Knapp vier Monate nach dem offenbar vorgetäuschten Bankraub in Obermenzing befindet sich nur noch die mutmaßliche Haupttäterin in Untersuchungshaft. Ihr Freund, gegen den wegen Begünstigung ermittelt wird, wurde hingegen entlassen. Er wird aber weiter als Beschuldigter geführt.
Der Vorfall geschah am 25. Oktober im vergangenen Jahr: Eine 22-jährige Bankangestellte behauptete, sie sei morgens gegen 8 Uhr in der Bank von einem Mann überfallen und bedroht worden. Der Mann habe sie gezwungen, ihm einen größeren Geldbetrag auszuhändigen und sei dann geflohen.
Bald jedoch ergaben sich Zweifel an der Geschichte: Wie soll der Mann morgens in die Geschäftsräume der Bank gekommen sein, wenn noch gar nicht geöffnet war? Warum hatte keine einzige Überwachungskamera etwas aufgezeichnet? Warum hatte niemand die Flucht beobachtet?
Als sich die Verdachtsmomente gegen die Angestellte erhärteten, wurde sie am 6. November festgenommen – ebenso wie ihr Freund, den die Staatsanwaltschaft nur als „heranwachsend“ bezeichnet, also zwischen 18 und 21 Jahre alt. Bei einer Durchsuchung fand sich in seiner Wohnung ein größerer Geldbetrag, von dem die Behörden annehmen, dass er aus dem vorgetäuschten Überfall stammt.
Der strafrechtliche Vorwurf gegen die Frau lautet auf Diebstahl in einem besonders schweren Fall und Vortäuschen einer Straftat. Gegen ihren Freund wird wegen Begünstigung ermittelt – ein deutlich geringerer Tatvorwurf. Nachdem der Mann eine Aussage getätigt hatte, fiel wohl der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr weg, er wurde entlassen. Nach Auskunft des Kommissariats 21 der Münchner Polizei, das für Raubdelikte zuständig ist, liegt die Ermittlungsakte mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft, mit der Anklageerhebung wird demnächst gerechnet.