Verkehr:Überall in München nerven die Baustellen

Baustelle Luisenstraße / Ecke Elisenstraße

An der Kreuzung Augustenstraße/Brienner Straße haben Verkehrsteilnehmer aktuell wenig zu lachen. Hier werden Tramgleise ausgetauscht und ein neuer Radweg gebaut.

(Foto: Corinna Guthknecht)
  • Während viele Münchner im August Urlaub machen, haben die Bauarbeiter Hochsaison.
  • 70 aktuelle Baustellen sind auf der Internetseite der Stadt aufgelistet - von der Verlegung einer Fernkälteleitung am Oberanger bis zum Austausch von Trambahngleisen und der Verbreiterung von Fahrradwegen in der Maxvorstadt.

Von Andreas Schubert

Dass in den Sommerferien besonders viel und häufig auf Münchens Straßen gearbeitet wird, daran haben sich die Münchner längst gewöhnt. Ohne Baustellen wäre so ein August in der Stadt heutzutage gar nicht mehr vorstellbar, ja nachgerade langweilig. Dass die Baustellen in diesem Jahr aber als besonders anstrengend wahrgenommen werden, liegt vielleicht auch daran, dass man ihnen selbst im Untergrund nicht entkommt. Da wäre zum Beispiel die Dauerbaustelle am U-Bahnhof Sendlinger Tor, da wären die aktuell laufenden Bauarbeiten an den S-Bahnhöfen der Stammstrecke. Und dazu dann Dutzende Baustellen an der Oberfläche, von denen einige nach kurzer Zeit wieder abgeschlossen sein werden. Andere aber laufen schon länger und werden Autofahrern, Radlern und Fußgängern noch eine Zeit lang erhalten bleiben.

Gerade in der Innenstadt und in der Maxvorstadt hat man es derzeit häufig nicht leicht, vor allem, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Zum Beispiel wegen der Baustelle am Oberanger, wo die Stadtwerke derzeit Fernkälteleitungen verlegen. In Richtung Innenstadt ist der Oberanger ab Sendlinger Tor derzeit nicht befahrbar, weder für Autos noch für Busse. Die Linien 52 und 62 werden außenrum über die Blumenstraße umgeleitet. Wer also mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt ins Zentrum will, sollte lieber mit U- oder S-Bahn kommen.

Radlern hat die Stadt einen schmalen, gelb markierten Streifen Richtung Innenstadt spendiert. So weit, so gut gemeint. Im Alltag sieht das aber so aus: Weil der Autoverkehr im Zentrum auch in den Ferien nicht wirklich abnehmen will, schiebt sich die Privatauto-, Lieferverkehr- und Stadtbuskolonne in den Hauptverkehrszeiten relativ zäh Richtung Sendlinger-Tor-Platz. Die Radler, die normalerweise eine eigene Spur in diese Richtung haben, teilen sich nun die Fahrbahn mit dem motorisierten Verkehr. Und das ist weder besonders angenehm, noch besonders sicher. Denn wenn der Verkehr stockt, überholen viele Radler die Autos und fahren auf dem bereits erwähnten schmalen Radstreifen in der Gegenrichtung.

Radfahrer kommen ins Schwitzen - nicht nur wegen der Hitze

Wer sich das eine Weile anschaut oder gar selbst die Strecke mit dem Rad ein paar Mal auf und ab fährt, kommt am Oberanger durchaus ins Schwitzen - nicht wegen der Hitze, sondern weil es hier durchaus brenzlig werden kann. Das geht übrigens schon im Rosental los, wenn man vom Viktualienmarkt Richtung Rindermarkt radeln will. Autos, wo man hinschaut, vor allem solche, die ihre Ortskenntnis oder ihr Navi nutzen und trotz aller Widrigkeiten zu den Parkhäusern am Oberanger oder am Rindermarkt wollen.

Der Oberanger ist nur ein Teil einer besonders einschneidenden Baumaßnahme. Wenn man so will, kann man sie als die räumliche Fortsetzung der seit 2017 laufenden Bauarbeiten am Sendlinger-Tor-Platz verstehen, wo wegen der geänderten Verkehrsführung die Autokolonne (wie auch die Busse) ebenso stark abgebremst wird und Radfahrer auf einem schmalen Streifen über die Kreuzung geleitet werden.

Aber diese Einschränkungen sind nur ein Beispiel von vielen. Gearbeitet wird in der ganzen Stadt. Alle einzeln aufzulisten, würde den Rahmen sprengen. Auf der Homepage der Stadt München finden sich derzeit rund 70 laufende Maßnahmen. Die nur für diesen Sommer vorgesehenen sind dabei extra verzeichnet. Und wer eine der Baustellen zum ersten Mal passieren muss, weil er oder sie nicht wusste, dass hier gerade gegraben wird und weil es für eine Umfahrung zu spät ist, der kann schon mal verzweifeln. Zum Beispiel an der Dauerbaustelle am Thomas-Wimmer-Ring, wo noch bis Mitte nächsten Jahres eine Tiefgarage gebaut wird. Auch hier ist die Situation für Radler und Fußgänger verzwickt, wenn sie keinen anderen Weg von der Maximilianstraße in Richtung Isartorplatz gewählt haben. Stellenweise führt nur ein handtuchbreiter Radstreifen am Bauzaun entlang. Fußgänger haben auch nicht mehr Platz. Mit einem Lastenrad würde es hier verdammt eng. Und wenn einem dann auch noch ein Radler oder E-Scooterfahrer in falscher Richtung entgegenkommt, ist es das Beste, einfach abzusteigen und ein Stück weit zu schieben.

Das empfiehlt sich auch an einigen Stellen in der Maxvorstadt, wo gerade gebaut wird. Was derzeit in der Brienner Straße zwischen Augustenstraße und Stiglmaierplatz gearbeitet wird, geschieht immerhin im Dienste des öffentlichen Nahverkehrs und der Radfahrer. Die Stadtwerke erneuern ihre Ausweichgleise für die Tram, gleichzeitig werden hier die alten und sehr schmalen Radwege zurückgebaut und durch breitere Radstreifen auf der Fahrbahn ersetzt. In der Zwischenzeit ist der Weg zwischen Königsplatz und Stiglmaierplatz einigermaßen beschwerlich. Das gilt auch für die Elisenstraße in der Nähe der Luisenstraße, wo die Stadtwerke Fernkälte- und Fernwärmeleitungen verlegen. Hier wenigstens wird es nicht mehr lange dauern, bis Mitte September sollen die Einschränkungen vorbei sein.

Baustellen sind auch in den Randbezirken

Etwas länger dauert es noch an der Erhardtstraße, der sogenannten Isarparallele. Hier verlegen die Stadtwerke noch bis Oktober zwischen der Boschbrücke und der Corneliusbrücke eine Gasleitung, wofür eine Fahrspur gesperrt ist. Das führt zu manchen Tageszeiten zu langen Rückstaus. Jetzt, in den Ferien, ist es nicht mehr so schlimm. Dennoch kommt der Bus 132 oft langsamer voran, als er sollte. Die beste Option, trotz schmaler Wege auf dieser Strecke, bleibt das Fahrrad.

Baustelle Augustenstraße / Ecke Brienner Straße

Auch in der Elisenstraße wird derzeit gebaut und der Verkehr umgeleitet.

(Foto: Corinna Guthknecht)

Wer jetzt glaubt, außerhalb des Zentrums und der zentrumsnahen Viertel sei baustellenmäßig nichts los, der irrt. Noch immer läuft zum Beispiel der Umbau des Truderinger Zentrums, noch bis Mitte November gilt deshalb in der Truderinger Straße zwischen Friesenstraße und Bajuwarenstraße eine Einbahnregelung in Fahrtrichtung Ost. In Riem, "An der Point", laufen Straßenbauarbeiten, gleichzeitig saniert die Autobahndirektion Südbayern die Autobahnauffahrt Riem, die bis zum 19. August gesperrt ist.

In Nymphenburg wird noch bis Herbst nächsten Jahres der Romanplatz umgebaut, am Marienhof geht es mit der Baustelle des neuen S-Bahnhofes demnächst erst so richtig los, am Tag wird es Dutzende An- und Abfahrten von Schwerlastern geben. Und am Bahnhofplatz bleibt es wegen der bevorstehenden Abrissarbeiten und dem Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke auch in den nächsten Jahren eng.

Nächster Halt

Am Laimer Bahnhof sollen sich in den nächsten Jahren die erste und die zweite Stammstrecke der S-Bahn treffen. Dazu wird die Station aufwendig umgestaltet. Gleichzeitig entsteht an der heutigen Laimer Unterführung die sogenannte Umweltverbundröhre mit neuen Querungsmöglichkeiten für den öffentlichen Nahverkehr (Busse, später auch Tram), Radfahrer und Fußgänger. Am 20. September beginnen die Arbeiten. Dazu wird zunächst die bestehende Unterführung auf der nördlichen Seite um etwa 30 Meter verkürzt. Anschließen erneuert die Stadt noch die Beleuchtung in der bestehenden Laimer Röhre. Wegen der Sperrung der Unterführung ist von 20. September an der Busverkehr massiv betroffen. Die Buslinie 51 und die Nachtbuslinie N78 werden über Arnulfstraße, Friedenheimer Brücke und Landsberger Straße umgeleitet. Die Buslinie 151 wird geteilt: Sie fährt im Norden zwischen Westfriedhof und Nymphenburg Süd, im Süden zwischen Laim Bahnhof und Parkstadt Solln respektive Waldfriedhof. Auch die Linie 168 endet von der Wastl-Witt-Straße kommend am Laimer Bahnhof.

Die Bauarbeiten am Laimer Bahnhof sind umstritten. Als bekannt wurde, dass von 2020 an für die nächsten drei Jahre der Bahnsteig nicht mehr per Lift zu erreichen ist, gab es massive Proteste. Die Bahn überlegt nun, einen vorübergehenden Aufzug einzubauen. Dies ist allerdings noch in der Prüfung. schub

Was vor allem auf Autofahrer, aber auch auf Radler und Fußgänger demnächst auch noch zukommt, ist der Umbau der Laimer Unterführung . Die ist vom 20. September bis kurz vor Weihnachten für Autos und Busse gesperrt.

Es wird also nicht langweilig auf den Straßen Münchens. Dass es aber auch nicht zu aufregend wird, dafür sorgt das städtische Baureferat. Dort gibt es eigens eine Abteilung Baustellenkoordination, die darauf achtet, dass nicht jeder zu jeder Zeit eine Baustelle aufmachen kann, sprich: Die Abteilung spricht mit den Bauherren - seien es die Stadtwerke oder Wohnbaufirmen - und bewirkt, dass die Bautermine so gelegt werden, dass nicht gleich die ganze Stadt zum Stillstand kommt.

Freilich wird es trotzdem, vor allem im Sommer, immer eine Vielzahl an Baustellen geben. Eilig darf man es an bestimmten Ecken nicht haben, ob man nun mit dem Auto, Rad, Bus, oder jetzt auch mit dem E-Scooter unterwegs ist.

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