Stadtpolitik in München:Oberste Frau vom Bau

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Die 45-jährige Diplom-Architektin Anna Hanusch soll neue Baureferentin werden. (Foto: Florian Peljak)

Die Grünen-Politikerin Anna Hanusch soll Chefin des städtischen Baureferats werden. Damit ist auch klar, dass die Fraktion im Rathaus eine komplett neue Doppelspitze bekommt.

Von Anna Hoben

Anna Hanusch soll Münchens neue oberste Frau vom Bau werden. Die grün-rosa Fraktion, die das Vorschlagsrecht für den Posten hat, wird dem Stadtrat empfehlen, die 45-jährige Diplom-Architektin und aktuelle grüne Fraktionsvorsitzende zur Nachfolgerin von Baureferentin Rosemarie Hingerl (parteilos) zu wählen, die im Sommer in den Ruhestand geht. Damit ist auch klar, dass die Grünen eine komplett neue Doppelspitze bekommen. Vergangene Woche hatte Hanuschs Co-Fraktionschef Florian Roth angekündigt, dass er im Mai nicht mehr kandidieren werde.

Während sich das Planungsreferat um die großen Linien der Stadtentwicklung kümmert, befasst sich das Baureferat mit der Praxis. Als Referentin wäre Anna Hanusch zuständig für die Errichtung und den Unterhalt von öffentlichen Gebäuden und Grünanlagen, von Brücken und Tunnel, Plätzen und Straßen, U-Bahnanlagen und Klärwerken. Und sie würde einer Behörde mit 4000 Beschäftigten vorstehen, darunter Architekten und Ingenieure, Rechtsexperten, Handwerker, Straßenkehrer und Kanalarbeiter.

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Hanusch, die auch einen Master in Denkmalpflege hat, arbeitet seit 2006 in verschiedenen Architekturbüros, auch als Projektleiterin. Seit 2008 sitzt sie im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg, dessen Vorsitzende sie seit 2014 ist. Im selben Jahr wurde sie auch in den Stadtrat gewählt, seit 2020 ist sie Fraktionsvorsitzende. Mit ihrer beruflichen und politischen Laufbahn sei Hanusch prädestiniert für das Amt, sagte ihr Co-Fraktionschef Florian Roth. Sie kenne die Stadt und ihre wichtigsten planungspolitischen Ziele und Herausforderungen. Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden sagte, sie schätze Hanuschs hohe Fachkenntnis und ihr Detailwissen. Das Baureferat sei prägend für die Stadt. "Nachhaltiges Handeln spielt dabei eine immer größere Rolle", Hanusch werde diesem Aspekt zusätzliche Geltung verschaffen.

"Ich war immer schon eine Praktikerin", sagte Hanusch. Das Baureferat müsse der Motor sein hinter der Bau- und Mobilitätswende. Und es sei maßgeblich dafür, dass die Stadt ihre Ziele bei der Klimaneutralität und beim Artenschutz erreiche. Wenn sie durch die Stadt gehe, sehe sie vieles, was noch anders gestaltet werden könnte. Mehr Experimente im öffentlichen Raum wünscht sie sich etwa, als Beispiel nennt sie die Stadtterrassen, die die Münchner heuer einrichten durften. Oft würden mehr Effizienz und Schnelligkeit in Bau- und Planungsprozessen gefordert, wichtig seien ihr aber auch eine transparente Bürgerbeteiligung und die Kommunikation nach außen. Das Baureferat steht bislang vor allem dann im Fokus, wenn es Ärger mit Baustellen gibt.

Den Vorsitz und die Mitgliedschaft im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg will Hanusch abgeben, wenn sie zur neuen Baureferentin gewählt wird. SPD-Fraktionschef Christian Müller lobte Anna Hanusch als "sehr zuverlässige und kompetente Kollegin", die für das Amt gut geeignet sei. Die CSU kritisierte die geplante Personalie. "Bisher wurde das Baureferat fachlich und nicht parteipolitisch besetzt", sagte Fraktionschef Manuel Pretzl. Es stelle sich auch die Frage, "ob eine Architektin ohne Erfahrung im Leiten großer Einheiten hier die richtige Besetzung ist". Die Wahl im Stadtrat soll wohl im Februar stattfinden. Nachrücker für die Grünen in dem Gremium wäre Delija Balidemaj.

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