Bar Little Odessa:Inspiriert von Odessa, New York und der Mama

Lesezeit: 2 Min.

Seiner Mutter wegen hat Wanja Belaga seine neue Bar "Little Odessa" genannt. (Foto: Florian Peljak)

Knallbunt, mit Kultur und ukrainisch-russischer Küche: Die kleine Künstlerkneipe „Little Odessa“ fühlt sich schon beim ersten Besuch seltsam vertraut an – das liegt an ihrem Betreiber.

Von Sarah Maderer

Er improvisiere gerne, sagt Wanja Belaga. Keine verblüffende Aussage für einen Kreativen wie ihn, der in erster Linie als Musiker und Künstler sein Geld verdient. Er spricht aber in dem Fall nicht vom Malen oder Klavierspielen, sondern von seinem neuesten Gastro-Projekt „Little Odessa“. Die kleine Künstlerkneipe nahe dem Kapuzinerplatz hat erst seit wenigen Wochen geöffnet und fühlt sich trotzdem schon beim ersten Besuch seltsam vertraut an.

Das liegt daran, dass Belaga mit dem „Little Odessa“ in München nicht zum ersten Mal ein Konzept „improvisiert“, das Lokal und Kulturstätte in einem sein soll. Da gab es Anfang der 2000er-Jahre den „Prager Frühling“ in Schwabing oder die „Monofaktur“ in der Sonnenstraße, später das „Provisorium“, das nach sechs Jahren in der Lindwurmstraße zunächst in die frühere „Paris Bar“ nach Haidhausen umzog, oder den „Salon Irkutsk“ in der Isabellastraße, den Belaga 2011 mitgründete und später an Daniel Richter, einen seiner Barkeeper, übergab.

Zuletzt übernahm er im Frühjahr mit zwei Partnern die Bar „Der Berg ruft!“ am Theater Wasserburg. Die Liste ist längst nicht vollständig, doch trotz aller Erfahrung als Gastronom würde sich Belaga nicht als solchen bezeichnen. Das Wort sei ihm zu groß, sagt er, stattdessen nennt er sich Amateur. Auch die ukrainisch-russische Hausmannskost, die er im „Little Odessa“ kocht und auftischt, sei „Learning by Doing“ gewesen.

Will Essen und Kultur vereinen: "Little Odessa"-Betreiber Wanja Belaga. (Foto: Florian Peljak)

Das Kochen habe sich Belaga von seiner Mutter abgeschaut, mal abgesehen von den frischen Kräutern, die er großzügig auf seinem Borschtsch verteilt, einem herzhaften Eintopf aus Roter Bete, der ihm wirklich gut gelingt. Seiner Mutter wegen habe er die neue Bar auch „Little Odessa“ genannt. Sie stamme nämlich aus Odessa und habe Anfang der 90er-Jahre im New Yorker Stadtteil Brighton Beach gelebt, der wegen seiner großen osteuropäischen und russischen Bevölkerung auch Little Odessa genannt wird. „From Brighton Beach With Love“ lautet dementsprechend das Motto vom Münchner „Little Odessa“.

Belaga habe viele Jahre nach einem geeigneten Standort gesucht, um das „Provisorium“ wieder aufleben zu lassen, erzählt er. Selbst die Räumlichkeiten der Tumblingerstraße 16, in die die Bar nun gezogen ist, habe er schon vor vielen Jahren erstmals angefragt. Jeder Absage sei immer dieselbe Begründung gefolgt: „Beim Stichwort Kultur bekommen alle panische Angst vor Krach.“ Das gute Verhältnis zu den Nachbarn wolle Belaga deshalb pflegen, auch wenn im nächsten Frühjahr vor der Tür ein Schanigarten dazukommt.

Ingwer, Meerrettich oder Ananas? Im Wodka sind verschiedene Zutaten eingelegt, die Gläser stehen schon bereit. (Foto: Florian Peljak)
Leo- und Tiger-Prints zieren die Wände und Sitze im "Little Odessa". (Foto: Florian Peljak)

Drinnen ist es hauptsächlich optisch laut. Ein wilder Mustermix aus originalen 70er-Jahre-Tapeten, die schon die Wände des „Prager Frühlings“ schmückten, beißt sich mit Sitzpolstern in Leo- und Tiger-Prints; wie im „Salon Irkutsk“ marinieren auf dem Bartresen verschiedene Zutaten in Wodka, aktuell sind es Ingwer, Meerrettich und Ananas; und die Bilder von Münchner Künstlerinnen und Künstlern an den Wänden wechseln wöchentlich. Es soll außerdem Lesungen, DJ-Abende und Live-Musik-Events geben. Jeden Montag lässt Belaga etwa das Klavier am Eingang bespielen und er wolle sich auch mal selbst ans Instrument setzen, sofern es die Auftragslage in der Küche zulasse.

Little Odessa, Tumblingerstraße 16, 80337 München, Telefon: 0176/80176105, täglich geöffnet von 17 bis 1 Uhr, am Wochenende auch länger.

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