Süddeutsche Zeitung

Maxvorstadt:Plötzlich ist Wohnen wieder ein Thema

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Zwischen Dachauer Straße und Maßmannpark soll ein bis zu 27 Meter hoher Gewerbekomplex entstehen. Doch aus der Diskussion in der Stadtgestaltungskommission ergibt sich möglicherweise eine andere Nutzung.

Von Sebastian Krass

Statt nur Büros und Geschäften nun womöglich auch Wohnraum: Nach der Diskussion in der Stadtgestaltungskommission muss der Entwurf für ein großes Bauvorhaben in der Maxvorstadt nicht nur deutlich überarbeitet werden, der Komplex könnte auch eine vielfältigere Nutzung bekommen als bisher geplant. Auslöser war eine Wortmeldung der Bezirksausschuss-Vorsitzenden Svenja Jarchow-Pongratz (Grüne), die berichtete, dass "wir uns ganz stark Wohnbau wünschen. Die Örtlichkeit gibt das in jeder Hinsicht her". Später ließ Cornelius Mager, Chef der Lokalbaukommission (LBK), die für die Baugenehmigung zuständig ist, verlauten, man könne eine Wohnnutzung in einem Teil des Gebäudes noch einmal prüfen.

Der Entwurfsverfasser Andreas Gierer vom Münchner Büro Bögl Gierer Architekten hatte zunächst erklärt, man habe Wohnen nicht weiter verfolgt, weil die Stadt dies wegen möglicher Lärmkonflikte mit der benachbarten Schule ausgeschlossen habe. Auf Magers Signal in der Kommissionssitzung hin zeigte Gierer sich dann aufgeschlossen. Eine Wohnnutzung würde beim Bauherren "sicher auf ein offenes Ohr stoßen".

Es geht um ein Grundstück an der Dachauer Straße, im Kreuzungsbereich mit der Sandstraße und der Maßmannstraße, nach hinten grenzt es an den Maßmannpark. An der Kreuzung liegt auch das ehemalige Gesundheitshaus an der Dachauer Straße 90, auf dessen Areal die Stadt mittelfristig einen neuen Verwaltungsstandort schaffen will. Bauherr für das nun diskutierte Grundstück, auf dem es früher eine BMW-Niederlassung gab, ist Georg Meier. In der Präsentation vor der Kommission tauchte auch der Name des Bauunternehmens Max-Bögl-Gruppe aus Sengenthal (Oberpfalz) auf. Diesen Firmennamen kennt man von Transparenten an großen Münchner Baustellen. Einer der zwei Namensgeber des beauftragten Architekturbüros gehört auch zur Familie, die hinter der Max-Bögl-Gruppe steht. Die Familie Meier legt wiederum Wert darauf, zwar das Architekturbüro Bögl Gierer beauftragt zu haben, aber bei dem Projekt keine Geschäftsbeziehung zur Max-Bögl-Gruppe zu haben.

Bauherr Meier möchte den bisherigen Gebäudebestand abreißen und einen Komplex bauen, der sich auf 42 Metern Länge an der Maßmannstraße erstrecken würde und vorn zur Dachauer Straße einen Hochpunkt mit 29 Metern Wandhöhe, inklusive Aufbauten, hätte. Diese Höhenentwicklung leitete Architekt Gierer in seiner Präsentation von einem ähnlich hohen Gebäude der Hochschule München (HM) an der Ecke Dachauer und Lothstraße ab. Entlang der Maßmannstraße habe man sich mit "Abstufungen und Rücksprüngen" an der denkmalgeschützten Bebauung orientiert, wobei man teils sogar niedriger bleibe. Zudem sind zwei Innenhöfe geplant, von denen einer öffentlich und von beiden Straßenseiten aus zugänglich sein soll, ebenso wie vom Grünstreifen auf der nördlichen Seite. Mit den "rötlich eingefärbten Beton-Fertigteilen" an der Fassade wolle man ebenfalls Bezug auf die Umgebung nehmen, führte Gierer aus, die zurückgesetzten Gebäudeteile sollten "farblich abgesetzt" werden.

In ihrer Debatte über das Projekt sah die Stadtgestaltungskommission, ein Beratungsgremium für bedeutende Bauprojekte, besonders den Hochpunkt kritisch. Die Architektin Birgit Rapp (Amsterdam) sah den Bezug zum Bau der HM nicht, "der Abstand dazwischen ist zu groß, als dass man das so wahrnimmt". Stadtheimatpfleger Bernhard Landbrecht erklärte gar, er könne "dieser Höhenentwicklung auf keinen Fall zustimmen", und bekam dabei Unterstützung vom Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege, Burkhard Körner. Dieser monierte überdies, das der Entwurf die gegenüberliegenden Denkmäler an der Maßmannstraße wenig würdige, sie sogar "negiert".

Es gab aber auch wohlmeinende Äußerungen. Der Architekt Daniel Fügenschuh (Innsbruck) sprach von einem "überraschend stolzen Baukörper". Seine Kollegin Michaela Wolf (Brixen) lobte die "filigrane Fassadengestaltung" und fand die Höhe vertretbar, "wenn die Nutzung die richtige ist". In ihrem Fazit verlangte die Kommission, einen überarbeiteten Entwurf noch einmal vorgestellt zu bekommen, in dem etwa die Höhenentwicklung und das Verhältnis zu den benachbarten Denkmälern verbessert werden sollten.

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