Ein Fenster. Dahinter eine Gruppe von Freunden. Teilweise stehen, teilweise sitzen sie um einen Tisch herum. Essen, trinken, lachen miteinander. Gerne wäre man Teil dieser Gruppe. Doch bleibt man immer nur der stille Beobachter aus der Ferne. "View" heißt der zum Musikvideo gehörige Song von Lilian Mikorey, 19, alias Pillbert.
Lilian kennt dieses Gefühl, eine Außenseiterin zu sein. Als sie in der 8. Klasse war, hatte sie keine Freunde in der Schule. Sie verbrachte viel Zeit allein, schaute Youtube-Videos an und lernte Ukulele spielen. Lilian filmte sich selbst beim Singen von Coversongs, traute sich aber nicht, die Videos zu veröffentlichen. Für eine Dokumentation fragte sie Menschen, was Glück für sie bedeutet. Das Projekt machte ihr so viel Spaß, dass sie wenig später dem Kurzfilmkollektiv "zugdirekt" beitrat. "Teilweise bin ich dankbar dafür, dass ich damals keine Freunde hatte, weil es mich dazu gebracht hat, außerhalb der Schule Sachen zu machen und auf Leute zuzugehen", sagt Lilian heute.
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Doch dann kam Corona. Und wieder fühlte Lilian sich einsam. Nicht nur aufgrund der Kontaktbeschränkungen. Sie stand kurz davor, die Schule abzuschließen, und wusste nicht, wie es in Zukunft weitergehen soll. Die Beziehung, in der sie sich zu diesem Zeitpunkt befand, war toxisch. "Ich hatte komplett aufgegeben, wer ich bin", erzählt Lilian. Schließlich trennte sie sich von ihrer ersten großen Liebe. Um sich abzulenken und das Erlebte zu verarbeiten, schrieb sie zahlreiche Songs. Zu fast jedem drehte sie ein Musikvideo. Unterstützung bekam sie dabei von ihren Freunden im Kollektiv "Neu Workshop".
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Die EP, die aus diesen Songs entstanden ist, heißt "Diapers", zu Deutsch "Windeln". Genauso roh und authentisch klingt auch die Musik. Die Instrumente sind auf ein Minimum reduziert, Lillians Stimme steht im Vordergrund und lädt zum Träumen ein. Nur hier und da überraschen die Songs mit ungewöhnlichen Elementen, mit Windgeräuschen, Stimmengemurmel und Husten. Sie unterstreichen den authentischen Charakter der Songs. Die positiven Rückmeldungen, die Lilian bislang zu ihrer Musik erhalten hat, haben ihr vor allem eines gezeigt: Sie muss sich nicht verstellen, um akzeptiert zu werden. Sie darf sensibel sein: "Im Alltag gibt es kaum einen Ort, an dem man Sensibilität ausleben kann. Deswegen finde ich Musik und Videos so wichtig. Dort kann ich sagen, was ich sagen will." Mit ihren zahlreichen Freunden, die sie in der Zwischenzeit dazugewonnen hat, plant sie bereits neue Projekte. Denn auch wenn Einsamkeit Lillian bislang als Inspirationsquelle diente: Zusammen musiziert es sich besser als allein.
Pillbert
- Stil: Experimenteller Indie-Pop
- Besetzung: Lilian Mikorey
- Aus: München
- Seit: 2018
- Internet: instagram.com/moischelejunior