Süddeutsche Zeitung

Band der Woche:Musik wie aus dem Weltraum

Lesezeit: 2 min

Lulu on Mars experimentiert viel mit Hall und Echo. Die Songs der 19-Jährigen klingen wie eine elektronische Neuinterpretation von Emo-Pop

Von Sabrina Ahm

Ambivalenz zwischen den Zeilen, Ambivalenz zwischen den Tönen. In ihrer Musik lebt Lucia Knöpfel, 19, ihren kreativen Zwiespalt aus. Die Entscheidung zwischen Kitschigem und Ausgefallenem fällt der jungen Künstlerin schwer. Vielleicht macht genau das den Überraschungscharakter ihrer Musik aus. "Es ist wichtig, dass ich mir selbst keine Limitationen setzte, was den Ausdruck angeht", sagt Lucia. Als Lulu on Mars veröffentlicht sie seit Anfang des Jahres ihre Musik, die sich besonders in den Sphären des experimentellen Genres Art-Pop bewegt und klingt wie eine elektronische Neuinterpretation von Emo-Pop.

Zwiespalt spiegelt sich auch in ihren Texten und ihrem Schreibprozess wider: Im Song "Catch Up" singt Lucia: "It's so hard to catch up with myself. My subconscious always two steps ahead." Was bedeutet, dass ihr Unterbewusstsein immer schon zwei Schritte weiter ist als sie selbst. Das Songwriting fällt ihr entweder leicht oder funktioniert gar nicht. Und auf den Song "Catch Up" bezogen: Sie schreibe meistens über etwas, das sie wohl beschäftigt, das merke sie aber immer erst im Nachhinein. Es sei alles eine Frage der Übung. "Es wird immer direkter, die Kommunikation von mir zu meinen Texten", sagt Lucia. Das Produzieren hat sie sich vor zwei Jahren selbst beigebracht und widmet seitdem ihre gesamte Zeit ihrer Musik. So erschienen nach ihrer ersten Single "Mimikry"", die sie im April 2021 veröffentlichte, gleich acht weitere Tracks im Verlauf des Jahres. Besonders in diesem Jahr ist ihr bewusst geworden: "Es gibt nichts anderes, was ich machen will".

Als Lucia vor fünf Jahren anfing, Gesangsunterricht zu nehmen, kam auch ihr Interesse zur Musik auf und sie beschäftigte sich viel intensiver damit. Am meisten faszinierte sie das Gesamtkonzept, das einige Künstler durch Musik und Image schafften. "Und da konnte ich mir nichts Cooleres vorstellen, als selbst Lieder zu schreiben", sagt Lucia.

Ihren Namen habe Lucia ziemlich willkürlich gewählt, aber im Nachhinein ergebe sich ein gewisses Bild. Ihre Musik zeichnet sich durch viel Hall und Echo aus. Dadurch entsteht Raum, gerade die Vocals klingen weit weg - da liegt das Bild vom Weltraum nicht fern: "Es ist eine coole Idee, wenn ich mir vorstelle, dass ich irgendwo im Weltall hocke und von dort aus die Welt betrachte, weil ich immer mehr Symbole aus der Natur einbringe", sagt Lucia.

Auch eine ihrer letzten Singles ist von einer solchen Natursymbolik inspiriert. "Tyro" war eine griechische Prinzessin, die sich unerwidert in den Flussgott Enipeus verliebte. Lucias kommende Projekte beschäftigen sich noch mehr mit dieser Art von Symbolik. Ihr erstes Album "Moor" erscheint im Januar kommenden Jahres und passt vom Namen schon perfekt.

Lulu on Mars

  • Stil: Art-Pop
  • Besetzung: Lucia Knöpfel
  • Alter: 19
  • Seit: 2021

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5486931
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.