Süddeutsche Zeitung

Band der Woche:Feurige Lines in zwei Sprachen

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Die Münchnerin La Lucía aus der ATP-Crew rappt bilingual. Spanisch vermittelt ihr Geborgenheit.

Von Nicole Salowa

Ein kurzes Räuspern bei Sekunde 11 des Tracks "La Luna La Mama" - schon im nächsten Moment kommt wie aus einem Pistolenlauf der Bass mitsamt Rap geschossen. Auf Spanisch, denn das ist La Lucías Muttersprache. Die Musikerin rappt so, wie sie aufgewachsen ist: zweisprachig. "Auf Spanisch fällt es mir leichter, bestimmte Emotionen auszudrücken, die Sprache löst in mir ein Geborgenheitsgefühl aus. Außerdem klingt sie melodischer", sagt Andrea Lucía Maurer alias La Lucía. Und so fließen in La Luna La Mama die spanischen Zeilen wie Wasser über die knalligen Drums - in der Hook münden sie in ein paar deutsche Lines und Gesang - dann übernimmt La Lucías Rapperkollege Essow Es, beide sind Teil der Münchner ATP-Crew.

Für die 25-jährige Andrea ist Musik von klein auf schon präsent wie Luft. "Wenn ich zuhause die Eingangstür aufsperrte, strömte mir schon die Musik entgegen", erzählt sie. Mit Gitarre, Klavier und Gesang geht ihre Musikreise in der Grundschule los, vor drei Jahren fängt sie dann mit dem Rappen an. Den ersten Track schreibt sie in ihrer Muttersprache. "Am Anfang war es wie ein Schutz. Ich hab mich mit anderen verglichen und hab mich noch nicht getraut, auf Deutsch zu rappen, so dass mich alle verstehen können", sagt sie. Eigentlich war ihr Plan anfangs, eine Hook für Rapperfreunde R.Mano und Mona Mi zu singen. Die beiden motivieren sie dann aber dazu, auch zu rappen. "Das fand ich schön, weil Frauen im Rap häufig nur die Hook singen", sagt sie. Allgemein sei sie dankbar, eine Crew zu haben, in der sie als einzige Rapperin gepusht und supportet wird. "Bei uns gibt's auch keine sexistischen Lyrics, schaue ich in andere Gruppen, sieht es häufig noch anders aus", sagt sie.

Bevor Andrea rappte, hörte sie schon jahrelang Hip-Hop. "Wir hingen immer auf dem Schlachthofgelände rum und spielten Karten. Im Hintergrund lief die ganze Zeit Hip-Hop, über einen Ghettoblaster", sagt sie und grinst. Mit 16 fängt sie mit Graffiti an, die passenden 90er Jahre-Rap-Soundtracks im Ohr. Dass sie jetzt Teil einer siebenteiligen Crew ist, bedeutet für sie vielerlei: Freundschaft und Rückhalt, aber auch die Schwierigkeit, als eigenständige Künstlerin wahrgenommen zu werden. "Durch die Musik sind die Freundschaften noch enger geworden, sie hat uns zusammengeschweißt. Aber ich möchte mich auch nicht ausschließlich über die Crew definieren", sagt sie. Ein eigenständiges Projekt ist schon in Planung.

La Lucía

  • Stil: Hip-Hop
  • Besetzung: Andrea Lucía Maurer
  • Aus: München
  • Seit: 2019

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