„Gönn ich mir diesen Sommer noch und schreibe / Von Shakespeare ab, dem Prospero des Glücks? / In Form zu bleiben, Shakespeares Form, vertreibe / Ich denn mit solchem Sturm die Zeitgeisttricks?“ Die Zeitgeisttricks aus der Welt zu vertreiben, das dürfte Wilhelm Bartsch mit diesen Zeilen zwar nicht gelungen sein. Dafür anderes: Der in Halle lebende Lyriker erhält in diesem Jahr den Rainer-Malkowski-Preis, mit 30 000 Euro einer der höchstdotierten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum.
Vergeben wird der Preis, der sich einer Stiftung zu Ehren des Lyrikers Rainer Malkowski verdankt, von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Die feierliche öffentliche Verleihung findet am 22. Oktober in den Akademie-Räumen in der Münchner Residenz statt. Dann wird auch die in Tübingen lebende Lyrikerin Nancy Hünger geehrt, die ein mit 5000 Euro dotiertes Stipendium erhält. Die Laudationes auf Bartsch wird der Schriftsteller Michael Kleeberg halten, die auf Hünger der Verleger Helge Pfannenschmidt.
Wilhelm Bartsch verblüffe, so die Begründung der Akademie für die Auszeichnung, insbesondere in seinem jüngsten Gedichtband „Hohe See und niemands Land“ durch „den souveränen, ganz eigensinnigen Umgang mit Reim und klassischem Versmaß“ und mit einem „so ironischen wie pathetischen Vexierspiel zwischen Shakespeare und deutscher Unheilsgeschichte“. Nancy Hünger gelte als eine der „selbständigsten Stimmen einer neuen lyrischen Generation“.
Der Oktober ist in der Akademie insgesamt ein Monat der Preise: Am 8. Oktober wird die Kulturjournalistin Julie Metzdorf für ihre „Verdienste um kulturelle Vermittlung“ mit der Wilhelm-Hausenstein-Ehrung ausgezeichnet, und Ende Oktober ist die Akademie unterwegs: Am 26. Oktober verleiht sie bei den Hofer Filmtagen den Friedrich-Baur-Goldpreis in memoriam Heinz Badewitz.