Nach Prozess gegen Thomas Pekny:"Bitte schleich Di"

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Intendant Thomas Pekny (auf diesem Bild im Gerichtssaal) erhält nach seinem Freispruch deutlichen Gegenwind. (Foto: dpa)

Weitere Schauspieler sprechen sich gegen Theaterchef Pekny aus, der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt war und nach seinem Freispruch Intendant bleiben will. Drei Darsteller finden nun klare Worte.

Von Réne Hofmann und Christiane Lutz

Die Komödie im Bayerischen Hof kommt nicht zur Ruhe. Nachdem Inhaber, Geschäftsführer und Intendant Thomas Pekny in der vergangenen Woche strukturelle Veränderungen ankündigte, die das Überleben der Bühne sichern sollen, drängen Künstler darauf, dass diese konsequent ausfallen. Schauspieler Thomas J. Heim sagte auf SZ-Anfrage: "Was uns Schauspieler mit dem Publikum und Thomas Pekny verbindet, ist, dass alle wollen, dass die Komödie am Leben bleibt. Deshalb muss Pekny Entscheidungen treffen. Er hat gesagt, dass er sie trifft und ich hoffe sehr, dass die Entscheidungen hart und ausreichend sind. Dass er es ernst meint."

Pekny war vor dem Landgericht München wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt gewesen. Er hatte 2015 und 2016 betrunkene Frauen vom Oktoberfest angesprochen und in den Proberäumen der Komödie intime Bilder und Videos von ihnen aufgenommen, während sie schliefen. Nach seiner Darstellung sei dies einvernehmlich und von ihm mit künstlerischen Absichten geschehen. Weil das Gericht keinen eindeutigen Tatbeweis sah, erging ein Freispruch, gegen den die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt hat.

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Thomas J. Heim stellt für sich klar: "Es ist ein komisches Gefühl, nichts zu sagen, denn wenn man nichts sagt, wirkt es so, als akzeptiere man alles, was gerade an der Komödie passiert. Tu' ich nicht. Neben den Vorwürfen stört mich, dass es hieß, das Ensemble stehe geschlossen hinter Pekny, das stimmt einfach nicht. Wir wurden nicht gefragt, ich wurde nicht gefragt. Mir persönlich ist es wichtig zu sagen: Nein, hinter dem stehe ich nicht."

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(Foto: N/A)

Machen mit ihren Statements klar, dass sie nicht hinter dem Intendanten der Komödie im Bayerischen Hof, Thomas Pekny, stehen: Thomas J. Heim (Foto: privat), ...

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... Amelie Diana Magdeburger (Foto: Robert Haas), ...

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(Foto: Stephan Rumpf)

und Andreas Bittl (Foto: Stephan Rumpf).

Ähnlich äußerten sich Amelie Diana Magdeburg und Andreas Bittl. In einem schriftlichen Statement formulieren die beiden: "Obacht, liebe Menschen, es geht um sexuellen Missbrauch. Äh na, Schmarrn, Verzeihung, falsche Formulierung - es geht um Kunst. Jene Kunst, die man üblicherweise nach einem Oktoberfest-Besuch mit alkoholisierten jungen Frauen macht. Wissen wir doch alle, was wir stets für großartige Meisterwerke erschaffen, wenn wir der Wiesn nach einem bierseligen Abend den Rücken kehren! Ach wie, bei Euch ist das nicht so? Die einzige Kunst, die Ihr postwiesnd zustande bringt, sind die expressionistischen Farbverläufe in Eurem Erbrochenen? Künstlerische Absichten in diesen Stunden haltet Ihr für wenig glaubwürdig? Wir auch. Und so könnte man es vielleicht auch Missbrauch nennen, was Thomas Pekny (...) da mit jungen Frauen gemacht hat und was vor Gericht nicht ausreichend bewiesen werden konnte. Wir können nichts mit Sicherheit sagen - wären allerdings in keinster Weise verwundert, wenn es noch zu einer Verurteilung kommen würde."

Die beiden schreiben weiter: "Der Gedanke an solche Taten ist schrecklich. Schrecklich die Gewissheit, dass es auf dieser Welt Seelen gibt, die so kaputt sind. Und schrecklich auch, welche Auswirkungen solch ein Handeln in diesem Fall hat. Nicht nur auf die mutmaßlichen Opfer, deren unser ganzes Mitgefühl gilt, auch auf ein Theater, das ohnehin in diesen Zeiten schon massiv zu kämpfen hat."

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In den vergangenen fünf Jahren schlossen Magdeburg und Bittl ihr Weihnachtsprogramm in der Komödie ab, in diesem Jahr sollen sie am 23. Dezember dort wieder mit "A Weihnachtsgschicht" zu Gast sein, darüber hinaus aber wollen sie mit dem Theater keinen neuen Vertrag mehr schließen, solange es keine neue Leitung gibt. Eindeutig und direkt formulieren sie: "Sollten Dir, Thomas Pekny, diese Worte unterkommen: Wir möchten Dich nicht öffentlich beschämen. Du hast Dich selbst schon genug beschämt. Wir möchten, dass so etwas heute nicht mehr einfach unter den Teppich gekehrt und ausgesessen wird. Und wir möchten, dass Du Deine Liebe zum Theater deutlich machst, indem Du Dich zurückziehst. Bitte schleich Di." In der vergangenen Woche hatte bereits unter anderem Michael Lerchenberg dies ebenfalls gefordert.

Zu der Frage, wie die angekündigte Umstrukturierung aussehen soll, gibt es von der Komödie bislang immer noch keine Details. Der Bayerische Hof, in dem das Theater untergebracht ist, bestätigte zuletzt lediglich, dass er von Überlegungen wisse, dass eine neue Geschäftsführung installiert werden solle.

© SZ vom 07.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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