Süddeutsche Zeitung

Neufreimann:Eine neue Kleinstadt wächst heran

Auf dem Gelände der früheren Bayernkaserne in Freimann entsteht ein modernes Quartier für 15 000 Einwohner. Inzwischen ragen die ersten Rohbauten aus der Baustellen-Ödnis hervor.

Von Alfred Dürr

Noch ist es eine riesige, weitgehend kahle Schotterfläche. 84 Fußballfelder hätten hier, zwischen Heidemannstraße und Euro-Industriepark, Platz. Die baulichen Strukturen der ehemaligen Bayernkaserne sind beiseite geräumt. Nun ist Platz für etwas Neues: Bis 2030 entsteht das Quartier Neufreimann, eine Kleinstadt mit 15 000 Einwohnern. Der mächtige Rohbau-Komplex der Grundschule und des Gymnasiums ragt schon aus der Baustellen-Öde. Der Betrieb in der Grundschule soll 2023 starten, das Gymnasium folgt laut Plan ein Jahr später.

An anderer Stelle im Quartier ist eine weitere Grundschule vorgesehen, dazu kommen eine Musik- und Förderschule. Die künftigen Bewohner, aber auch die Nachbarschaft aus Freimann, erwartet eine bemerkenswerte Auswahl an Bildungs- und Sozialeinrichtungen für Jung und Alt. Mit Kindertagesstätten, Stadtbibliothek, Volkshochschule, Jugendzentrum und Alten-Service-Zentrum.

Das Büro Stattbau München kümmert sich im Auftrag der Stadt um das sogenannte Quartiersmanagement, also um die Vernetzung der verschiedenen Akteure von den Bewohnern und Nachbarn über Vereine, Schulen, Politik und Verwaltung bis zu Bauträgern im Hinblick auf ein lebendiges Viertel. Für Fragen und Anmerkungen kann man sich ans Quartiersmanagement wenden: info@neufreimann.de.

Am Dienstagabend informierten sich in der Willy-Brandt-Gesamtschule an der Paul-Hindemith-Allee Bürger bei Expertenvorträgen und im Gespräch mit Vertretern der Stadtverwaltung sowie von Stattbau über den Stand der Planungen von Neufreimann. Es war eine Veranstaltung fast wie vor Corona-Zeiten. An den Infoständen sah man die meisten Besucher und Experten ohne Masken. In der Aula blieben einige Stühle leer, manche Interessierte verfolgten die Vorträge, die digital gestreamt wurden, vielleicht lieber von zu Hause aus am Bildschirm.

Die Botschaft der Stadtverwaltung war klar: Man darf sich auf das neue Quartier freuen. Gerade die Schulbauten sind zwar mächtige Komplexe mit Sporthalle, Außenanlagen, Schwimmbad, Mensa und Tiefgarage, aber der architektonische Anspruch ist hoch. Fassaden und Gliederung der Gebäude bilden eine harmonische Einheit, hieß es. Im Innern werde man kein Gefühl von großer Masse haben. Und schließlich ist bislang noch nicht von Materialknappheit oder von Lieferengpässen die Rede. Es läuft am Bau soweit alles nach Plan. Aber, auch darauf wird hingewiesen, bei komplexen Vorhaben müsse man immer mit Terminverschiebungen rechnen.

Auf Zettel können Wünsche an das neue Viertel geschrieben werden. "Ich hätte gerne einen Fußballplatz", steht da zum Beispiel in Kinderschrift. Auf einem anderen Blatt geht es um die Frage, wie man am Besten an eine Wohnung kommt. In Neufreimann gibt es keine Eigentumswohnungen zu kaufen. Langfristig sollen bezahlbare Mietwohnungen geschaffen werden. Alles bleibt in der Hand von Genossenschaften beziehungsweise Miethaussyndikaten oder der städtischen Wohnungsbaugesellschaften.

Auch ein privater Investor wird seine Immobilien selbst im Bestand halten und vermieten. Eine eigene Neufreimann-Website ist zurzeit ebenfalls eine Baustelle. Wenn sie fertig ist, bekommt man dort auch Informationen zum Wohnungsangebot und möglichen Vormerkungen. Geplant ist, einen beachtlichen Teil der Neubauten in Holz- beziehungsweise Hybridbauweise zu errichten.

Voraussichtlich in fünf Jahren wird man mit der Trambahn in das Quartier fahren können, hieß es auf die entsprechende Frage eines Teilnehmers. Dazu wird die Linie 23 von der derzeitigen Endhaltestelle Schwabing Nord verlängert. Außerdem soll es eine Linie zwischen Kieferngarten und Am Hart entlang der Heidemannstraße geben, mit Halt am Planungsgebiet. Bis alle Schienen verlegt sind fahren Busse, um von Anfang an ein Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln zu haben. Bei einer Infoveranstaltung im Herbst sollen Mobilitätsthemen, die im Quartier eine Rolle spielen, erörtert werden.

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