte Teams. Vor dem Finale wird für die offizielle Eröffnung pausiert. Statt ein Band durchzuschneiden, sollen der städtische Sportreferent Florian Kraus und Stadtrat Beppo Brem (Grüne) mit Birgit Unterhuber und einer Vereinskollegin einen Ball übers Netz spielen. Sie seien alle keine Beachvolleyballer, warnen sie. Ihre Sportarten sind Kanu, Turnen, Badminton - und, naja, immerhin Brem hat früher mal Hallenvolleyball gespielt. Zwei Anläufe braucht es, dann ist die Halle eröffnet. Mieten kann die Sandfelder jeder und jede, samstags gibt es ein sogenanntes Come Together, für Leute, die kein Team haben oder neu in der Stadt sind.