Süddeutsche Zeitung

Band der Woche:Gedankenwelten ohne Größenwahn

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Valbona Mustafa, die sich als Künstlerin Bonnie nennt, macht Musik, die besonders jene Menschen berührt, die schon einmal verletzt wurden.

Von Lisa Miethke

Es braucht vieles, um gute Songs zu schreiben. Aber vor allem braucht es Mut. Dazu, sein Inneres nach außen zu kehren und solche Gedanken mit der Öffentlichkeit zu teilen, die doch eigentlich sehr privat sind. Der 23-jährigen Valbona Mustafa, die sich als Künstlerin Bonnie nennt, fiel das nicht immer leicht. Heute aber macht sie Musik, die besonders jene Menschen berührt, die schon einmal verletzt wurden.

"Ich bin sehr emotional", sagt Valbona. "Wenn ich herausgefunden habe, woran es liegt, wie ich mich fühle, finde ich, das ist immer eine gute Inspirationsquelle, um einen Song darüber zu schreiben." Daraus baut die Musikerin Gefühls- und Gedankenwelten auf über Vertrauensprobleme, vergangene Beziehungen und schwierige Freundschaften. Einer dieser Songs, der sofort hängen bleibt, ist "Take a Break".

Valbona erzählt darin eine fast schon alltägliche Geschichte über zwischenmenschliche Beziehungen: Jemand, der einem nahe steht, ob freundschaftlich oder romantisch, behandelt einen schlechter, als man es verdient hätte. Was am Ende übrig bleibt, ist ein Gefühl der Kränkung. Valbona singt in der Ich-Form, ihre Stimme trägt unaufgeregt und sanft über den darunterliegenden Beat. Und dann, ganz am Ende, wenn man es kaum mehr erwartet, ertönt plötzlich eine E-Orgel, die dem Klang des Songs einen neuen Dreh verleiht. Es sind solche Überraschungseffekte, auf die Valbona großen Wert legt. Das dürfe dann ruhig auch mal etwas "komisch" oder "gewöhnungsbedürftig" klingen, sagt sie. Hauptsache, ihre Musik ist progressiv.

Schon als sie zwölf war, schrieb Valbona ihren ersten Song. Da begann das mit der Musik, die sie seither nie mehr losgelassen hat. Sie nahm Gesangsunterricht, schrieb und produzierte allein aus ihrem Zimmer in Germering heraus, experimentierte mit verschiedenen Einflüssen. Die Schulzeit und der damit einhergehende Leistungsdruck waren früher eine große psychische Belastung für sie, das Abitur musste sie abbrechen. Danach probierte sie sich an verschiedenen Jobs, in den meisten aber hielt sie es nicht länger als ein oder zwei Monate aus. Auch ihr Umfeld sei früher ein schlechtes gewesen, habe es ihr schwer gemacht, glücklich zu sein, so erzählt es Valbona zumindest heute. "Ich dachte mir damals: Wie soll ich ein normales Leben führen?", sagt sie. Bis sie in der Musik einen Ausgleich für ihre innere Unruhe fand. "Die Musik hilft mir, meinen eigenen Rhythmus zu finden", sagt sie. Und mehr noch: "Manchmal ist sie das Einzige, das etwas in mir auslöst."

Wovon träumt eine junge Frau wie sie, die ihre ganze Zukunft erst noch vor sich hat? Einmal auf der ganz großen Bühne stehen, riesige Stadien ausverkaufen? Nein, das möchte sie lieber nicht, sagt Valbona. Größenwahn sei ihr fremd. Ihr genügt es, Musik einzig für sich selbst zu machen.

Bonnie

  • Stil: Indie / Alternative-Pop
  • Besetzung: Valbona Mustafa
  • Aus: München
  • Seit: 2020

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