Band der Woche:"Schreiben ist wie eine Therapie für mich"
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Belli hat dieses Jahr schon drei Singles veröffentlicht - trotz der Corona-Pandemie. Nach dem Abitur will sie ihre Musikkarriere richtig starten
Von Clara Löffler, München
Belli saß gerade im Auto, als sie das erste Mal ihren eigenen Song im Radio hörte. "Cage" hieß der Titel, und sie hatte ihn in ihrem Kinderzimmer aufgenommen. Bedroom-Pop nennt sich das im Fachjargon, ein Genre, das sich zuletzt sogar den Weg zu den Grammys hatte bahnen können, Billie Eilish sei Dank. Belli hingegen, die mit bürgerlichem Namen Isabella Löscher heißt, hatte zunächst kaum Hoffnung, es mit ihrem Song überhaupt ins Radio zu schaffen, als die 18-Jährige ihn bei Bayern 3 einschickte. "Ich kann es bis jetzt noch nicht so richtig glauben, dass es geklappt hat", freut sie sich.
Cage ist nur eine von drei Singles, die die Sängerin in diesem Jahr bereits veröffentlicht hat. Das mag überraschen, denn noch nie zuvor war die Musikindustrie besonders für Neulinge von so vielen Unsicherheiten geprägt wie in den vergangenen anderthalb Jahren der Corona-Pandemie. Doch für Belli kam die damit verbundene Auszeit gerade richtig. "Ich mache schon mein ganzes Leben lang Musik. Aber ich hatte bislang nicht die Mittel, etwas herauszubringen. Ich wusste nicht, wie man einen Beat baut oder wie man etwas auf Spotify veröffentlicht", sagt Belli. Dieses Wissen habe sie sich erst während des Lockdowns angeeignet.
Der erste Song, der dabei herausgekommen ist, heißt "Rebelli". So nennt Bellis Mutter ihre Tochter. Ganz rebellisch zeigt Belli sich auch in dem Musikvideo zu ihrer zuletzt veröffentlichten Single "Wildflower", mit rotem Lippenstift, Lederhalsband und Netzhandschuhen.
Die Töne, die sie dabei anschlägt, sprechen jedoch eine ganz andere Sprache, die Sprache der Liebe. Verpackt als Indie-Rock-Nummer singt Belli darüber, dass Liebe auch zu etwas Negativem werden kann, wenn man sich dabei selbst vergisst. Auf diese Weise gelingt ihr genau das, was ihr persönlich in der Musik am wichtigsten ist: Emotionen beim Zuhörer auszulösen. Eines ihrer größten Vorbilder: Coldplay.
Doch nicht nur andere will sie mit ihrer Musik bewegen, auch für sie persönlich hat das Schreiben von Texten eine große Bedeutung: "Schreiben ist wie eine Therapie für mich. Wenn du eine schlechte Erfahrung gemacht hast und einen Song darüberschreibst, verarbeitest du diese Erfahrung und du hast gleichzeitig aus etwas Schlechtem etwas Gutes gemacht," sagt Belli. Mal sind es englische Texte, die sie verfasst, wie bei "Wildflower", mal deutsche, wie bei Cage oder Rebelli. Festlegen will sie sich aber nicht, auch nicht, was das Genre betrifft. Auf ihrer bevorstehenden EP wird sie sogar rappen. Noch steht sie mit ihrer Karriere ganz am Anfang und sagt, dass sie noch so viel wie möglich ausprobieren wolle, um herauszufinden, was zu ihr passt.
Momentan muss sie die Musik ein wenig vernachlässigen, das Abi steht im Sommer an. Belli ist es wichtig, ein zweites Standbein zu haben, denn sie weiß um die große Konkurrenz in der Musikbranche. Lockerlassen will sie dennoch nicht und irgendwann ihre große Leidenschaft zum Beruf machen. Doch erst einmal stehen die ersten größeren Auftritte an, bisher hat sie fast ausschließlich auf Schulbühnen gestanden. "Ich kann es kaum abwarten. Ich habe Bock", sagt sie und lacht. Man glaubt es ihr aufs Wort.
Belli
- Stil: Indie-Rock, Pop, Singer-Songwriter
- Besetzung: Isabella Löscher
- Aus: Landshut/München
- Seit: 2021
- Internet: instagram.com/ohhbelli