Eine mobile Kochstation mitten im Gastraum sieht man im Zwei-Sterne-Restaurant Atelier wohl nicht oft. Doch wenn Jubiläum gefeiert wird, dürfen schon mal ein paar Tische weichen, auch im Wintergarten des angrenzenden Lokals Garden. Die zwei Restaurants im Bayerischen Hof feiern heuer ihr 15-jähriges Bestehen und haben zu diesem Anlass am Samstag ins Hotel geladen. Vom Nachmittag an kommen und gehen insgesamt rund 100 Gäste, denen das Ticket mehr als 200 Euro wert war.
Dafür bekommen sie kulinarisch einiges geboten: Eine Champagner- und Austernbar, dazu drei Foodstationen für Vorspeisen, Hauptspeisen und Desserts. Die zwei Küchenchefs von Atelier und Garden, Anton Gschwendtner und Philipp Pfisterer, sind an jeder Station kulinarisch mit Gerichten aus ihren jeweiligen Menükarten vertreten und mischen sich auch selbst unter die Gäste. Gschwendtner reicht zur Vorspeise ein Sashimi vom Hamachi mit Kaviar, Dashi und Daikon-Rettich – eines seiner „Signature-Gerichte“, wie er sagt.
Bis 2014 war er bereits Souschef im Atelier und kehrte vor drei Jahren als Küchenchef zurück, nachdem Jan Hartwig überraschend den Posten geräumt hatte. Den dritten Stern, den Hartwig fürs Atelier erkocht hatte, gilt es seitdem für Gschwendtner zurückzuholen. „Ich habe nie von Punkten oder Sternen gesprochen, sondern wollte immer einfach Küchen weiterentwickeln“, stellt er klar, räumt aber dann doch ein: „Es wäre trotzdem fatal, das, was man erreicht hat, bloß zu verwalten.“
Während an der Station für den Hauptgang Böfflamott in Trüffelsoße und Poltinger Lammschulter serviert werden, haben sich Daniel Bodamer (Brothers), Daniel Pietsch (Max Emanuel Brauerei), Nico Sator (Das Tschecherl) und Jürgen Wolfsgruber (Sparkling Bistro; Das Tschecherl) an der Bar zu Bier und Schnitzel eingefunden. Die hat Philipp Pfisterer extra für seine Koch-Kollegen in die Pfanne schmeißen lassen. „Für mich ist das Schnitzel vom Garden das beste der Stadt“, dankt es ihm Wolfsgruber, ehe er ins Geschäft zur Spätschicht aufbricht.
Derweil machen sich Gschwendtner und Pfisterer bereit für den Abendschwung. Und auch nach dem Jubiläum ist es noch nicht vorbei mit den Feierlichkeiten, sagt Gschwendtner. Er freue sich besonders auf den 3. November. An diesem Sonntagabend werde er zusammen mit seinem Freund und Kollegen Julian Stowasser vom Restaurant Lakeside in Hamburg (wie Gschwendtner ebenfalls Zwei-Sterne-Koch, Ex-Atelier-Souschef und gebürtiger Freisinger) ein Four-Hands-Menü mit acht Gängen zubereiten.
Nicht zu vergessen die Wochen der Hochkonjunktur, die das Oktoberfest dem Bayerischen Hof auch in diesem Jahr wieder beschert. Privat gehe Gschwendtner am liebsten in die Ochsenbraterei, da gebe es seiner Meinung nach das beste Essen auf der Wiesn. Deshalb feiere er in diesem Jahr dort auch seinen 40. Geburtstag. Für die Gastronomen des Bayerischen Hofs gibt es also auch nach der 15-Jahr-Feier von Atelier und Garden noch genug Anlässe zum Anstoßen.