Promi-Tipps für München und die Region:Die Woche von Igor Zelensky

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Genießt die Stimmung vor einer Premiere: Igor Zelensky, Direktor des Bayerischen Staatsballetts. (Foto: Julian Baumann)

Der Direktor des Bayerischen Staatsballetts freut sich in der kommenden Woche besonders auf die Deutschlandpremiere von Christopher Wheeldons "Cinderella". Aber es steht nicht nur Ballett in seinem Terminkalender.

Gastbeitrag von Igor Zelensky

Erst pandemiebedingt verschoben, nun heiß ersehnt: Diese Woche hebt sich endlich der Vorhang für die Premiere des Familienballetts "Cinderella" - ein bildgewaltiger Klassiker zur Musik von Sergej Prokofjew in der Choreografie des Briten Christopher Wheeldon. Die Endproben zu diesem Repertoire-Zugang prägen meine Woche. Aber natürlich kommt auch das Familienleben in und um München nicht zu kurz.

Montag: Fitness im Englischen Garten

Tanz ist Hochleistungssport: Auch Ballettdirektor Igor Zelensky hält sich fit, wie viele Münchner läuft er gerne im Englischen Garten. (Foto: Robert Haas)

Um gut in die neue Woche zu starten, gehe ich in der Früh erstmal eine Runde laufen. Wenn das Wetter gut ist, gerne im Englischen Garten, bei schlechtem Wetter steige ich im staatsballetteigenen Fitnessstudio aufs Laufband oder Rad. Auf dem Rückweg hole ich mir in einer der vielen Bars rund ums Platzl einen Café, um dann das Training für die Tänzer zu geben. Am Nachmittag steht ein Termin mit einem Produktionsteam aus England auf dem Programm. Gemeinsam werden wir kurz einige Sehenswürdigkeiten der Münchner Innenstadt besichtigen - und vielleicht im Ratskeller noch ein paar bayerische Schmankerl genießen.

Dienstag: Münchens italienisches Flair

Heute Vormittag ist Orchesterhauptprobe von "Cinderella", das ist die erste Probe mit Orchester, Bühnenbild, Kostüm und Maske - und immer ein sehr spannender Moment. Mittags hole ich mir eine Kleinigkeit beim Italiener, entweder in der Bar Centrale, im Lux oder beim Il tenore um die Ecke des Ballettprobenhauses am Platzl. Ich mag dieses italienisch-europäische Flair in München und natürlich die italienische Küche. Den Nachmittag verbringe ich mit meinen Kindern. Wir werden ein paar Runden "My City" oder "Patchwork" spielen, bevor ich zur Abendprobe wieder ins Theater gehe.

Mittwoch: Ein Märchen wird wahr

Jeder Schritt muss sitzen: Letzte Proben zu "Cinderella" am Bayerischen Staatsballett, hier die Solisten Jinhao Zhang als Prinz und Madison Young als Cinderella. (Foto: Carlos Quezada)

Der Final Countdown läuft, noch zwei Tage bis zur Premiere von "Cinderella". Heute ist Generalprobe und die Anspannung auf und hinter der Bühne wächst. Das Märchen ist eine perfekte Geschichte für ein Ballett. Überhaupt sind Märchen etwas sehr Schönes. Ich mag diese alten Erzählungen, auch die von Alexander Afanassjew, das ist das russische Pendant zu den Brüdern Grimm. Abends werde ich mich dann mit den Ballettmeistern zusammensetzen für letzte Absprachen, vermutlich werden wir hier um die Ecke ins Café Kulisse gehen.

Donnerstag: Leckeres vom Viktualienmarkt

Frische Küche: Den Einkauf fürs gemeinsame Kochen und Abendessen mit der Familie besorgt Igor Zelensky auf dem Viktualienmarkt. (Foto: Stephan Rumpf)

Heute ist Zeit zum Kraft-Tanken, die Bühnenproben sind gelaufen, es gibt nur noch ein paar Einzel-Coachings für die Tänzerinnen und Tänzer. Ich werde mit dem Hund ein bisschen an der Isar spazieren gehen. Ich finde es immer wieder erstaunlich und wunderschön, wie grün München ist. Nachmittags erledige ich im Büro ein paar Dinge und besorge dann noch einige frische Zutaten auf dem Viktualienmarkt. Heute Abend wird mit der Familie gekocht.

Freitag: Mitfiebern mit den Tänzern

Der große Tag ist da: Premiere von "Cinderella"! Eigentlich hatten wir das Werk ja schon letztes Jahr präsentieren wollten, aber da machte uns die Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Jetzt heißt es: Daumen drücken! Ich genieße jedes Mal die Stimmung vor einer Premiere, auch wenn ich nicht mehr selbst auf der Bühne stehe. Vielleicht fiebere ich sogar noch ein bisschen mehr mit als früher, denn jetzt bin ich in Gedanken nicht mehr bei der eigenen Leistung, sondern bei allen, die an dieser riesigen Produktion mitarbeiten . Eine Premierenfeier wird es leider aufgrund der aktuellen Corona-Situation nicht geben können, aber ich werde mir danach trotzdem ein Gläschen Sekt gönnen.

Samstag: Familientag am Wasser

Auf dem Erlebniswanderweg an der Weißach gibt es für kleine und große Besucher vieles zu erkunden (Foto: Julian Rohn/Der Tegernsee)

Samstag ist Familientag. Wir schlafen erstmal aus und werden uns dann aufmachen in Richtung Tegernsee. Das bayerische Voralpenland ist einfach wunderschön. Mit den Kindern und dem Hund wollen wir den Erlebniswanderweg an der Weißach laufen und vielleicht auf dem Heimweg noch im Lieberhof in Tegernsee einen Tee trinken. Abends werden wir daheim gemeinsam einen Film gucken - was, dürfen die Kinder entscheiden.

Sonntag: Brunchen daheim

Den Sonntag starten wir gerne mit einem Brunch. Vor der Pandemie sind wir gerne ins Park-Café gegangen, auch die Waldmeisterei in Schwabing ist nett. Aus Sicherheitsgründen nehmen wir den Brunch aber derzeit lieber daheim ein. Ich werde dann noch mit ein paar Freunden telefonieren, mit denen ich länger keinen Kontakt hatte. Denn bis zuletzt lag der Fokus ja ganz auf der Premiere. Und dann geht es auch schon wieder für die Abendvorstellung ins Theater. Business as usual also.

Igor Zelensky ist 1969 in Labinsk geboren, in der Region Krasnodar, aus der auch Anna Netrebko stammt. Er durchlief die klassische russische Ballettausbildung unter anderem am legendären Waganowa-Institut in Sankt Petersburg, wo schon die Pawlowa, Nijinsky, Balanchine oder Nurejew studierten. Ähnlich wie diese Ikonen des Balletts zog es auch Zelenky auf die großen Bühnen außerhalb seines Heimatlandes. Internationales Renommee erlangte er als Gastsolist in Ballettcompagnien wie dem New York City Ballet oder dem Royal Ballet in London. Erfahrungen als Ballettdirektor erwarb er in Athen, in Nowosibirsk und am Moskauer Stanislawsky-Balletttheater, dessen künstlerische Leitung er 2016 niederlegte, um sich ganz auf seinen Direktoren-Posten an der Bayerischen Staatsoper zu konzentrieren, den er im gleichen Jahr als Nachfolger Ivan Liškas übernommen hatte. Zelenkys Start in München war tumultös, es gab viel diskutierte Wechsel im Leitungsteam und der Compagnie, wilde Spekulationen um Zelenskys Kurs, eine wichtige Sponsorin zog sich zurück. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet, Zelenskys Vertrag wurde bis 2026 verlängert. Der Russe, dessen Konterfei Ballettstar Sergei Polunin aus Dankbarkeit als Tattoo auf seiner Schulter trägt, lebt mit seiner Frau, Ballettmeisterin Yana Zelensky, und den drei Kindern in München.

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