Süddeutsche Zeitung

Giesinger Bräu Schänke:Sechzig, Bingo und die Ukulele

Mit der Giesinger Bräu Schänke ist aus dem früheren Stehausschank eine gehobene Kneipe fürs Viertel geworden - und das Essen schmeckt auch.

Von Franz Kotteder

Samstagmittag ist nicht die beste Zeit für Clubs und Bars. In der Giesinger Bräu Schänke ist das die meiste Zeit des Jahres jedoch anders, zur Fußballsaison nämlich, wenn das Lokal ausnahmsweise auch am Samstagmittag aufhat. Denn dann treffen sich hier die Sechzgerfans, das Stadion ist ja gleich um die Ecke. Und ist's ein Auswärtsspiel, für das man keine Karten hat, dann verfolgt man die Begegnung halt auf dem großen Bildschirm.

Nun ist die Giesinger Bräu Schänke keineswegs eine Fußballkneipe, jedenfalls nicht in erster Linie. Der hohe Raum mit den Ziegelwänden gehört zur Giesinger Brauerei an der Martin-Luther-Straße und war ursprünglich als Stehausschank, zusätzlich zum Wirtshaus im ersten Stock, gedacht. Dann aber ist den Brauern um Steffen Marx klar geworden, dass der Raum viel zu hübsch ist für die doch recht abschätzige Bezeichnung "Stehausschank". Und deshalb haben die Giesinger ihr Anhängsel umgebaut und aufgemotzt, und nun steht es seit Anfang Mai als Schmuckstück da und darf sich "Schänke" nennen.

Die Attraktion des Lokals sind zwei Edelstahl-Biertanks, die jeweils an die 3000 Halbe fassen und aus denen die Hausmarken frisch gezapft werden. Das ist einmal die "Untergiesinger Erhellung", mit der vor 13 Jahren in einer Garage alles begann. Inzwischen sind andere Sorten dazugekommen, neben einem Märzen, einem Dunklen, einem Weißbier (die Halbe jeweils zu 3,70 Euro) und einem Pils auch diverse Craft-Beer-Sorten, die es natürlich auch in der Schänke gibt - und auch solche von befreundeten Brauereien.

In der Craft-Beer-Szene greift man sich eben gerne gegenseitig unter die Arme. Mit dabei sind zum Beispiel das Double Indian Pale Ale "Fuchsteufelswuid" von Hoppebräu aus Waakirchen oder das Strong Dark Ale "Quadrupel" von der niederländischen Brauerei La Trappe. Sonst ist die Getränkeauswahl sehr regional, vom Schnaps bis hin zu Retro-Cocktailvarianten wie dem Rüscherl, der Goaßn- und Laterndlmass oder der Eigenkreation "Ingwer Narrisch", die sich aus Märzenbier mit etwas Ingwersirup zusammensetzt

Die Speisekarte ist übersichtlich und reicht vom Steinpilztascherl und dem Ziegenfrischkäse für die Vegetarier bis zur Currywurst und dem unvermeidlichen Burger, ohne den man offenbar in München ein Lokal mit einiger Breitenwirkung gar nicht erst aufzusperren braucht. Von der Qualität her übersteigen die Gerichte allerdings das klassische Kneipenniveau doch erheblich. Ob das fürs Unterhaltungsprogramm auch gilt, ließ sich nicht umfassend eruieren, aber alle 14 Tage gibt's dienstags "Bingo & Beer" und ab und zu auch einen "Ukulule Meetup" oder es spielt eine Band. Am Wochenende aber ist, man kann sich's fast denken, der Spaß oft sehr davon abhängig, wie die Sechzger spielen.

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SZ vom 02.07.2019/vewo
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